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MELDUNG/043: Energieszenarien - Politische Vorgaben lassen Atomausstieg schlecht aussehen (GW)


Germanwatch-Pressemitteilung - 1. September 2010

Germanwatch analysiert Energieszenarien der Bundesregierung

Unfairer Vergleich von Ausstieg und Laufzeitverlängerung


Bonn, 1.9.2010: Germanwatch hat eine erste Kurzanalyse der von der Bundesregierung vorgelegten Szenarien zum zukünftigen Energiekonzept Deutschlands erstellt. Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass die Verlängerungsszenarien für die Nutzung der Atomkraft nicht fair mit dem Ausstiegsszenario verglichen werden.

"Politische Vorgaben lassen den Atomausstieg schlecht aussehen. Es ist wenig plausibel, warum bei einem Atomausstieg die Energieeffizienz weniger Fortschritte machen sollte. Viele Experten sehen eine Laufzeitverlängerung als Bremsklotz für den Ausbau der Erneuerbaren Energien - die vorgelegten Verlängerungsszenarien sehen hier im Gegenteil einen beschleunigten Ausbau. Es ist auch nicht plausibel, dass der CO2-Preis bei Atomausstieg niedriger sein soll als bei einer Laufzeitverlängerung. Ein fairer Vergleich zwischen Ausstieg und Laufzeitverlängerung sieht anders aus", kommentiert Jan Burck, Klima- und Energieexperte bei Germanwatch. Auch die Grundannahme, dass die Uran- und Steinkohlepreise im Jahr 2050 niedriger liegen als heute, sei wenig wahrscheinlich. "Wenn die Bundesregierung glaubwürdig bleiben will, müsste sie ein den Laufzeitverlängerungsszenarien vergleichbares Szenario auf Grundlage des derzeit geltenden Atomausstiegs rechnen lassen."

Die Ergebnisse der Szenarien zeigen, dass eine Laufzeitverlängerung für die Bürger keine und Industrie kaum einen Vorteil bringt: Die Strompreise blieben bei allen Szenarien von der Laufzeit der Atomkraftwerke unberührt. "Anders als Angela Merkel gesagt hat, spricht also auch aus diesem Blinkwinkel nichts dafür, den Atomausstieg um 10 bis 15 Jahre zu verzögern", so Burck weiter.

Positiv an den politischen Vorgaben für die Szenarien sei hingegen, dass alle zumindest mit einer 85-prozentigen Reduktion der Treibhausgase bis 2050 rechnen. "Damit kommen die Berechnungen nahe an eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 95 Prozent heran, die für die Vermeidung eines gefährlichen Klimawandels notwendig wäre", kommentiert Burck. Ein kürzlich von einem der beteiligten Institute - Prognos - errechnetes Szenario zeigt, dass eine solche Reduktion auch ohne eine Laufzeitverlängerung möglich ist.

Die Analyse der Szenarien der Bundesregierung wurde auf Grundlage des Energieszenarienvergleiches "Welche Energie-Zukunft ist möglich? Ein Vergleich von vier Niedrig-Energie-Szenarien für Deutschland" von Germanwatch vorgenommen. Weitere Hintergründe finden Sie unter http://www.germanwatch.org/klima/nes.htm


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Quelle:
Pressemitteilung, 01.09.2010
Herausgeber: Germanwatch e.V.
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Kaiserstr. 201, 53113 Bonn
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2010