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WALD/108: 100 Jahre Dauerwald - Berlin braucht Dauerwaldvertrag 2.0 (BUND BE)


BUND Landesverband Berlin e.V. - Pressemitteilung - Berlin, 25. März 2015

100 Jahre Dauerwaldvertrag

BUND: Sicherung wertvoller Natur- und Erholungsflächen vor der Bebauung auch heute nötig - Berlin braucht Dauerwaldvertrag 2.0


Aus Anlass des 100. Jahrestages des Dauervertrages hat der Berliner Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Berlin) den Berliner Senat aufgefordert, mit einem Dauerwaldvertrag 2.0 wertvolle Grün- und Freiflächen vor der Bebauung zu sichern und der Flächenpolitik für Naturschutz und Erholung den gleichen Stellenwert wie dem Ausweisen neuer Wohngebiete beizumessen.

Mit dem Abschluss des Dauerwaldvertrages zwischen dem Preußischen Forstfiskus und dem Zweckverband Groß-Berlin wurden am 27. März 1915 mehr als 10.000 Hektar Wald vor Veräußerung und Bebauung bewahrt, darunter unter anderem der Grunewald und der Tegeler Forst. Dabei verpflichtete sich der Zweckverband, diese Waldflächen nicht zu bebauen, sondern sie für die Naherholung und Trinkwasserversorgung der Berliner auf Dauer zu erhalten. Durchgesetzt wurde die Sicherung der Waldflächen zum Schutz der Natur und der Erholung der Großstädter durch ein breites politisches Bündnis von Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen, Tageszeitungen und Politikern.

Dr. Angela von Lührte, die als Sprecherin des BUND Arbeitskreises Wald die Geschichte des Dauerwaldvertrages aufgearbeitet hat: "Wer heute im Grunewald die Natur genießt, verdankt dies dem Engagement einer breiten Bürgerbewegung vor über 100 Jahren. Die damalige Diskussion weist deutliche Parallelen zur aktuellen Debatte über die zukünftige Stadtentwicklung auf. Wachsende Stadt, Bodenspekulation, Bau von Wohnungen auf der einen Seite - der Kampf um das wertvolle Grün, die Sicherung von Naturschönheiten und Erholungsflächen und Bürgerbeteiligung auf der anderen Seite.

Die Sicherung wertvoller Grün- und Freiflächen und ihre Bewahrung vor Überbauung durch einen Dauerwaldvertrag 2.0 ist für den BUND Berlin angesichts der aktuellen Herausforderungen der Stadtentwicklungspolitik dringend geboten.

Dr. Andreas Faensen-Thiebes, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Stadtnaturschutz: "Angesichts des derzeitigen Baubooms müssen sich Stadtgesellschaft und Berliner Politik darüber verständigen, wo und in welchem Umfang gebaut werden kann und wo die Grenzen sind. Mit der gleichen Energie, mit der jetzt Bauflächen entwickelt werden, müssen auch wertvolle Flächen für Naturschutz und Erholung gesichert werden. Die bisherigen Konzepte des Senates wie das Landschaftsprogramm, die Strategie 'Stadtlandschaften' oder die Biodiversitäts-Strategie dürfen nicht nur auf dem Papier stehen, sondern müssen endlich Verbindlichkeit erhalten und umgesetzt werden. Dazu müssen auch mehr Gelder für den Flächenankauf und Personal bereitgestellt werden."

Obwohl die Naturschutzbehörden seit Jahren bereits nicht mehr ausreichende Kapazitäten hätten, um Natur- und Landschaftsschutzgebiete auszuweisen oder Bebauungspläne zu überprüfen, würde in diesem Bereich weiterhin Personal abgebaut. Für den Flächenankauf zur Umsetzung eines Biotopverbundes fehle ebenso Geld wie für die Sicherung bereits beschlossener "Grün"-Planungen. So sei die die Erweiterung des Mauerparks und die Anlage eines Grünzuges im immer noch geltenden Flächennutzungsplan von 1994 vorgesehen, der bei seiner Erstellung von 4,5 Mio. Einwohnern in Berlin ausging. Der jetzige Konflikt gehe insbesondere darauf zurück, dass nicht das Land, sondern ein privater Investor die ehemalige Bahnfläche erwarb. Ebenso sei die Kolonie Oeynhausen im Flächennutzungsplan als Kleingartengebiet ausgewiesen, dennoch konnte ein privater Investor die ehemals der Deutschen Post gehörenden Fläche erwerben.

Um den Verlust weiterer wertvoller Frei- und Grünflächen zu vermeiden, forderte der BUND Berlin insbesondere die zügige Erstellung einer umfassenden städtischen Freiflächenbilanz.

Dr. Andreas Faensen-Thiebes: "Derzeit nicht geschützte Flächen müssen nach objektivierbaren Kriterien hinsichtlich Ihrer Bedeutung für das Stadtklima, für den Natur- und Artenschutz, zur Erreichung der Ziele der Biodiversitäts-Strategie, der Ziele des Biotopverbunds, für die Sicherung der Trinkwasserversorgung im Stadtgebiet und der Erholung einerseits und andererseits hinsichtlich ihrer Bedeutung für Wohnungsbau und Infrastruktureinrichtungen bewertet werden. Erst dann kann entschieden werden, wo gebaut wird und wo nicht. Schließlich wollen wir, dass die Berlinerinnen und Berliner auch in 100 Jahren noch stolz auf ihre grüne Metropole sein können."

Hinweis: Das BUND-Hintergrundinfo zu 100 Jahre Dauerwaldvertrag finden Sie
unter www.bund-berlin.de

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Quelle:
Presseinformation Info 4, 25.03.2015
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Landesverband Berlin
Crellestraße 35, D-10827 Berlin
Tel. 030/78 79 00-0, Fax: 030/78 79 00-18
E-Mail: kontakt@bund-berlin.de
Internet: www.bund-berlin.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2015

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