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VIELFALT/207: Weltnaturschutzkonferenz muss Rettungspaket für biologische Vielfalt hervorbringen (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 17. Oktober 2010

Delegierte müssen bei Weltnaturschutzkonferenz in Nagoya Rettungspaket für biologische Vielfalt schnüren.

BUND begleitet Verhandlungen


Berlin/Nagoya (Japan): Kurz vor der morgen im japanischen Nagoya beginnenden Weltnaturschutzkonferenz hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Delegierten aus 193 Teilnehmerstaaten aufgefordert, ein Rettungspaket zu schnüren, das den weltweiten Verlust der biologischen Vielfalt bis 2020 stoppen kann. Dazu gehöre die Verabschiedung eines neuen, ambitionierten Strategischen Plans mit konkreten und messbaren Zielen ebenso wie eine ausreichende Finanzierung für dessen Umsetzung. Unter anderem müssten auf mindestens 20 Prozent der Erdoberfläche ein weltweites repräsentatives Schutzgebietsnetz geschaffen, umweltschädliche Subventionen abgebaut sowie die Überfischung der Meere gestoppt werden. Vor allem das Gastgeberland Japan blockiere bisher die Ausweisung von Meeresschutzgebieten.

Für die Rettung der biologischen Vielfalt forderte der BUND von den Industriestaaten künftig mindestens ein Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes bereit zu stellen. Die von Deutschland auf der letzten Weltnaturschutzkonferenz 2008 in Bonn zugesagten 500 Millionen Euro bis 2012 und 500 Millionen jährlich ab 2013 für den weltweiten Biodiversitätsschutz seien ein erster guter Schritt gewesen. Doch müsste es sich tatsächlich um zusätzliche Gelder handeln. Bisher seien die im Haushalt eingestellten 500 Millionen bereits dreimal, für Biodiversität, Klimaschutz und Entwicklungszusammenarbeit, veranschlagt worden.

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: "Bei der Weltnaturschutzkonferenz geht es um nichts Geringeres als die Sicherung unserer Existenzgrundlagen. Für die Rettung der Weltwirtschaft wurden in kürzester Zeit Milliarden mobilisiert. Doch bei Maßnahmen gegen den Biodiversitätsverlust und den Klimawandel wird zäh gerungen. Dabei sind die Folgen unumkehrbar. Die Weltgemeinschaft muss endlich der auf kurzfristige Gewinne angelegten Naturausbeutung eine Absage erteilen."

Den Delegierten müsse es laut BUND zudem gelingen, endlich eine faire Einigung über die Nutzung der biologischen Vielfalt und den daraus resultierenden Gewinne zu erzielen. So nutzen Pharmafirmen Pflanzen und andere Organismen zur Herstellung von Medikamenten und ließen sich diese patentieren. An den Gewinnen seien die Herkunftsländer allerdings bisher nicht beteiligt. Die indigenen und lokalen Gemeinschaften, deren Heilwissen oftmals genutzt werde, schon gar nicht. Diese Biopiraterie müsse ein Ende haben. Hier muss vor allem Kanada seine Blockadehaltung aufgeben.

Nicola Uhde, BUND-Naturschutzexpertin: "Die Länder des globalen Südens verknüpfen ihre Zustimmung zu einem Strategischen Plan mit den Einlenken der Industriestaaten bei der Biopiraterie und der Finanzierung des weltweiten Biodiversitätsschutzes. Dadurch wird in Nagoya nichts entschieden sein, bevor nicht alles entschieden ist."

Weltweit sind nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN mehr als ein Drittel der 47.677 untersuchten Tier- und Pflanzenarten von Aussterben bedroht. In Deutschland steht ein Drittel der Tiere und Pflanzen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Von den Lebensräumen Deutschlands sind drei Viertel gefährdet. Um als glaubwürdiger Verhandlungspartner in Nagoya aufzutreten, forderte der BUND die Bundesregierung auf, auch die eigenen Hausaufgaben beim Schutz der Biodiversität zu machen. Unter anderem müsse endlich der Indikatorenbericht veröffentlicht werden, der die Gefährdung der biologischen Vielfalt in Deutschland dokumentiere. Für bundeseigene Flächen müsse ein sofortiger Verkaufsstopp dafür sorgen, dass ein Flächenpool für den Biodiversitätsschutz geschaffen werden kann.

Pressekontakt in Nagoya: Der BUND und sein internationales Netzwerk Friends of the Earth (FoE) werden die Weltnaturschutzkonferenz in Nagoya begleiten.

Die BUND-Forderungen zur UN-Naturschutzkonferenz in Nagoya finden Sie im Internet (unten auf der Seite) unter
http://www.bund.net/bundnet/themen_und_projekte/biologische_vielfalt/international/


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Quelle:
BUND-Pressedienst, 17.10.2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Oktober 2010