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TOURISMUS/053: Weltgrößtes "Traumschiff" bringt das Arktiseis zum Schmelzen (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 4. Dezember 2009 - Klimaschutz/Schifffahrt

NABU: Weltgrößtes "Traumschiff" bringt das Arktiseis zum Schmelzen

Miller: Saubermann-Image der Kreuzfahrtindustrie steht auf dem Spiel


Anlässlich der morgen beginnenden Jungfernfahrt der "Oasis of the Seas", dem weltgrößten Passagierschiff, hat der NABU an die wachsende Kreuzfahrtindustrie appelliert, die klimaschädlichen Emissionen ihrer Mega-Liner schnell und umfassend zu reduzieren. Vor allem die Ruß- und Schwefelabgase seien inakzeptabel hoch. "Die weißen Traumschiffe selbst neuester Generation blasen tonnenweise schwarze Rußpartikel in die Atmosphäre", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. "Bis heute dürfen Schiffskraftstoffe auf Hoher See mehr als tausendfach so viele Schadstoffe ausstoßen wie Kraftstoffe für Lkw."

Hintergrund für den Appell an die Kreuzfahrtunternehmen ist die wissenschaftliche Erkenntnis, dass Rußpartikel eine erhebliche Klimawirkung haben und insbesondere in der Arktis zu einer rasanten Eisschmelze beitragen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass rund 40 Prozent der Erwärmung in der Arktis auf das Konto der Rußpartikel gehen.

"Für die Kreuzfahrtreedereien ist das Rußproblem eine unbequeme Wahrheit, denn das Saubermann-Image der weißen Traumschiffe steht auf dem Spiel", sagte Miller. Eine Rußreduzierung habe auch bedeutende Vorteile für den Gesundheitsschutz in Häfen und an Küsten, denn die Gefährdung durch Ruß für den menschlichen Organismus sei schon lange erwiesen.

"Wer eine Kreuzfahrt bucht, soll offensichtlich nicht an Umweltverschmutzung, Klimawandel oder Krebs erregende Abgase erinnert werden", vermutet NABU-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger. Jedoch produziere das Schweröl, das die Kreuz- und Frachtschiffe auf See einsetzen, besonders viel Ruß. Aus NABU-Sicht ist daher die schnellste und technisch einfachste Maßnahme zur Rußreduzierung die Verwendung von schwefelarmen Schiffsdiesel, so dass künftig auch Partikelfilter an Bord eingesetzt werden können. "Damit wird eine Kreuzfahrt nur wenige Euro teurer, der Schutz von Klima und Gesundheit ist jedoch unschätzbar hoch", erklärte Oeliger. Ferner sollten Häfen für "Rußschleudern" höhere Hafengebühren verlangen als für Kreuzfahrtschiffe mit geringer Umweltbelastung, damit die Reeder schneller auf saubere Technologien umsteigen. Dieses System werde in Kalifornien bereits umgesetzt.

Ein Hintergrundpapier zu Emissionen bei Kreuzfahrtschiffen ist unter www.NABU.de/verkehr zu finden.


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Quelle:
NABU Pressedienst Nr. 136/09, 04.12.2009
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Dezember 2009