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TIPS/299: Finkensterben wird wieder häufiger beobachtet - Hygienetipps für die Winterfütterung (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 31. Oktober 2014

Finkensterben in NRW: Krankheit wird wieder häufiger beobachtet

NABU warnt vor Übertragung an Futterstellen und gibt Hygienetipps für die bevorstehende Winterfütterungssaison



Düsseldorf - Der Grünfink ist ein beliebter und häufiger Besucher in unseren Gärten. Doch der kompakte und sehr robust wirkende Singvogel ist bedroht: Beim NABU NRW gingen in den vergangenen Wochen vermehrt Meldungen zu erkrankten oder toten Grünfinken ein. "Besorgte Vogelfreunde berichten dem NABU immer wieder von Grünfinken in der Nähe von Futterstellen, die merkwürdig aufgeplustert sind, jede Scheu verloren haben und in der Regel kurze Zeit später verenden", erklärt Bernd Jellinghaus, Sprecher des Landesfachausschusses Ornithologie und Vogelschutz im NABU NRW.

Nachdem vor Wochen schon Fälle aus dem Märkischen Kreis, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und dem mittleren Ruhrgebiet bekannt wurden, folgte das westliche Münsterland und die Rheinschiene. Aktuell häufen sich die Meldungen aus dem Rhein-Erft-Kreis. "Es ist davon auszugehen, dass die gemeldeten Grünfinken mit dem Erreger "Trichomonas gallinae" infiziert sind", so Jellinghaus weiter.

Im Sommer 2009 trat erstmals in größeren Teilen Deutschlands eine solche Trichomonaden-Infektion bei Finken auf. Nach Schätzungen des NABU starben damals etwa 70.000 bis 80.000 Grünfinken an der für diese Art tödlichen Krankheit. Nach dieser großen Epidemie trat die Krankheit in jedem Jahr erneut auf, sobald anhaltend sommerliche Temperaturen herrschten. Es wurde vermutet, dass die warme Witterung die Infektionsgefahr begünstigt. "Die jüngsten Verdachtsfälle lassen befürchten, dass diese Gefahr nicht nur auf die warme Jahreszeit beschränkt ist", betont Jellinghaus.

Auch aus anderen Regionen Deutschlands gibt es in diesem Jahr wieder vermehrt Meldungen von toten Finkenvögeln. Betroffen sind vor allem Grünfink und Gimpel, in einzelnen Fällen auch Stieglitz oder Buchfink. Dies deute daraufhin, dass die Krankheit in diesem Jahr aufgrund des lange anhaltenden warmen und sehr feuchten Wetters wieder größere Ausmaße erreicht. Als Trichomonaden-Infektionsquelle kommen neben dem direkten Kontakt der Tiere untereinander vor allem Futter- und insbesondere Wasserstellen für Vögel in Frage. Hierüber kann ein kranker Vogel schnell viele andere Vögel infizieren.

Mit dem Trichomonaden-Erreger infizierte Tiere zeigen folgende Merkmale: Verklebter Schnabel, schaumiger Speichel, der die Nahrungsaufnahme hemmt, großer Durst. Die Tiere sind kurzatmig und wirken matt, apathisch und schlafen überdurchschnittlich viel. Ihr Gefieder ist meist stark aufgeplustert. In der Regel sterben die Tiere nach kurzer Krankheitsdauer an der Infektion, die immer tödlich verläuft. Nach Angaben von Veterinären besteht für den Menschen, Hunde und Katzen keine Gefahr einer Infektion. Aus bisher unbekannten Gründen scheinen auch die meisten anderen Vogelarten wesentlich weniger empfindlich auf den Erreger zu reagieren als Grünfinken.

Angesichts der bevorstehenden Winterfütterungssaison appelliert der NABU NRW daher an alle Vogelfreunde, auf das Füttern der Tiere bei den aktuell herrschenden milden Temperaturen zu verzichten. Wer dennoch füttert, sollte die Fütterung spätestens dann einstellen und alle Vogeltränken entfernen, wenn kranke oder tote Vögel gefunden werden, um eine weitere Verbreitung zu unterbinden. Generell rät der NABU erst zur Winterfütterung, bei anhaltendem Frost und geschlossener Schneedecke. Grundsätzlich seien alle Futterstellen und Vogeltränken penibel sauber zu halten. Am besten verwende man daher Futterspender (Futtersilos). Hier könnten die Tiere nicht im Futter herumlaufen und es mit Kot und Krankheitserregern verschmutzen. Wer herkömmliche Futterhäuschen verwende, sollte diese regelmäßig mit heißem Wasser reinigen und täglich nur bedarfsgerecht Futter nachlegen.

"Grundsätzlich besteht jedoch keine Gefahr für die allgemein leicht abnehmenden Bestände der Grünfinken", so der NABU-Vogelexperte. In Deutschland lebten rund zwei Millionen Brutpaare, im Sommer seien das über zehn Millionen Grünfinken, Eltern und Jungvögel eingerechnet. Das Finkensterben führe zwar zu einer erhöhten Sterblichkeit, ein nachhaltiger Effekt auf die Bestandsentwicklung sei derzeit aber nicht nachweisbar. Verdachtsfälle aus den Regionen sollten aber dem Kreisveterinäramt angezeigt und tote Vögel dort als Proben angeboten werden, damit das Auftreten des Erregers amtlich dokumentiert werden kann.

Meldungen über kranke und tote Singvögel nimmt der NABU NRW
unter info@nabu-nrw.de entgegen.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 51/2014, 31.10.2014
NABU Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2014