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VERBRAUCHER/072: Umweltfreundliche Suchmaschinen (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 178 - Februar / März 2014
Die Berliner Umweltzeitung

Umweltfreundliche Suchmaschinen
Heutzutage rettet man den Regenwald mit ein paar Mausklicks

von Till Kleemann



Google.de ist momentan die am häufigsten benutzte Suchmaschine, aber längst nicht die einzige. Es tun sich immer mehr Alternativen auf, darunter einige, die sich dem Umweltschutz verschrieben haben. Internetseiten wie de.forestle.org, www.ecocho.eu oder www.ecosearch.org werden wohl manchen schon ein Begriff sein. Eine der erfolgreichsten Suchseiten in Deutschland ist derzeit www.ecosia.org.

Im Dezember 2009 wurde die Webseite von Christian Kroll ins Leben gerufen. Es ist seine dritte umweltfreundliche Suchmaschine, allerdings die erste, mit der er international Erfolg hat. Die dafür benötigte Netz-Infrastruktur wird von Yahoo und Bing zur Verfügung gestellt. Unter anderem ist es Ziel seines Sozialunternehmens, den durch Suchanfragen verursachten CO2 Ausstoß zu neutralisieren. US-Forscher vermuten, dass eine Suche bereits soviel Energie verbraucht, wie eine Tasse Wasser zum Kochen zu bringen. Bei mehreren Millionen Nutzern pro Tag kommen einige Tonnen CO2 zusammen. Größtenteils entstehen diese Belastungen durch den Stromverbrauch der Server, auf die die Suchmaschinen zurückgreifen. Diese werden meist mit Strom aus fossilen Energieträgern betrieben. Ecosia selbst läuft mit Ökostrom. Um die Emissionen seiner Partner Yahoo und Bing auszugleichen, kauft Ecosia Gold Standard Zertifikate von myClimate, mit denen der Ausbau regenerativer Energien gefördert wird.

Das primäre Ziel ist jedoch ein größeres. Die erzielten Gewinne werden genutzt, um den Regenwald zu schützen. "Ecosia funktioniert wie jede andere Suchmaschine auch", sagt ihr Erfinder Christian Kroll. Bei den Recherchen werden neben den Ergebnissen gesponserte Links, sprich Werbung angezeigt. Klickt jemand darauf, verdienen Yahoo, Bing und vor allem Ecosia Geld. Das können ein paar Cent sein, im günstigsten Fall etwa ein Euro. Bei zwei von hundert Suchanfragen klickt ein Nutzer auf Werbung, erklärt Kroll. Im Durchschnitt bedeute das für Ecosia Einnahmen von 0,13 Cent pro Suchanfrage.

Davon werden mindestens 80 Prozent gespendet. Bis August 2013 spendete Ecosia für das Aufforstungsprojekt "Juruena-Apui-Nationalpark" in Brasilien. Insgesamt 1.271.557 Euro gingen dafür an den WWF. Derzeit unterstützt das Team um Kroll die Plant a billion trees Kampagne der Nature Conservancy und des UN-Umweltprogramms (UNEP). Durch das Pflanzen von einer Milliarde einheimischer Bäume in Brasilien, soll der Regenwald aufgeforstet werden. Mithilfe moderner, wissenschaftlicher Methoden werden funktionsfähige Ökosysteme wieder hergestellt und nachhaltige Lebensräume geschaffen. Für solch ein Projekt wird viel Geld benötigt, sodass es von Spendern wie Ecosia abhängig ist. Für den einzelnen ist es so sehr leicht möglich, schon durch kleine, in den Alltag einfließende Handlungen, die Welt ein wenig besser zu machen. In der Qualität der Suchergebnisse gibt es zudem kaum einen Unterschied im Vergleich zum Marktführer Google.

Datenschutz ist ebenfalls ein wichtiges Thema. Ganz im Gegenteil zu Google, hat die alternative Suchmaschine das Anliegen, dem Nutzer weitgehend Privatsphäre zu gewährleisten. Bei Google werden private Daten, sowie das Surfverhalten der Nutzer dauerhaft gespeichert und analysiert, um personalisiert werben zu können. Ecosia dagegen löscht alle benutzerrelevanten Daten binnen 48 Stunden und versucht, den Datenschutz stetig und entsprechend seiner Möglichkeiten zu verbessern. Man tut also nicht nur dem Regenwald etwas gutes, wenn man Ecosia benutzt, sondern auch für sich selbst.



Weitere Informationen:
www.plantabillion.org
www.ecosia.org

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Quelle:
DER RABE RALF - 25. Jahrgang, Nr. 178 - Februar/März 2014, Seite 30
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
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Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2014