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STADT/403: Hamburgs Grün erhalten - Siedlungsentwicklung strategisch ordnen (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 29. April 2016

Hamburgs Grün erhalten - Siedlungsentwicklung strategisch ordnen

NABU-Mitgliederversammlung beschließt Strategiepapier "Hamburger Stadtentwicklung in Zukunft"


Die Bevölkerung in Hamburg nimmt derzeit zu - auch ohne Flüchtlingszustrom. Die Nachfrage nach Wohnraum ist jetzt schon groß. Das ist unbestritten. Doch strittig ist, wie hoch der Bedarf ist, ob man ihn durch die Zielsetzung einer "wachsenden Stadt" noch anfeuern sollte und wo die vielen neuen Wohnungen entstehen sollen. Vor diesem Hintergrund hat die Mitgliederversammlung des mit knapp unter 22.000 Mitgliedern größten Hamburger Naturschutzverbands am Donnerstag, 28. April ein Strategiepapier zur "Hamburger Stadtentwicklung in Zukunft" beschlossen.


Quelle: © NABU Hamburg

Landschaftsachsenmodell, Konzeptkarte zum Landschaftsprogramm 1985 (Behörde für Umwelt und Energie)
Quelle: © NABU Hamburg

Der NABU sieht einen erheblichen Druck auf die immer weniger werdenden, freien Grünflächen der Stadt. Mit dem gestern auf der NABU-Mitgliederversammlung abgestimmten neuen Strategiepapier zur "Hamburger Stadtentwicklung in Zukunft" formuliert der NABU Hamburg konkrete Forderungen, die bei der Diskussion um neue Wohnungsbauprojekten unbedingt berücksichtigt werden müssen.

"Wir brauchen Lösungen für eine langfristige Stadtentwicklung, die nicht zu Lasten der Natur geht", fordert Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg. "Die neue Strategie des Hamburger Senats, mehr Wohnungen zu bauen und dafür neue Siedlungsgebiete im äußeren Stadtgebiet zu erschließen, heißt im Klartext: Grüngebiete als Lebensraum für die Natur und als Naherholungsgebiete für uns Menschen werden verloren gehen. Unser Strategiepapier zeigt daher Ideen und Ansätze auf, wie eine naturverträglichere Stadtentwicklung möglich ist."

Ein zentraler Punkt ist die Orientierung am Leitbild der "Doppelten Innenentwicklung": Bei einer innerstädtischen Verdichtung sollte gleichzeitig die Qualität der bestehenden Grünflächen verbessert werden.

"Es liegt auf der Hand, in dicht besiedelten Stadtteilen mit guter Grünversorgung Gebäude aufzustocken und höhere Gebäude grundsätzlich zuzulassen", meint Porschke. "Dafür ist kein neues Bauland erforderlich, und keine Grünfläche muss Häusern weichen. Mit der Einbindung von Gründächern ist der Natur doppelt geholfen."

Weiter verweist das Strategiepapier auf intelligentes innerstädtischen Flächenrecycling. Flächen wie zum Beispiel der Kleine Grasbrook im Hafen könnten sinnvoll für den Wohnungsbau umgewidmet werden. Nach Auffassung des NABU muss es in erster Linie um Nachverdichtung statt Neuversieglung gehen. Einstöckige Supermärkte mit riesigen Parkplätzen oder großen Garagenanlagen neben Wohngebäuden müssen endlich der Vergangenheit angehören. Ebenso sieht der NABU Hamburg Möglichkeiten, mehr Wohnraum in Siedlungen mit freistehenden Ein- und Zweifamilienhäusern zu schaffen. "In diesen Gebieten ist die Flächenversiegelung zwei- bis dreimal größer als bei geschlossener Bauweise. Es macht also Sinn auch hier über Verdichtung nachzudenken. Solche Ansätze können weitere Eingriffe in freie Grünflächen in Außengebieten verhindern", erklärt Alexander Porschke. Das Bedürfnis der Bewohner nach Wohnen im Grünen müsse dabei berücksichtigt werden, aber man dürfe das Verdichtungspotenzial dieser Gebiete auch nicht verschenken.

Grundsätzlich sieht der NABU das Achsenmodell von 1919 des damaligen Oberbaudirektors Fritz Schumacher auch für die aktuelle Stadtentwicklung als richtungsweisend. Es geht darum, die Landschaftsachsen entlang vieler Flüsse wie Alster oder Bille, oder entlang der Horner Geest unbedingt von weiterer Bebauung freizuhalten. Dies in Zukunft auch über die Hamburger Stadtgrenzen hinaus. Porschke: "Der Senat muss gemeinsam mit der Metropolregion darauf drängen, die Siedlungs- und Landschaftsachsen rechtlich bindend ins Hamburger Umland zu entwickeln und zu erhalten. So können ökologische und auch stadtklimatische Belange berücksichtigt werden."

Mit dem neuen Strategiepapier will der NABU sich verstärkt dafür einsetzen, dass neben den Zielen im Wohnungsbau des Hamburger Senats, ebenso eine funktionsfähige StadtNatur Berücksichtigung findet. Der NABU wird sich auch weiterhin für den Erhalt von Grünflächen einsetzen und bringt sich deshalb jetzt mit alternativen Lösungen in den Planungsprozess für eine naturverträgliche Stadtentwicklung in Hamburg ein. Dabei kann der NABU auf inzwischen 25 örtliche und Fachgruppen sowie eine leistungsfähige Geschäftsstelle bauen.

weitere Informationen:
Strategiepapier "Hamburger Stadtentwicklung in Zukunft" unter
www.NABU-Hamburg.de/stadtentwicklung

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Quelle:
Pressemitteilung pm 58/16, 29.04.2016
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Landesverband Hamburg e.V.
Klaus-Groth-Straße 21, 20535 Hamburg
Tel.: 040/69 70 89-0, Fax: 040/69 70 89-19
E-Mail: info@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2016

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