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VERBAND/400: BUND-Saarland - Im Gespräch mit Joachim Götz (BUNDmagazin)


BUNDmagazin - 1/2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

PERSÖNLICH

Im Gespräch mit Joachim Götz


Herr Götz, nun, da das Saarland politisch richtig spannend geworden ist - mit Deutschlands erster »Jamaikakoalition« und einer grünen Umweltministerin -, haben Sie den Vorsitz abgegeben. Bereuen Sie es schon?

Nein, meinen Abschied hatte ich ja lange geplant, und meine gesellschaftliche Verpflichtung im Ehrenamt habe ich, glaube ich, erfüllt.

Dennoch: Die neue Umweltministerin Simone Peter will das Saarland zur Modellregion für ein solares Zeitalter entwickeln - das sind doch neue Töne ...

Richtig, aber Ankündigung und Realisierung sind zwei Paar Schuhe. Vorläufig bin ich noch skeptisch, für eine solche Modellregion hätte Frau Peter etliche Hürden zu nehmen. Aber der BUND wird sie natürlich unterstützen und zugleich regelmäßig an ihre Worte erinnern.

Der BUND Saar ist der kleinste westdeutsche Landesverband. Und doch passiert hier Erstaunliches. So ist unter Ihrem Vorsitz mitten in Saarbrücken ein »Haus der Umwelt« entstanden, das sich der BUND mit vielen Verbündeten teilt. Wie kam es dazu?

Analog zu einem Haus des Sportes, das damals schon bestand, hat der BUND in den 90er Jahren das Haus der Umwelt entwickelt - maßgeblich gefördert von der regionalen Toto-Gesellschaft. Die Bedingung dafür war, dass wir den anderen Umweltverbänden in zentraler Lage günstige Räumlichkeiten bieten. Insgesamt zehn Initiativen arbeiten heute mit uns unter einem Dach.

Nach dem Ankauf haben wir alles komplett renoviert, nach ökologischen und energetischen Gesichtspunkten.

Als eine Finanzierungsquelle haben wir den Stadtwerken unsere Fassade vermietet, für eine Solaranlage, die nach 20 Jahren in unser Eigentum übergeht.

Nutzen Sie denn die räumliche Nähe dazu, sich regelmäßig mit den anderen Verbänden auszutauschen?

Ja, diesen Austausch gibt es, auch wenn die Synergieeffekte nicht ganz so groß sind wie ursprünglich geplant. Aber wir organisieren gemeinsam Aktionen und Feste. Dem ADFC haben wir eine Fahrradwerkstatt eingerichtet und für das Bio-Café im Erdgeschoss nach mehreren Anläufen eine erfolgreiche Pächterin gefunden.

Das Saarland ist zum Teil industriell geprägt, stellenweise aber auch landschaftlich sehr reizvoll. Wo haben Sie als Vorsitzender Ihre Schwerpunkte gesetzt?

Stark in Anspruch genommen hat mich zum Beispiel, dass das Saarland zu den Ländern mit der schlechtesten Abwasserreinigung und den höchsten Müllgebühren zählt. Zugleich produzieren die Saarländer überdurchschnittlich viel Müll. In diesem Bereich habe ich für den BUND viele Konflikte ausgetragen.

Gleichzeitig haben wir immer versucht, große Naturschutzprojekte des BUND auch im Saarland zu begleiten, sei es zum Schutz der Wildkatze oder etwa der Schmetterlinge.

Außerdem konnten wir viele fachliche Grundlagen für die Flüsse und Auen im Land schaffen, gemeinsam mit der Universität des Saarlandes. Dazu passt auch unser »KunterBUNDmobil«, ein umgebauter Lkw mit Mikroskopen und eigener Bibliothek. In diesem fahrbaren Erlebnis- Klassenzimmer bieten Biologen Kindern einen besonderen Zugang zur Natur, speziell zu Gewässern und Auen.

Inwieweit haben Sie als Ingenieur und Hobby-Imker Ihr Fachwissen einbringen können?

Dank meines beruflichen Hintergrundes wusste ich bei Gesprächen mit dem Ministerium oft genau, wovon ich rede. So gab es bei Kontrollen von Umweltstandards in Unternehmen oft erhebliche Defizite. Die Imkerei wiederum hat mir wahnsinnig interessante Einblicke in natürliche Zusammenhänge ermöglicht. Dadurch erlebt man schon die Jahreszeiten ganz anders. Ein solches Hobby kann ich gerade Technikern nur empfehlen!

Herr Götz, vielen Dank für das Gespräch!


Der 60-jährige Ingenieur lebt mit Frau und Kind auf einem alten Bauernhof in Blieskastel, dem Hauptort des neuen Biosphärenreservates Bliesgau im Südosten des Saarlandes.

18 Jahre hat Joachim Götz ehrenamtlich den BUND im Saarland geleitet - und zu einem vielseitigen und einflussreichen Akteur auf Landesebene gemacht.

Mehr Fragen zum BUND Saarland?
Tel. (06 81) 81 37 00, www.bund-saar.de


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Quelle:
BUNDmagazin 1/2010, S. 48
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
Email: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. April 2010