Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INDUSTRIE

KATASTROPHEN/027: Heute vor 33 Jahren - Kernschmelz-Atomunfall in Tschechoslowakei (IPPNW)


IPPNW - Berlin, den 22. Februar 2010

Heute vor 33 Jahren:
Kernschmelz-Unfall in slowakischem Atommeiler


Heute vor 33 Jahren ereignete sich im tschechoslowakischen Atomkraftwerksblock Jaslowske Bohunice A1 ein Kernschmelz-Unfall. Nach Angaben der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW schmolzen bei dem Unfall am 22. Februar 1977 mehrere Brennelemente, weil Verpackungs- und Feuchtigkeitsabsorptionsmaterial von einem Brennelement nicht entfernt worden war und dann den Kühlkanal verstopfte. Die Reaktorhalle wurde radioaktiv kontaminiert und es kam zur Freisetzung von Radioaktivität in die Atmosphäre wie auch in Oberflächengewässer. Noch heute, 33 Jahre nach dem Unfall, befinden sich Teile der hochradioaktiven Kernschmelze in der Anlage. Zuverlässige offizielle Informationen über die Folgen des Atomunfalls wurden bis heute nicht öffentlich zugänglich gemacht.

IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz weist darauf hin, dass es schon häufiger zu Kernschmelzunfällen kam als gemeinhin bekannt: 1969 im schweizerischen Versuchsreaktor Lucens, 1977 im slowakischen Atomkraftwerk Bohunice A1, 1979 im US-Atomkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg, 1980 im französischen Atommeiler Saint-Laurent A1 und schließlich 1986 im ukrainischen Tschernobyl. "Der Totalschaden von Block A des Atomkraftwerks Gundremmingen im Jahr 1977 zeigt, dass man diese Technik auch in Deutschland keinesfalls sicher im Griff hat", so Paulitz.

Ausgesprochen gefährliche Ereignisse wie etwa 1987 in Biblis A (Deutschland), 1995 in Biblis B (Deutschland), 2001 in Maanshan (Taiwan), 2006 in Forsmark (Schweden) oder 2007 in Krümmel (Deutschland) machen laut Paulitz deutlich, dass es trotz der jahrzehntelangen Betriebserfahrung auch heute jederzeit wieder zur Atomkatastrophe kommen kann. In Forsmark stand man nach Aussage des ehemaligen Konstruktionsleiters des Kraftwerks, Lars-Olov Höglund, 2006 kurz vor einem Kernschmelzunfall.


Über die IPPNW:

Diese Abkürzung steht für International Physicians for the Prevention of Nuclear War. Die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges engagieren sich seit 1982 für eine Welt ohne atomare Bedrohung und Krieg. 1985 wurden sie dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Seit 1990 stehen zusätzlich gesundheitspolitische Themen (z.B. Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere, Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten) auf dem Programm des Vereins. In der IPPNW sind rund 7.000 ÄrztInnen und Medizinstudierende organisiert.


*


Quelle:
Presseinformation der IPPNW - Deutsche Sektion der
Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, 22.02.2010
Körtestr. 10, 10967 Berlin
Sven Hessmann, Pressereferent
Tel.: 030-69 80 74-0, Fax: 030-69 38 166
E-Mail: ippnw@ippnw.de
Internet: www.ippnw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2010