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VERKEHR/878: Reichswalderhalt - Südanbindung zum Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht-Wendelstein gestoppt (BN)


Pressemitteilung des Bundes Naturschutz in Bayern e.V. - 03.11.2011 - PM 110/LFGS Wald

Freude um Reichswalderhalt

Südanbindung zum Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht-Wendelstein gestoppt


Riesenfreude beim Bannwaldbündnis Feucht-Wendelstein und beim Bund Naturschutz: Die sog. Südspange zum Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht-Wendelstein durch den Reichswald ist Geschichte. Sie hätte acht Hektar Wald auf Wendelsteiner und Feuchter Gebiet gekostet und den Wald mit einer umzäunten Trasse durchschnitten.

Am gestrigen Mittwoch wurde bekannt, dass der Zweckverband Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht-Wendelstein am selben Tag beschlossen hat, die Südanbindung "vorerst nicht weiterzuverfolgen".

Bereits am Vortag hatte der Bund Naturschutz in einer Liste des Staatlichen Bauamtes Nürnberg über Reichswaldeingriffe in den letzten zwanzig Jahren entdeckt, dass das Landratsamt Nürnberger Land angegeben hatte: "Südanbindung GFNW an Zollhausstraße (St 2225) - nicht genehmigungsfähig". Die Liste hatte das Staatliche Bauamt im Planfeststellungsverfahren zur Nordspange am Flughafen Nürnberg vorlegen müssen.

"Ich bin sehr glücklich, dass diese Planung nun vom Tisch ist. Wir haben mit dem geplanten Gewerbegebiet Moser Brücke bei Feucht, dem Ausbau der Staatsstraße Feucht - Penzenhofen und dem geplanten LKW-Parkplatz an der A6 bei Moosbach noch genug Reichswaldeingriffe am Hals, die wir verhindern wollen", so Eckhard Schulz, Sprecher des Bannwaldbündnisses und Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Feucht.

Stefan Pieger, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Wendelstein und ebenfalls Sprecher des Bannwaldbündnisses jubelt: "Endlich haben wir es auch schwarz auf weiß. Wir wussten, dass die Regierung von Mittelfranken schon länger davon Abstand genommen hatte, nun hat sich offenbar die Vernunft auch beim Zweckverband durchgesetzt. Schön wäre es, wenn sich auch der Gemeinderat von Wendelstein davon verabschieden würde. Die Trasse war und ist unnötig, das Gewerbegebiet hat ja bereits einen Autobahnanschluss. Wendelstein bleibt damit von steigendem Durchgangsverkehr verschont."

"Dieses war der erste Streich", gibt sich Heide Frobel, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Nürnberger Land optimistisch, auch weitere Eingriffe im Reichswald zu verhindern.

"Toll, dass das weg ist", so der Vorsitzende der BN-Kreisgruppen Roth, Michael Stöhr.

Bernd Michel von Regionalgruppe des Landesbundes für Vogelschutz Nürnberg/Fürth/Erlangen: "Der Nürnberger Reichswald ist als europäisches Vogelschutzgebiet z.B. wegen seiner Spechtvorkommen geschützt. Eingriffe wie die Südspange müssten gut begründet und alternativlos sein, sonst sind sie nicht genehmigungsfähig. Das wurde hier offenbar erkannt."

"Der Bürgereinsatz war erfolgreich. Das Aus für die Südanbindung zum Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht-Wendelstein ist ein gutes Signal für den Bannwaldschutz und motiviert die Bürgerinitiativen und uns auch für die Auseinandersetzungen wie um die Nordspange zum Flughafen oder die Südumfahrung Buckenhof-Uttenreuth-Weiher", so Richard Mergner, Landesbeauftragter des BN.

Mit der geplanten Südspange sollte das bestehende interkommunale Gewerbegebiet Nürnberg-Feucht-Wendelstein eine zweite Autobahnanbindung zur A73 bekommen. Sie hätte mitten durch den Sebalder Reichswald geführt und ihn ein weiteres Mal zerschnitten. Hintergrund war der Wunsch der Spedition Dachser nach günstigeren Bedingungen für ihre Logistik und der Wunsch des Marktes Wendelstein nach einer direkt von Wendelstein zum Gewerbegebiet führenden Straße. Ein Gutachten der GFK hatte Ende 2009 nachgewiesen, dass der Bedarf für solch eine Straße nicht existiert, weil v.a. die bestehende Autobahnauffahrt zur A6 nicht ausgelastet sei.

Da die Trasse durch das Gebiet der ehemaligen Muna Feucht geführt hätte, hätte die Straße auf gesamter Länge links und rechts eingezäunt werden müssen. Etwa acht Hektar hätten dafür gerodet werden müssen.

Seit Ende 2008 hatte sich Widerstand gegen die Planung geregt. Am 23.4.09 wurde das Bannwaldbündnisses Feucht geründet, dem neben Bund Naturschutz und dem Landesbund für Vogelschutz auch der Verein Zeidelmuseum Feucht, die Freie Kindergruppe und eine Reihe Privatpersonen beitraten. Nachdem sich auch in Wendelstein Widerstand regte, wurde das Bündnis als Bannwaldbündnis Feucht-Wendelstein erweitert.

In der Vergangenheit hatte das Bannwaldbündnis Listen mit 938 Unterschriften gegen das Gewerbegebiet Moser Brücke und die Südspange an den Bürgermeister von Feucht, Konrad Rupprecht, den Bürgermeister von Wendelstein Werner Langhans, den Regierungspräsidenten Dr. Thomas Bauer in Ansbach und den Landrat des Landkreises Nürnberger Land, Armin Kroder überreicht und appelliert, die Reichswaldeingriffe nicht weiterzuverfolgen.

Auch Umweltminister Dr. Markus Söder und die Regierung von Mittelfranken sahen die weitere Zerschneidung des Reichswaldes durch die Südspange sehr kritisch.

Die Bedrohung des Reichswaldes war seit den 70er Jahren nicht mehr so groß wie heute. Alle Projekte sind hoch umstritten und überall haben Umweltverbände und Bürgerinitiativen Alternativen vorgeschlagen. Dies betrifft die Planungen für die Nordspange zum Flughafen Nürnberg (Alternative: bei Bedarf Ertüchtigung Marienbergstraße westl. Bereich/Flughafenstraße), den Ausbau der Staatsstraße Feucht- Penzenhofen (Alternative: geringere Ausbaustandards), die Südumfahrung Buckenhof-Uttenreuth-Weiher (Alternative Stadt-Umland-Bahn), den sechsspurigen Ausbau der A6 (Alternative: Ausbau der Bahn), das Gewerbegebiet südlich der Wiener Straße (Alternative Nutzung leerstehender Gewerbegebiete), eine Sportplatzerweiterung bei Tennenlohe (Alternative: anderer Standort) und Sandabbau auf diversen Flächen nach der derzeit laufenden Fortschreibung des Regionalplans Industrieregion Mittelfranken (Alternative: Baustoffrecycling). Proteste laufen aktuell gegen die bereits ohne Anhörung der Verbände erfolgten Rodungen des Flughafens in Nürnberg. Weitere Rodungen sind dort geplant (Alternative: weiterhin Entnahme einzelner hoher Bäume in der Sicherheitsschneise).

Weitere Informationen unter www.rettet-den-reichswald.de


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Quelle:
Presseinformation PM 110/LFGS Wald, 03.11.2011
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Landesgeschäftsstelle
Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg
Tel. 0 941/ 2 97 20-0, Fax 0 941/ 2 97 20-30
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Internet: www.bund-naturschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2011