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BERGBAU/119: Nach Erdrutsch in Sachsen-Anhalt Warnung vor Gefahr durch Tagebaurestlöcher (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 19. Juli 2009

Nach Erdrutsch im Tagebau in Sachsen-Anhalt warnt der BUND:

"Schadenspotenzial im Rheinland ist enorm"


Düsseldorf, 19.07.2009 - Nach dem verheerenden Erdrutsch im sachsen-anhaltinischen Nachterstedt warnt der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor ähnlichen Risiken durch die Braunkohlentagebaue im Rheinland. Nach Beendigung der drei Großtagebaue Garzweiler, Hambach und Inden entstünden gigantische Restlöcher mit noch unabsehbarem Schadenspotenzial. In unmittelbarer Nähe der bis zu 250 m tiefen und insgesamt mehr als 74 Quadratkilometer Restlöcher lebten heute Zigtausende Menschen.

Dirk Jansen, BUND-Braunkohlenexperte: "Wegen der enormen Dimensionen der rheinischen Braunkohlentagebaue ist die Gefahr von Erdrutschen hier sogar wesentlich größer als in Ostdeutschland. Niemand kann heute guten Gewissens solch katastrophale Ereignisse mit enormen Schadenpotenzial ausschließen."

Nach den Planungen der RWE Power AG verbleiben nach Beendigung der Großtagebaue Garzweiler, Hambach und Inden drei Restlöcher, die über Jahrzehnte hinweg künstlich geflutet werden sollen. Gegen Ende des Jahrhunderts sollen dann drei so genannte Restseen entstehen, deren Gesamfläche in etwa diejenige des Chiemsees erreicht. Der Hambacher Restsee wäre mit einer Fläche von 40 Quadratkilometer und einer Tiefe von bis zu 250 Meter der größte, gefolgt von den Restseen Garzweiler (23 qkm, 185 m) und Inden (11 qkm, 180 m). Gerade während der bis zu 40 Jahre dauernden Befüllung mit Wasser und durch das nach Beendigung der künstlichen Sümpfung langsam wieder ansteigende Grundwasser kann es nach Einschätzung des BUND verstärkt zu Instabilitäten im Tagebaurestloch und den dortigen Böschungen kommen. Erdrutsche seien die zwangsläufige Folge. Dazu führe die Veränderung der Auflastverhältnisse in der oberen Erdkruste zu tagebauinduzierten Mikrobeben, die gleichfalls Erdrutsche auslösen könnten. Besonders prekär sei die Situation, weil in unmitelbarer Nähe der geplanten Restlöcher Zigtausende Menschen lebten. Insbesondere Ortschaften wie Kerpen-Buir und Niederzier (Tagebau Hambach) oder Jackerath und Kückhoven (Tagebau Garzweiler) seien wegen ihrer Randlage zu den Gruben gefährdet.

Besonders verärgert ist der BUND über die unlängst beschlossene Umplanung im Tagebau Inden. Anstelle - wie ursprünglich vorgeschrieben - diesen Tagebau nach der Auskohlung vollständig zu verfüllen, sei dort nun ein Restsee geplant. "Dadurch spart RWE etwa 250 Millionen Euro", sagt Dirk Jansen, "aber die Bevölkerung trägt die Risiken."

Auch im laufenden Betrieb können Erdrutsche nach Ansicht des BUND nicht ausgeschlossen werden. Dirk Jansen: "Es gibt keinen größeren Eingriff in die Struktur des Untergrundes und das Grundwasser als einen Braunkohlentagebau. Der Braunkohlentagebau Hambach wird Tiefen von etwa 500 m erreichen; allein die Außenkippe des Tagebaus ist 220 m hoch. Darin steckt eine enorme Reliefenergie. Durch die so genannte Sümpfung, d.h. das Abpumpen des Grundwassers bis in Tiefen von 550 Metern wird zudem die gesamte Hydrologie eines weiten Umfeldes gestört. Dadurch kommt es schon heute zu hunderten Bergschäden am Gebäudebestand."

Letztendlich, so der BUND, könne niemand die langfristigen Folgen der Braunkohlengroßtagebaue sicher einschätzen. Die zahlreichen alten, zumeist als Seen genutzten Restlöcher in der Ville seien nicht mit Garzweiler, Hambach und Inden vergleichbar. Mit ihren geringen Ausdehnung und Tiefen von maximal 15 Metern seien sie nicht mehr als "harmlose Tümpel". Dagegen seien die Großtagebaue ein "Experiment mit unkalkulierbarem Ausgang".

Mehr Infos zu den Braunkohletagebauen und Restseen:
http://www.bund- nrw.de/themen_und_projekte/braunkohle/tagebaue_im_rheinland/


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Quelle:
Presseinformation 50/09, 19.07.2009
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/30 20 05-22, Fax: 0211/30 20 05-26
Redaktion: Dirk Jansen, Pressesprecher
E-Mail: dirk.jansen@bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juli 2009