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PROTEST/082: Gesteinsabbau zerstört Vulkaneifel (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 1/2013
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

Landschaftszerstörung
Berge wachsen nicht nach

von Norbert Leinung



Die Vulkaneifel ist bedroht. Etwa 40 bis 50 ihrer Kuppen sind bereits dem Gesteinsabbau zum Opfer gefallen, noch einmal so viele sollen folgen. Eine BUND-Kreisgruppe kämpft gegen die Zerstörung.


Reich an Bodenschätzen ist die Vulkaneifel im Nordwesten von Rheinland-Pfalz. Kalk, Basalt und Lava sind begehrte Rohstoffe, seit Jahrhunderten werden sie abgebaut. Nach dem 2. Weltkrieg hat sich der Abbau stark beschleunigt. Mit modernster Technik wird heute in einem Monat so viel abgegraben wie früher in einem Jahrhundert. Jedes Jahr verschwindet nun einer der markanten Vulkankegel. Etliche sind nur noch auf alten Fotos zu bewundern. Wo sich Kegel einst 80 bis 100 Meter über das Gelände erhoben, findet man heute Löcher von annähernd gleicher Tiefe. Wenn sie nicht zur Müllgrube wurden: Über Jahrzehnte hinweg deponierte man vielerorts unkontrolliert Schutt und Abfälle - die Vulkaneifel als Müllkippe der Ballungszentren.


Trinkwasser bedroht

Vulkanisches Gestein ist ein idealer Wasserspeicher und Wasserfilter. Wird dieses Gestein teilweise oder ganz abgebaut, ist stets auch die Qualität des Trinkwassers bedroht. Denn Schadstoffe gelangen so schneller ins Grundwasser und damit ins Trinkwasser. Wirklich verheerend wäre die Verschmutzung der Mineralquellen im Raum Gerolstein-Daun-Dreis. Hunderte von Arbeitsplätzen gingen dann verloren.

Was durch den Abbau von Basalt und Lava schon heute verschwindet, ist die vulkantypische Landschaft. Ihrer Hügel und Kuppen wegen benannte sich der Landkreis Daun erst 2007 in »Vulkaneifelkreis« um. Eine Identität, die er bald wieder zu verlieren droht.


Raubbau in großem Maßstab

Denn die Lage hat sich weiter verschlimmert. Derzeit ist ein Abbau auf 400 Hektar genehmigt. Auf der Hälfte der Fläche wird tatsächlich abgebaut, die Ausbeutung der übrigen 200 Hektar dürfte noch 40 bis 50 Jahre in Anspruch nehmen. Trotzdem will das Landesamt für Geologie und Bergbau dieses Jahr weitere 2 000 Hektar für den Abbau von Basalt und Lava freigeben - eine Fläche von 2800 Fußballfeldern. Weitere 800 Hektar sind für den Kalkabbau vorgesehen.

Das Landesamt ignoriert damit - ganz im Sinne der Abbauunternehmen - jede Art von geschützter Natur, seien es Naturschutzgebiete oder Naturdenkmale, europäisch geschützte FFH- oder Vogelschutzgebiete. Im Laufe dieses Jahres soll die Landesplanungsgemeinschaft über den Vorschlag entscheiden.


Naturschützer wehren sich

Um diesen maßlosen Abbau zu verhindern, hat sich die BUND-Kreisgruppe Vulkaneifel mit anderen regionalen Naturschutzverbänden zusammengeschlossen. Denn auch künftige Generationen sollen sich am Reiz der ungewöhnlich schönen Landschaft freuen können, sollen von Natur, Tourismus und Rohstoffen gleichermaßen profitieren. Die Vulkaneifel darf nicht noch weiter zerstört werden!

Ein solcher Raubbau an der Natur ist nur möglich, weil das Bundesberggesetz dies zulässt - ein Gesetz aus der Zeit Preußens, das den heutigen Ansprüchen an Natur und Landschaft in keiner Weise mehr genügt. Der BUND fordert darum mit Nachdruck, das vordemokratische Bergrecht endlich zu reformieren.


KG Vulkaneifel, www.bund.net/daun,N.Leinung@t-online.de


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- Einst der Eselsberg bei Dockweiler, heute ein großes Loch.
- Einer von vielen zerstörten Vulkankegeln ist der Goßberg bei Walsdorf, oben 1938, unten heute.

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Quelle:
BUNDmagazin 1/2013, S. 30
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2013