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STIFTUNG/095: Als die Pandas laufen lernten (WWF magazin)


WWF magazin, Ausgabe 2/2013
WWF Deutschland - World Wide Fund For Nature

Als die Pandas laufen lernten

Artenschutz = Naturschutz = Umweltschutz



Als Feuerwehr für bedrohte Arten gestartet, kämpft der WWF Deutschland heute für einen umfassenden Schutz unserer gesamten Natur. Vom Wandel eines unscheinbaren Herrenvereins zu einer der größten Umweltorganisationen des Landes.


1963: Das Gründungsjahr der Fußball-Bundesliga. Attentat auf US-Präsident John F. Kennedy. Ludwig Erhard wurde Bundeskanzler. Das ZDF ging auf Sendung. Und der WWF Deutschland startete als fünfter Spross der internationalen WWF-Familie.

Es war eine illustre Herrenrunde der Bonner Republik, die den WWF zum Leben erweckte. Eine der treibenden Kräfte war Wolfgang Burhenne. Der Umweltjurist mit internationalem Renommee war bereits zwei Jahre zuvor als einziger Deutscher an der Gründung des WWF International in der Schweiz beteiligt gewesen und engagierte sich stark in der Weltnaturschutzunion IUCN.

In Deutschland erblickte der WWF im Keller der Dienstresidenz des damaligen Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier in Bad Godesberg das Licht der Welt. Neben dem CDU-Politiker beteiligten sich weitere Honoratioren Nachkriegsdeutschlands. Auffällig: Mehrere Gründer des WWF waren im konservativen Widerstand gegen Hitler. Neben Eugen Gerstenmaier, der als evangelischer Theologe gegen das NS-Regime aktiv war, und Wolfgang Burhenne, der drei Jahre im KZ saß, ist hier vor allem Philipp Freiherr von Boeselager zu nennen. Der ehemalige Wehrmachtsoffizier hatte den Sprengstoff für die Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944 besorgt. Nach dem Krieg trat der katholische Baron vor allem als Waldfunktionär in Erscheinung und war von 1968 bis 1988 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzer.

Der prominenteste Naturschützer unter den WWF-Vätern war der Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek. Mit seinen legendären Fernsehsendungen schuf er überhaupt erst ein Bewusstsein der Deutschen für die bedrohte Tierwelt. Er sammelte auch für Schutzprojekte der Frankfurter Zoologischen Gesellschaft und setzte sich viele Jahre für den schließlich 1970 eröffneten ersten deutschen Nationalpark im Bayerischen Wald ein.

Trotz ausgezeichneter Kontakte in Wirtschaft und Politik verlief der Start des deutschen WWF im Stile seines Wappentieres, also eher gemächlich. Die Gründer wollten das internationale Modell kopieren und die ganz Reichen dieser Welt dazu bringen, für den Naturschutz tief in ihre Taschen zu greifen. Folgerichtig nannten sie ihren Verein zunächst nicht WWF Deutschland, sondern "Verein zur Förderung des World Wildlife Fund".

85.000 Mark sammelte der Verein im ersten Jahr. Nicht schlecht für den Anfang. Mit dem Geld wurde vor allem in Notfällen Soforthilfe geleistet: zum Beispiel für die Erhaltung der Feuchtgebiete im Mündungsbereich des Guadalquivir in Andalusien, für den Schutz der Panzernashömer im nepalesischen Chitwan, zum Aufbau der Wildhüterschule Garoua in Kamerun oder für den Serengeti-Nationalpark in Tansania. Doch im Vergleich zu den großen Schwesterorganisationen in der Schweiz, den Niederlanden oder in Großbritannien blieben die Einnahmen überschaubar.


1973: war das Jahr der Ölkrise und Sonntagsfahrverbote. Die USA zogen ihre Truppen aus Vietnam zurück. Helmut Kohl wurde CDU-Vorsitzender. Das Mobiltelefon wurde erfunden und der Geldautomat patentiert.

Der WWF wurde in diesem Jahr vom Verein zur Förderung des World Wildlife Fund in eine "Stiftung für die Gestaltung und den Schutz der natürlichen Umwelt" überführt, den "WWF-Deutschland". Doch noch immer setzten die Verantwortlichen nicht auf Breitenwirkung, sondern hatten in erster Linie Personen des öffentlichen Lebens im Blick. Folgerichtig wurde zum ersten Vorsitzenden des Stiftungsrates der damalige Innen- und spätere Außenminister und FDP-Vorsitzende Hans-Dietrich Genscher gewählt.

Trotz großer Namen blieb der Einfluss des WWF Deutschland gering. Man konzentrierte sich auf die Beschaffung von Geld, das auch an andere Organisationen weitergereicht wurde. Bis 1978 kamen seit der Gründung 15 Jahre zuvor rund sieben Millionen Mark für internationale und vier Millionen Mark für nationale Projekte zusammen. Im internationalen Vergleich blieben die Deutschen damit weit unter ihren Möglichkeiten. Dennoch waren die Bilanz und das Spektrum der Aktivitäten beachtlich: Schutzprojekte für Wanderfalken, Biber und Fledermäuse, Landkäufe in Mooren und Feuchtgebieten, technische Hilfestellung und umweltrechtliche Gutachten wurden aus den Mitteln der Stiftung finanziert.

Die Umsetzung der Maßnahmen überließen die Verantwortlichen bewusst anderen. Diese Strategie war nobel, führte aber dazu, dass die Naturschützer im Zeichen des Pandas in Deutschland weitgehend unbekannt blieben. Die Spenderkartei des WWF umfasste 1978 gerade einmal 4500 Namen. Die führenden Köpfe der Organisation waren Politiker, Unternehmer oder waren als Tierfilmer oder wissenschaftliche Berater unterwegs. Für sie war der WWF nur eine von mehreren Organisationen, denen sie sich widmeten.

Darüber hinaus hatte die Organisation wichtige gesellschaftliche Entwicklungen und andere umweltrelevante Themen lange weitgehend ignoriert. "Naturschutz pur" war das Motto der ersten Jahrzehnte. Doch Problemfelder wie die Chemiepolitik waren nicht erst nach der Katastrophe von Seveso 1976 ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Auch die wachsende Anti-Atom-Bewegung war den Pandas der ersten Stunde eher suspekt.


1978: Nach den RAF-Morden an Jürgen Ponto, Siegfried Buback und Harms Martin Schleyer wurden die Anti-Terror-Gesetze verabschiedet. Mit Johannes Paul II. bekam die Welt einen polnischen Papst. Der Öltanker Amoco Cadiz havarierte vor der französischen Küste.

Der WWF zog von Bonn nach Frankfurt. Die noch kleine Stiftung engagierte ihre ersten Mitarbeiter. Zu den Naturschützern in Nadelstreifen stieß jetzt die hauptamtliche Gummistiefelfraktion. Es ging nun nicht mehr allein darum, Geld zu sammeln, man wollte es auch selbst ausgeben.

Der neue wissenschaftliche Beirat des WWF Deutschland formulierte erstmals umweltpolitische Leitlinien, nach denen der WWF Deutschland sich aus einer Arten-Feuerwehr zu einem vorausschauenden "Anwalt der Natur" weiterentwickelte. Entsprechend begann die Umweltstiftung eigene, langfristig angelegte Projekte zum Schutz bedrohter Arten und ihrer Lebensräume durchzuführen, die über die Landesgrenzen hinaus bedeutsam wurden. Neben der WWF-Artenschutzzentrale in Frankfurt sorgten in den folgenden Jahren gegründete Außenstellen in Mölln, Bremen, Husum, Wesel und Rastatt dafür, dass der WWF allmählich zu einer Instanz in Sachen Naturschutz in Deutschland heranwuchs. Eigenständige Vorhaben wurden entwickelt und umgesetzt. Dazu gehörten die Bewachung von Kranichen und Seeadlerhorsten in Schleswig-Holstein, das Engagement im Wattenmeerschutz und später der Einsatz für den Erhalt und die Renaturierung von Flussauen. Gleichzeitig begann man mit ersten Projekten zur Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen mit Schwerpunkt Artenschutz. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs und mit ihr stieg auch die Zahl der Unterstützer auf rund 55.000 im Jahr 1986. Das umweltpolitische Feld überließ man aber immer noch weitgehend anderen Organisationen.


1986: In der UdSSR explodiert Block 1 der Atomanlage von Tschernobyl. Argentinien besiegt Deutschland im Finale der Fußball-WM mit 3:2. Walter Wallmann wird erster deutscher Umweltminister. Nach einem Großbrand beim Chemieriesen Sandoz kommt es zu einem gewaltigen Fischsterben im Rhein.

In den 80er Jahren entdeckten die Deutschen das Waldsterben, Großstädte riefen Smogalarm aus und spätestens 1986 endete in Tschernobyl der trügerische Traum von der sauberen Kernenergie. Probleme dieses Kalibers ließen sich weder durch Landkäufe noch durch die Bewirtschaftung von Schutzgebieten lösen. Abfallberge, die Verschmutzung und Begradigung von Flüssen, saurer Regen oder Klimawandel verlangten auch vom WWF eindeutige Stellungnahmen.

Zudem setzte auch der WWF International immer stärker auf Politik und Lobbyarbeit. Der WWF mischte mit bei der Verabschiedung eines internationalen Walfangmoratoriums (1986), engagierte sich im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens für ein Handelsverbot mit Elfenbein und kämpfte für den Schutz der Antarktis (1990). Zugleich öffnete sich der WWF neuen Themen und entwickelte Programme zu einer umfassenden globalen Daseinsvorsorge: Gegen den Raubbau an den Wäldern, die Überfischung der Meere und den Verlust natürlicher Süßwassersysteme ebenso wie zum Schutz von Wasser und Böden sowie vor weiterer Erwärmung der Erdatmosphäre durch klimaschädliche Gase. Der zunehmend ganzheitliche Ansatz drückte sich nicht zuletzt in der Umbenennung von "World Wildlife Fund" in "World Wide Fund for Nature" aus.

In anderen Bereichen hingegen war der WWF bereits seiner Zeit voraus. Lange vor der Diskussion um nachhaltiges Wirtschaften und Green Economy entdeckte die Organisation, dass die Wirtschaft nicht nur Teil des Problems, sondern auch Teil der Lösung sein kann. In den 80er Jahren setzte man daher beim WWF verstärkt auf Ökosponsoring und die Vermarktung des Panda-Logos. Dazu wurde 1986 die Panda Fördergesellschaft gegründet, um die finanzielle Unterstützung durch umweltorientierte Unternehmen zu organisieren und ihnen im Gegenzug die Nutzung des WWF-Signets zu ermöglichen.

Nicht alle Kooperationen der ersten Jahre waren Volltreffer und so war der Panda auch schon mal auf Einwegflaschen zu finden und kam auf Hygienepapieren zum Einsatz, die aus Frischfasern hergestellt wurden. Doch das Modell wurde im Laufe der Jahre weiterentwickelt und optimiert. Besonders erfolgreich waren Partnerschaften, bei denen Geld für den Naturschutz eingenommen und zugleich ein Beitrag zur Entlastung der Umwelt geleistet werden konnte.

Bei manchen Kooperationen stand zudem ein Bildungsauftrag im Vordergrund - wie bei der Aktion "Jugend schützt Natur" mit der Krankenkasse AOK in den 80er Jahren. Besondere Aufmerksamkeit erzielte ab 2002 die Zusammenarbeit mit der Brauerei Krombacher zur Hilfe für den Regenwald von Dzanga-Sangha.


1990: Nelson Mandela wird aus dem Gefängnis entlassen. Die Berliner Mauer wird abgerissen, die DDR tritt der Bundesrepublik bei und in Moskau öffnet das erste McDonald's-Schnellrestaurant.

Im Zuge der Wiedervereinigung 1990 ergriff der WWF die Chance, zusammen mit Naturschützern aus der ehemaligen DDR, die durch die Betongrenzanlagen und Minenstreifen geschlagenen Wunden in der Natur zu heilen. Im norddeutschen Drömling zum Beispiel entstand ein Naturschutzgroßprojekt von "gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung". Auch weiter nördlich um den Schaalsee trug der WWF dazu bei, eine 30.000 Hektar große Landschaft aus Seen, Buchenwäldern und Mooren unter Naturschutz zu stellen - und damit auch dem seltenen Seeadler dort wieder zu mehr Nachwuchs zu verhelfen.

Nicht nur die Landkarte Europas erhielt in den 90er Jahren ein neues Gesicht. Auch der Ansatz des WWF veränderte sich weiter. Bei Themen wie Landwirtschaft oder Fischerei wurde immer klarer, dass sich die Grenzen zwischen angewandtem Naturschutz und Umweltpolitik zunehmend auflösten. Der WWF reagierte darauf, indem er politische Aspekte in sein Vorgehen einbezog, ohne die unmittelbare Feldarbeit zu vernachlässigen.

1991 entwickelte der WWF gemeinsam mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen UNEP und der Weltnaturschutzunion IUCN eine Strategie für nachhaltiges Leben (Caring for the Earth) und veröffentlichte sie in mehr als 70 Ländern - eine Steilvorlage für die 1992 folgende erste UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio. Dort wurden - auch auf Druck des WWF - die entscheidenden Konventionen zur biologischen Vielfalt und zum Klimawandel verabschiedet. Aufgrund dessen fokussierte der WWF ab 1997 seine Arbeit auf die wichtigsten Ökoregionen der Erde - die so genannten Global 200. Bewahren wir diese Arche Noah der Lebensräume, so das Ergebnis einer wissenschaftlichen Analyse, können wir etwa 90 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten erhalten. Damit sichern wir die ökologischen Prozesse des globalen Lebensnetzes, das auch uns Menschen trägt. 2003 suchte der WWF schließlich aktiv die Nähe zur Politik und eröffnete ein Lobbybüro in Berlin. Dies war der erste Schritt zum Gesamtumzug der Organisation 2011 in die Bundeshauptstadt.


2012: Queen Elisabeth feiert ihr 60-jähriges Thronjubiläum. Joachim Gauck wird zum neuen Bundespräsidenten gewählt. In der Arktis registriert man eine Rekordschmelze des sommerlichen Packeises.

Aus dem Club ehrenwerter Gentlemen ist eine der größten Umweltorganisationen des Landes geworden. Sie hat ihre Basis in den privaten Förderern, die etwa 60 Prozent der WWF-Naturschutzarbeit finanzieren. Dank ihrer stetig wachsenden Unterstützung hat der WWF Deutschland auch auf internationalem Parkett ein Wort mitzureden. Die Zusammenarbeit mit Unternehmen ist strategischer geworden. Das heißt: Man orientiert sich vorrangig am Umweltnutzen des Vorhabens. Bei der Zusammenarbeit mit EDEKA etwa will man gemeinsam mit der Einzelhandelskette den Warenkorb des Unternehmens nachhaltiger gestalten. Ziel ist es, auf diese Weise neben dem Druck auf den Gesetzgeber und der Aufklärung der Verbraucher Märkte positiv zu verändern. Immer aktiver beteiligt sich der WWF zudem an der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, am Klimaschutz und der Bewahrung der biologischen Vielfalt. "Denn der Reichtum unserer Natur ist nicht nur faszinierend und wunderschön, sondern für uns überlebenswichtig. Deshalb müssen wir noch mehr Menschen von der Bewahrung der biologischen Vielfalt überzeugen, sie muss eine zentrale Bedeutung in unserer Gesellschaft erlangen", sagt WWF-Vorstand Eberhard Brandes. "Dabei machen wir allen klar: Naturschutz muss immer langfristig angelegt werden und die Menschen miteinbeziehen. Nur so kann er erfolgreich sein."

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Die 60er Jahre

1963 - Gründung des WWF Deutschland als "Verein zur Förderung des World Wildlife Fund" in Bonn.

1968 - Mit dem Schutz bedrohter Seeadler in Schleswig-Holstein startet der WWF sein erstes deutsches Artenschutzprojekt.

1969 - Auch mit Hilfe des WWF Deutschland wird Spaniens wichtigstes Feuchtgebiet Coto de Doñana zum Nationalpark erklärt.



Die 70er Jahre

1972 - Mit der "Operation Tiger" startet der WWF seine" erste weltweite Kampagne zur Sicherung der Lebensräume bedrohter Bengal-Tiger. Heute setzt sich der WWF überall ein, wo Tiger mehr Lebensraum und Schutz vor Wilderern benötigen.

1975 - Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES tritt durch den Einfluss des WWF in Kraft. Es reguliert den internationalen Handel mit wild lebenden Tier- und Pflanzenarten und gilt heute in 176 Staaten.

1976 - Gründung von TRAFFIC (Trade Records Analysis of Fauna and Flora in Commerce) durch den WWF und die Weltnaturschutzunion IUCN, um den weltweiten Handel mit Wildtieren und -pflanzen sowie daraus hergestellten Produkten zu überwachen.



Die 80er Jahre

1981 - Der WWF finanziert den Baustart eines Forschungs- und Schutzzentrums für den Großen Panda im 200.000 Hektar großen Wolong-Reservat in der chinesischen Provinz Sichuan.

1982 - Dänemark, Deutschland und die Niederlande wollen auch auf Drängen des WWF das Wattenmeer besser schützen. In der Folge wird das deutsche Wattenmeer Nationalpark und 2009 UNESCO-Weltnaturerbe.

1986 - Auf Initiative des WWF und anderer Nichtregierungsorganisationen wird ein internationales Walfangmoratorium erlassen. Alle Großwale weltweit werden unter Schutz gestellt.

1988 - Start der WWF-Kampagne zur Rettung der Loire. Dank massiver Proteste wird die geplante Industrialisierung des Flusses und der damit verbundene Eingriff in dessen Lauf abgewendet.



Die 90er Jahre

1990 - Zusammen mit Greenpeace sammelt der WWF in Deutschland 320.000 Unterschriften für einen Weltpark Antarktis und übergibt sie an den damaligen Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher.

1993 - Auf Initiative des WWF und anderer Verbände wird der Forest Stewardship Council FSC gegründet und entwickelt das bislang einzige, weltweit zuverlässige Zertifizierungssystem für nachhaltige Forstwirtschaft. Bis heute sind in 80 Ländern fast 172 Millionen Hektar Wald FSC-zertifiziert.

1996 - Gründung des Marine Stewardship Council MSC auf Initiative des WWF. Das Siegel schafft Anreize für die Vermarktung von Fischereierzeugnissen aus nachhaltigem Fang. In Deutschland haben MSC-Produkte bei Wildfisch heute einen Marktanteil von 46 Prozent.

1998 - Auf Initiative auch des WWF ruft die brasilianische Regierung das größte Naturschutzvorhaben der Welt ins Leben: das Amazon Region Protected Area Programme ARPA (siehe unten).

AMAZONIEN
DAS GRÖSSTE SCHUTZPROJEKT DER WELT
Amazonien ist die größte noch verbliebene Regenwaldregion der Erde - rund 15-mal so groß wie Deutschland. Sie beherbergt rund zehn Prozent aller auf der Welt lebenden Tier- und Pflanzenarten. Darüber hinaus ist die Region als gigantischer Kohlenstoffspeicher ein wichtiger Regulator des Weltklimas. Deshalb unterstützt der WWF am Amazonas das umfassendste Naturschutzvorhaben der Welt. Zusammen mit der Entwicklungsbank (KfW), dem Umweltfonds (GEF), der Weltbank und der brasilianischen Regierung wurde 1998 das Amazon Region Protected Area Programme (ARPA) gegründet. Hauptziel: Bis 2016 sollen 60 Millionen Hektar brasilianischen Amazonas-Regenwaldes durch ein riesiges Schutzgebietsnetzwerk gesichert werden - eine Fläche so groß wie Deutschland und Großbritannien zusammen. Bislang wurden 32 Millionen Hektar Schutzgebiete eingerichtet.
Für eine der ARPA-Schutzgebietslandschaften hat der WWF Deutschland Verantwortung übernommen: Zu ihr gehört der mehr als 1,9 Millionen Hektar große Juruena-Nationalpark und das aus neun Schutzgebieten bestehende Apuí-Mosaik in der Größe von 2,4 Millionen Hektar.
SH/BEY


1999 - Die Staatschefs der sechs zentralafrikanischen Staaten verpflichten sich, motiviert vom WWF, in der "Yaoundé-Erklärung" zum verstärkten Schutz und, zur nachhaltigen Nutzung ihrer Regenwälder.



Die 00er Jahre

2000 - Die Regierungen von Rumänien, Bulgarien, Moldawien und der Ukraine verpflichten sich unter Beteiligung des WWF zum Schutz und zur Renaturierung der Auen entlang der Unteren Donau in einem "Grünen Korridor".

2001 - An der Elbe beginnt der WWF sein bislang aufwändigstes Projekt, um einen der größten Auenwälder Mitteleuropas zu renaturieren und damit eine Vielzahl seltener Arten Europas zu bewahren.

2004 - Der WWF ruft den Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) ins Leben, um dessen Mitglieder - Ölpalmen-Anbauer, Händler und Konsumgüterhersteller - zur Einhaltung der Mindeststandards bei der Produktion von Palmöl zu bewegen.

2009 - Der WWF veröffentlicht eine umfassende Studie "Modell Deutschland 2050" mit einem realistischen Fahrplan zum Ausstieg aus der Kohlendioxid-Produktion (siehe unten).

KLIMAWANDEL
NEUE ENERGIEN FÜR DEUTSCHLAND
Für die Energiewende setzt sich der WWF schon lange ein. 2003 hatte die Umweltstiftung als erste Organisation eine Kampagne gegen den Bau neuer Kohlekraftwerke gestartet, die breite Durchschlagskraft entfaltete: "Power Switch" - Umschalten auf neue Energien. Einen Masterplan zum Ausstieg aus der "Kohlendioxid-Produktion" entwickelte der WWF mit seiner vielbeachteten Studie "Modell Deutschland 2050 - vom Ziel her denken" im Jahr 2009. Die Analyse zeigte: Ein Umbau zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ist ohne signifikante Einschränkungen möglich. Die zweite gute Nachricht: Alle dafür vorgeschlagenen Maßnahmen sind technisch machbar und finanzierbar. Die Kosten liegen im Schnitt zwischen 0,3 und 0,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
SH/BEY



Die 10er Jahre

2010 - Tiger-Gipfel in St. Petersburg: 13 Staats- und Regierungschefs einigen sich auf Initiative des WWF auf einen globalen Rettungsplan für den Tiger, um dessen Bestand bis 2022 zu verdoppeln.

2011 - Fünf südafrikanische Staaten beschließen, das zweitgrößte Land- Schutzgebiet der Erde - KAZA - gemeinsam mit dem WWF nachhaltig zu entwickeln.

2012 - Aufgrund der erfolgreichen Schutzbemühungen auch des WWF wird das trinationale Sangha-Schutzgebiet im Kongobecken UNESCO-Weltnaturerbe.



WWF

Den aktuellen WWF-Jahresbericht erhalten Sie im Internet unter wwf.de/jahresbericht.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Auf der Weltbühne - Bereits 1980 wurde in der Weltnaturschutzstrategie eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen empfohlen.

Riesen der Meere - 1961 wurden noch 66.000 Großwale getötet; Mitte der 80er Jahre konnte das große Sterben gestoppt werden. Seitdem erholen sich viele Bestände wie die der Buckelwale (Bild) wieder. Heute bedrohen Fischernetze, Lärm und Klimawandel die Wale. Sie brauchen deshalb weiter unseren Schutz.

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Quelle:
WWF Magazin 2/2013, S. 8 - 17
Herausgeber:
WWF Deutschland
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Die Zeitschrift für Fördermitglieder und Freunde der
Umweltstiftung WWF Deutschland erscheint vierteljährlich


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2013