ROBIN WOOD magazin - Nr. 138/3.2018
Das Totschweigen im Walde
Waldschäden 2017
von Rudolf Fenner
Wie schon im letzten Jahr: Eine Presseerklärung der Bundesregierung zum alljährlichen Waldschadensbericht 2017 gab es auch dieses Jahr nicht. Und so blieb auch ein Presseecho aus, als der Bericht Ende April - so spät wie noch nie - klammheimlich auf die Homepage gestellt wurde. Kaum jemand hat's gemerkt. Wer dann doch mal zufällig auf die Seiten des für die Wälder zuständigen Landwirtschaftsministerium gerät und die wenigen zusammenfassenden Zeilen zum Bericht liest, wird getrost und zufrieden weiterklicken. Denn: Allen wesentlichen Baumarten - außer den Eichen - gehe es besser als im Vorjahr, so heißt es im Bericht. Besonders gut erholt hätten sich die Buchen.
Doch die Fakten zeichnen ein ganz anderes Bild:
Grafik: © ROBIN WOOD
Die Stickstoff-Emissionen aus der Landwirtschaft sind heute mehr als dreimal so hoch wie die aus dem Verkehrsbereich (siehe Tortengrafik).
Grafik: © ROBIN WOOD
Schon lange will das Bundeslandwirtschaftsministerium die anhaltenden Waldschäden aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden lassen. Am liebsten wäre es dem Ministerium, die jährlichen Erhebungen der Schäden in den Wäldern ganz einzustellen. Das immerhin konnte - auch durch den Protest von ROBIN WOOD und anderen Umweltorganisationen verhindert werden. Nun wird auf andere Weise versucht, die Diskussion um die Immissionsschäden in den Wäldern einschlafen zu lassen: Der Veröffentlichungstermin des jährlichen Berichts über die Schäden in den Wäldern - ursprünglich im November des gleichen Jahres - wurde immer weiter nach hinten verschoben, wie jetzt bis in das Frühjahr des Folgejahres. Die jährliche Bundespressekonferenz zur Vorstellung des Berichts wurde schon vor Längerem eingestellt. Jetzt erscheint noch nicht einmal mehr eine Presseerklärung, wenn das Ergebnis der Schadenserhebung ins Netz gestellt wird. Und wenn sich Ministeriale doch mal äußern müssen, dann erklären sie den Wald zum Tausendsassa und Multitalent und weisen auf vermeintliche Erholungstendenzen hin. Oder wie Julia Klöckners Amtsvorgänger Christian Schmidt: Der erklärte gleich zum Amtsantritt den Wald für im Kern gesund. Und der jährliche Bericht, ursprünglich hieß er mal Waldschadensbericht, heißt heute längst Waldzustandsbericht. Und in Bayern wird er womöglich bald zum Waldgesundheitsbericht.
Es ist höchste Zeit, das Thema Waldsterben dem Landwirtschaftsministerium zu entziehen!
Rudolf Fenner, Waldexperte ROBIN WOOD, Hamburg
Siehe auch www.robinwood.de/waldsterben
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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 138/3.2018, Seite 30 - 31
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2018
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