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TIPS/222: Igelschutz - Unterschlupf statt Hausarrest (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 27. September 2012

Igelschutz - Unterschlupf statt Hausarrest

Dreiviertel der Igel werden im August und September geboren / Selbstständig nach sechs Wochen / Igel sind Wildtiere / Zufütterung möglich / NABU-Infopaket



(Bremen, den 27.9.12) Es mag am nasskalten Wetter liegen, dass der NABU mit besorgten Igelanfragen überhäuft wird. Dabei haben gesunde Igel noch alle Chancen, sich genügend Winterspeck anzufressen. Selbst die Baby-Igel aus den Nachzügler-Geburten sind derzeit ungefährdet. Die Naturschützer bitten deshalb, nur verletzte oder offensichtlich kranke Tiere aufzunehmen.

"Gut die Hälfte der Igel wird im August geboren, ein Viertel im September. Deshalb sieht man jetzt führende Mütter und leider auch viele überfahrene Jungigel", erklärt Sönke Hofmann vom NABU Bremen. Denn schon mit sechs Wochen muss der Nachwuchs alleine klarkommen. Mit etwas Glück lernen die Jungigel rechtzeitig, vor Autos wegzulaufen statt sich arttypisch einzurollen.

Igelkind zusammengerollt, aber von der Bauchseite her zu sehen und das Gesicht halb von vorn - Foto: © NABU Bremen

Foto: © NABU Bremen

Beeindruckend ist die Gewichtszunahme der Igel: Mit knapp 20 Gramm kommen sie zur Welt und verzehnfachen es locker in den sechs Wochen Familienzeit. Danach geht es mit erstaunlichen 50 Gramm pro Woche weiter, wenn denn der Lebensraum genügend Insekten bietet. "Dafür brauchen Igel naturnahe Gärten mit dichten Hecken und einheimischen Gehölzen sowie Reisig-, Laub- und Komposthaufen. Das sind die Nahrungsräume als auch Winterquartiere der Igel", erläutert Hofmann. Igel überleben den Winter auch ohne menschliche Hilfe. Igelforscher haben nachgewiesen, dass auch kleinere Jungtiere in der Natur wesentlich größere Überlebenschancen haben, als allgemein angenommen wird. "Im Haus überwinterte Igel haben im Frühjahr erhebliche Anpassungsschwierigkeiten, wenn sie wieder in die Natur entlassen werden", gibt der Igelfreund zu bedenken. Für den Zeitpunkt des Winterschlafs sei nicht der Monat entscheidend, sondern die Außentemperatur.

Die erste Frostperiode ist häufig nur von kurzer Dauer. Diesem Rhythmus passen sich die Igel an. "Es ist ganz normal, dass wir Igel auch noch im November oder schon im Februar im Garten antreffen", erklärt Hofmann. Deshalb sollten bei Winterbeginn auch mittelgroße Igel in der Natur und in den Gärten verbleiben. Dort kann man erforderlichenfalls ab dem Spätherbst kleinere Igel durch Zufüttern von Hundesoftfutter oder Feuchtfutter, ungewürztem Rührei mit Igeltrockenfutter gemischt, auf die Winterruhe vorbereiten helfen. Keinesfalls darf man den Tieren Milch anbieten.

Igel in Herbstlaub - Foto: © NABU Bremen

Foto: © NABU Bremen

"Wer Igel zu Hause aufnimmt, muß wissen, daß es sich um Wildtiere handelt", so Sönke Hofmann. Nach dem Gesetz zählen Igel zu den besonders geschützten Tieren. Eine Naturentnahme ist auf Ausnahmen beschränkt: Nur verletzte oder kranke Igel dürfen zeitweise aufgenommen werden, um sie möglichst in einer anerkannten Pflegestation gesund zu pflegen.

Die beste Igelhilfe ist jedoch nach wie vor die naturnahe Gestaltung des Gartens. Informationen rund um den Igel, seine Lebensweise und viele Gartentipps bietet ein Igel-Infopaket gegen Einsendung von fünf Euro an den NABU, Contrescarpe 8, 28203 Bremen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 27.09.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Contrescarpe 8, 28203 Bremen
Tel. 0421/3 39 87 72, Fax 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. September 2012