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AUTO/348: Autoindustrie will Regelungen für CO2-Grenzwerte von Neuwagen verwässern (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 23. Mai 2013 / Verkehr

Autoindustrie will Regelungen für CO2-Grenzwerte von Neuwagen verwässern



Derweil berät die EU über neue Grenzwerte für Neuwagen, um den CO2-Ausstoß im Verkehrssektor zu verringern. Branchenvertreter versuchen diese Regelungen nun zu kippen.

Bis zum Jahr 2020 soll der durchschnittliche CO2-Ausstoß europäischer Neuwagenflotten auf 95 Gramm je Kilometer sinken, bis 2025 auf 68 bis 78 Gramm (Vgl. EU-Koordination am 25.04.)[1]. In einem Lobbybrief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, der der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vorliegt, schreibt Matthias Wissmann, Präsidenten der Verbands der deutschen Automobilindustrie, diese Regelungen wären unerfüllbar und würden zudem deutsche Autohersteller benachteiligen. Deshalb fordert er, auf strengere Grenzwerte ab 2020 zu verzichten und durch sogenannte "Super-Credits" besonders effiziente Fahrzeuge, wie Elektroautos, mehrfach auf den gesamten Flottenverbrauch eines Herstellers anrechnen zu lassen.

Deutsche Autobauer wären von den Regelungen besonders betroffen, da sie besonders große und schwere Fahrzeuge produzieren, die somit mehr CO2 ausstoßen, als importierte Autos.

Leif Miller, Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), sagte: "Wissmann greift mit falschen Argumenten in die Trickkiste längst vergangener Tage. Nachdem mehrere unabhängige Studien die kosteneffiziente Machbarkeit der Klimaschutzgesetze im Automobilbereich bestätigt und sich EU-Kommission und Umweltausschuss auf bereits abgeschwächte Ziele verständigt haben, erfolgt nun der panische Versuch auf dem kurzen Dienstweg alle bisher erfolgten Vereinbarungen zu kippen".

Auch Stefan Krug, Leiter der politischen Vertretung von Greenpeace Deutschland, rät, "die Kanzlerin sollte sich vom Wehklagen der deutschen Autohersteller nicht beeindrucken lassen und den gegen Klima- und Verbraucherschutz gerichteten Forderungen der Autoindustrie eine klare Absage erteilen".

Nun müssen sich noch die UmweltministerInnen der Mitgliedstaaten der EU auf die endgültigen Regeln einigen. Ein Kompromiss wird für Ende Juni angestrebt. [ej]

[1] http://www.eu-koordination.de/umweltnews/news/verkehr/2075-umweltausschuss-will-niedrigere-emissionsgrenzen-fuer-neuwagen

FAZ
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/eu-fordert-dreiliterauto-autoindustrie-bittet-kanzlerin-um-hilfe-12189219.html

NABU
http://www.nabu.de/presse/pressemitteilungen/index.php?popup=true&show=8101&db=presseservice

Greenpeace
http://www.greenpeace-magazin.de/tagesthemen/einzelansicht/artikel/2013/05/21/greenpeace-kommentar-zum-lobby-brief-von-vda-praesident-matthias-wissmann-an-angela-merkel/

Quelle:
EU-News, 23.05.2013
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2013