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ENERGIE/1394: Strompreiserhöhung - Erneuerbare als Sündenbock (SFV)


Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) - Rundmail vom 17.11.2010

Pressemitteilung des Bundes der Energieverbraucher - Strompreiserhöhung bei Ökostromhändlern

1. Pressemitteilung des Bundes der Energieverbraucher
2. Erhöhung der Strompreise bei Ökostromhändlern
3. Berechnung der EEG-Umlage auf den Internetseiten der 4 großen Übertragungsnetzbetreiber


1. Pressemitteilung des Bundes der Energieverbraucher

Erneuerbare als Sündenbock

(12. November 2010) Ausgerechnet die zukunftsfähigen erneuerbaren Energien müssen derzeit als Sündenbock herhalten: Angeblich sind sie schuld an den jüngsten Strompreiserhöhungen. Entsprechend heftig werden die Erneuerbaren befehdet. Doch die Polemik gegen Erneuerbare ist in Wahrheit ein Ablenkungsmanöver, mit dem die Stromkonzerne von ihren überzogenen Preisen und Gewinnen ablenken.

Tatsächlich steigt die Umlage für erneuerbare Energien ab 1. Januar 2011 um 1,5 Cent je Kilowattstunde von bisher 2,05 auf dann 3,53 Cent je Kilowattstunde. Diese Umlage müssen jedoch nicht die Stromkunden zahlen, sondern zunächst die Stromversorger. Es ist deshalb nicht wahr, dass sich die Haushaltsstrompreise automatisch um diesen Betrag erhöhen müssten.
Die Stromeinkaufspreise der Stromfirmen haben sich, auch durch die Einspeisung von erneuerbarem Strom, in den vergangenen zwei Jahren deutlich verringert. Diese Einsparungen sind etwa so hoch wie die gestiegene EEG-Umlage. Von der Kostenseite her gibt es deshalb keine Rechtfertigung für eine Strompreiserhöhung http://tinyurl.com/stromkaufbilliger.
Es ist unredlich, lediglich die Kostensteigerung des EEG an die Verbraucher weiterzureichen und die Kostensenkungen beim Stromeinkauf stillschweigend als Zusatzgewinn einzustreichen.
Die Gewinne der drei größten Stromkonzerne sind in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen: von sechs Milliarden Euro jährlich im Jahr 2002 auf über 23 Milliarden jährlich im Jahr 2009 (http://tinyurl.com/gewinnexplosion).
E.on Vorstand Dr. Johannes Teyssen sagte auf der Bilanzpressekonferenz am 10. November 2010 klar und öffentlich, dass sich die Strompreise für Haushaltskunden nicht an den Kosten, sondern am Wettbewerb orientieren.
Die branchenweite Erhöhung der Strompreise um 1,5 Cent/kWh hat also den Charakter einer Preisabsprache unter den Stromanbietern. Die Begründung "gestiegene EEG-Umlage" ist lediglich ein Codewort, um die Öffentlichkeit in die Irre zu leiten und die neuerbaren Energien zu diffamieren.
Bereits in den vorangegangenen Jahren hatten die Stromversorger die Preise jeweils um gut einen Cent erhöht - ohne ausreichende Begründung.
Die Preise wurden in den vergangenen Jahren hauptsächlich von den Grundversorgern erhöht.
Der Bundesgerichtshof hat die Versorger in der Grundversorgung verpflichtet, alle Kostensenkungen unmittelbar an die Kunden weiterzugeben (BGH VIII ZR 138/07 Rn. 39, VIII ZR 81/08 Rn. 18). Die Preiserhöhungen stellen damit vermutlich einen Rechtsbruch dar
Der rasche Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung vermindert den Stromabsatz aus konventionellen Kraftwerken und damit das Kerngeschäft der Stromkonzerne. Diese Konzerne haben also allen Grund, um ihre gewaltigen Gewinne zu zittern und die Öffentlichkeit gegen die Förderung erneuerbarer Stromerzeugung aufzubringen.
Verbraucher müssen den Neubau von Kraftwerken stets über den Strompreis bezahlen. Die Einspeisevergütung nach dem EEG senkt die Erzeugungskosten der Erneuerbaren Energien mit großer Geschwindigkeit. Sie entspricht daher den Kosten für den Bau neuer Kraftwerke. Durch die Finanzierung über das EEG ist von vornherein entschieden, dass mit diesen Geldbeträgen nur die Erneuerbaren ausgebaut werden. Den Stromversorgern ist die Entscheidung darüber, welche Kraftwerke gebaut werden, aus der Hand genommen.
Der Vorsitzende der Bundesnetzagentur, Mathias Kurth, warnte die Stromversorger davor, die gestiegene EEG-Umlage in voller Höhe auf die Strompreise der Verbraucher aufzuschlagen. Auch der Vorsitzende der Monopolkommission, Professor Justus Haukap äußerte sich in diesem Sinne.

Fazit: Für den Stromkunden erwecken die Strompreiserhöhungen den Eindruck, die Erneuerbaren würden den Strompreis im Jahr 2011 um zusätzliche 1,5 Cent/kWh verteuern. Dieses Argument hält einer kritischen Prüfung nicht stand. Wer dennoch so argumentiert, macht sich fehlender Sachkenntnis oder einer interessengeleiteten Argumentation verdächtig. Verbraucher wollen mit ihrem Geld den Ausbau Erneuerbarer finanzieren und sind auch bereit, dafür höhere Strompreise in Kauf zu nehmen. Versorger mißbrauchen diese Bereitschaft, um sich die Taschen zu füllen.

Es stellt sich also nicht die Frage, ob wir uns den Ausbau der Erneuerbaren leisten können und wollen. Denn dazu gibt es keine Alternative. Sondern es ist zu fragen, wie lange wir den Stromversorgern ihre überzogenen Preise und ihre Lügen noch durchgehen lassen wollen. Durch den Anbieterwechsel weg von den Konzernen und ihren Töchtern kann jeder Verbraucher die Rote Karte zeigen: Ohne jedes Risiko. Er wird nicht nur mit einem guten Gewissen sondern zusätzlich noch mit Kosteneinsparungen in Höhe von mehreren hundert Euro belohnt.

Kontakt: Dr. Aribert Peters
Vorsitzender
Bund der Energieverbraucher e.V.
Frankfurter Str. 1
53572 Unkel

info@energieverbraucher.de
http://www.energieverbraucher.de

Der Bund der Energieverbraucher e.V. ist die einzige auf Energiefragen spezialisierte Interessenvertretung der privaten und kleingewerblichen Energieverbraucher in der Bundesrepublik. Der bundesweit tätige Verband hat über 13.000 Mitglieder und ist Mitglied in der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.


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2. Erhöhung der Strompreise bei Ökostromhändlern

Mitteilung des SFV

Wieder einmal stehen die Endkunden-Stromversorger vor der unangenehmen Aufgabe, ihren Stromkunden Preiserhöhungen zum kommenden Jahr ankündigen zu müssen.

Eine sehr beliebte und bequeme Art ist es, auf die Erhöhung der EEG-Umlage um ca. 1,5 Cent/kWh hinzuweisen. Selbst einige sogenannte "Ökostromhändler" tuten in dieses Horn. Damit unterstützen sie - teilweise sogar ungewollt - die laufende Gräuelpropaganda der Stromkonzerne, wonach der Ausbau der Erneuerbaren Energien die Stromkunden immer unzumutbarer belaste.

"Das EEG ist Schuld" so kommt es dann beim Stromkunden an.

Protestieren Sie!

Die Elektrizitätswerke Schönau jedenfalls weisen auf ihrer Internetseite darauf hin, dass die Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren Energien die Stromeinkaufspreise der Endkundenversorger senkt. Für das Jahr 2008 nennen sie eine bundesweit eingesparte Gesamtsumme von 3,6 bis 4 Mrd. Euro.

http://www.ews-schoenau.de/fileadmin/content/documents/runterladen/101116_EWS_Merit_order.pdf

Für eine dreiköpfige Familie würde das, wenn die Entlastung an die Endkunden weitergegeben würde, etwa 150 Euro Einsparung ausmachen.


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3. Berechnung der EEG-Umlage auf den Internetseiten der 4 großen Übertragungsnetzbetreiber

Hier finden Sie die Veröffentlichung der Berechnungsmethode und die eingesetzten Zahlenwerte für die Berechnung der EEG-Umlage durch die Übertragungsnetzbetreiber.

http://www.eeg-kwk.net/cps/rde/xbcr/eeg_kwk/2010_10_15_Foliensatz_zur_Veroeffentlichung_final.pdf


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Quelle:
Pressemitteilung vom 17.11.2010
Herausgeber:
Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV)
Frère Roger Straße 8-10, 52062 Aachen
Tel.: 0241/51 16 16, Fax: 0241/53 57 86
E-Mail: zentrale@sfv.de
Internet: http://www.sfv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2010