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ATOM/876: Vattenfall - Wir können alles außer Atomkraft (IPPNW)


IPPNW - Berlin, den 6. Juli 2009

Vattenfall - Wir können alles außer Atomkraft


Nach Auffassung der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW zeigt die jüngste Reaktorschnellabschaltung im Vattenfall-Atomkraftwerk Krümmel, dass die Atomenergie prinzipiell nicht beherrschbar ist. "Wer sich wie Vattenfall zwei Jahre lang nach dem Störfall vom Juni 2007 mit den Maschinentransformatoren des Kraftwerks auseinandersetzt, vor der Wiederinbetriebnahme von der Atomaufsicht noch mal ausdrücklich gewarnt wird, und dann dennoch einen Störfall in Zusammenhang mit einem Maschinentransformator nicht verhindern kann, beweist: Wir können alles außer Atomkraft", so IPPNW-Atomenergieexperte Henrik Paulitz. Solche Netztrennungen wie jetzt in Krümmel sind laut IPPNW äußerst gefährlich, weil sie zum Notstromfall und dann unter Umständen zum Super-GAU führen können.

"Diese hochkomplexe Technik ist nicht beherrschbar und mit zunehmendem Alter der deutschen Atomkraftwerke steigt das Risiko weiter an. Darauf hat auch die Kieler Atomaufsichtsbehörde hingewiesen, ohne mit der endgültigen Stilllegung von Krümmel allerdings die notwendige Konsequenz zu ziehen", so Paulitz. "Der aktuelle Vorfall in Krümmel zeigt: Ein Weiterbetrieb der überalterten deutschen Atomkraftwerke wäre völlig verantwortungslos. Krümmel muss jetzt endgültig vom Netz."

Die Aussage von Unionsfraktionschef Volker Kauder, so lange Kernkraftwerke sicher seien, sollten sie auch laufen dürfen, weist die IPPNW als offenkundigen Unsinn zurück. "Das Atomgesetz wie auch das Bundesverfassungsgericht schreiben den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik als zentralen Sicherheitsmaßstab für Atomkraftwerke vor. Landesaufsichtsbehörden wie auch die Bundesatomaufsicht haben aber wiederholt festgestellt, dass alle deutschen Atomkraftwerke nicht dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik entsprechen. Sie müssen daher nach geltendem Recht stillgelegt werden", so Paulitz.

Auch die Aussage von Kauder, die Forderung nach einer Stilllegung von Atomkraftwerken gemäß Atomgesetz führe zu einer weiteren Erhöhung der Strompreise, ist nach Auffassung von Paulitz nichts als Volksverdummung: "Die Strompreise wurden von den Atomkraftwerksbetreibern in den vergangenen Jahren rein willkürlich ständig erhöht, was mit den realen Kosten in den abgeschriebenen Atomkraftwerken nicht zu rechtfertigen ist. Beim Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke geht es der Atomindustrie und den ihr verbundenen Parteien allein darum, auf Kosten der Stromkunden zusätzliche Milliardengewinne zu realisieren", so Paulitz. Einer Studie der Landesbank Baden-Württemberg zufolge würden Eon, RWE und EnBW Zusatzerlöse von über 200 Milliarden Euro erzielen, wenn die Atomkraftwerke 25 Jahre länger laufen dürften und die Strompreise weiter ansteigen würden.


Über die IPPNW:

Diese Abkürzung steht für International Physicians for the Prevention of Nuclear War. Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges engagieren sich seit 1982 für eine Welt ohne atomare Bedrohung und Krieg. 1985 wurden sie dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Seit 1990 stehen zusätzlich gesundheitspolitische Themen (z.B. Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere, Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten) auf dem Programm des Vereins. In der IPPNW sind rund 7.000 ÄrztInnen und Medizinstudierende organisiert.


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Quelle:
Presseinformation der IPPNW - Deutsche Sektion der
Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, 06.07.2009
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Sven Hessmann, Pressereferent
Tel.: 030-69 80 74-0, Fax: 030-69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juli 2009