Umweltbundesamt - Presse-Information vom 3. Juni 2016
Beschäftigung im Umweltschutz knackt die 2-Millionen-Marke
Rückgänge in Kernbereichen der Energiewende
2012 waren in Deutschland rund 2,2 Millionen Menschen für den Umweltschutz tätig. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA). Gegenüber dem Jahr 2010 ist die Beschäftigung im Umweltschutz um 245.000 Personen oder 12,5 Prozent gestiegen. Deutlich zugenommen hat die Beschäftigung vor allem im Bereich der umweltschutz-orientierten Dienstleistungen. Auch die steigenden Exporte von Umweltschutzgütern sorgten für höhere Beschäftigungszahlen. In anderen Bereichen, insbesondere bei der Photovoltaik und der energetischen Gebäudesanierung, ist hingegen eine rückläufige Entwicklung zu verzeichnen. Maria Krautzberger, Präsidentin des UBA: "Die Zahlen unterstreichen die wichtige Rolle des Umweltschutzes für den deutschen Markt. Im Bereich der Energiewende brauchen wir einen schnellen Ausbau der Netze, um negative Beschäftigungseffekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu vermeiden."
Jeder 20. Beschäftigte ist in Deutschland für den Umweltschutz tätig: Entweder direkt, wenn im Rahmen der Arbeit Umweltschutzaufgaben wahrgenommen werden, oder indirekt, weil der Arbeitsplatz in vorgelagerten Produktionsbereichen liegt. Die meisten Arbeitsplätze gibt es bei den umweltorientierten Dienstleistungen. Dort arbeiten fast 1,4 Millionen Menschen - im Jahr 2012 ein Anteil von rund 63 Prozent an der gesamten erfassten Umweltschutzbeschäftigung. Hierzu gehören beispielsweise das Energie- und Gebäudemanagement, die ökologische Landwirtschaft und die Gewässerreinhaltung und Abfallbeseitigung. Aber auch die Beschäftigten in Umweltschutzbehörden, im Handel mit Ökoprodukten oder in der Umweltbildung werden hierzu gezählt.
Während sich die Gesamtzahl der Umweltschutzbeschäftigten mangels aktuellerer Daten derzeit nur für das Jahr 2012 ermitteln lässt, liegen für die erneuerbaren Energien bereits Schätzungen bis 2014 vor. Diese belegen den deutlichen Rückgang in der Solarwirtschaft, insbesondere der Photovoltaik - dieser ist jedoch vor dem Hintergrund des weit über den Ausbaukorridoren liegenden PV-Booms in den Jahren 2009 bis 2012 zu sehen. Der Beschäftigungszuwachs in der Windenergiebranche konnte diesen Rückgang nur zum Teil kompensieren, so dass insgesamt die Beschäftigung rund um den Ausbau und die Nutzung der erneuerbaren Energien gesunken ist. Trotz dieses Rückgangs waren mit rund 350.000 Personen im Jahr 2014 immer noch doppelt so viele Menschen bei den erneuerbaren Energien beschäftigt wie zehn Jahre zuvor.
Bei der energetischen Gebäudesanierung ist ebenfalls eine rückläufige Entwicklung zu verzeichnen. Diese Entwicklung könnte umgekehrt werden, würde die Bundesregierung konsequent ihr Ziel umsetzen, die Sanierungsrate für Gebäude von derzeit jährlich weniger als ein Prozent der Gebäude auf zwei Prozent zu verdoppeln.
International nimmt Deutschland auf dem Markt für Umweltschutzgüter seit Jahren eine Spitzenposition ein. Dieser Markt wächst dynamisch. 2012 waren bereits 97.000 Personen durch den Export von Umweltschutzgütern beschäftigt, 19.000 mehr als zwei Jahre zuvor. Rechnet man die Arbeitsplätze durch den Export von Anlagen und Komponenten zur Nutzung erneuerbarer Energien hinzu, belief sich die Beschäftigung durch den Export von Umwelt- und Klimaschutzgütern 2012 auf insgesamt 191.000 Personen. "Weltweit wächst der Bedarf an Umwelt- und Klimaschutztechnologien. Deutschland ist derzeit auf diesen Märkten gut aufgestellt. Diese Position können wir aber nur verteidigen, wenn Deutschland eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz einnimmt und Umweltinnovationen fördert", so Maria Krautzberger.
Etliche Bereiche - wie zum Beispiel Ökotourismus, umweltorientierte Versicherungswirtschaft und produktintegrierter Umweltschutz - sind wegen mangelnder Daten nach wie vor nicht oder nur unzureichend erfasst. Die für 2012 geschätzte Zahl von 2,2 Millionen Beschäftigten ist daher als Untergrenze zu sehen.
Der Bericht zur Umweltschutzbeschäftigung wurde vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) für das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt durchgeführt. Ein Hintergrundpapier fasst die Ergebnisse zusammen.
Etablierte Schätzmethode
Die empirische Ermittlung der Umweltschutzbeschäftigung in Deutschland
hat eine lange Tradition. Erste Studien wurden bereits Ende der
Siebzigerjahre durchgeführt. Seit 2002 lässt das Umweltbundesamt die
(Brutto-)Beschäftigung im Umweltschutz alle zwei Jahre nach einer
einheitlichen Methodik ermitteln. Die Beschäftigungswirkungen des
Umweltschutzes gehen weit über die Herstellung von Windturbinen,
Abgaskatalysatoren oder Recyclinganlagen hinaus und lassen sich
statistisch nicht exakt abgrenzen. Waren, Bau- und Dienstleistungen
für den Umweltschutz entstehen in vielen traditionellen
Wirtschaftszweigen, etwa im Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau, in der
elektronischen Industrie und im Baugewerbe. Hinzu kommt, dass heute
viele Unternehmen Umweltschutzüberlegungen bereits in die
Anlagenplanung und Produktentwicklung einbeziehen. Umweltschutz
entwickelt sich immer mehr zum integralen Bestandteil des
Wirtschaftens. Er hat deshalb in vielen Unternehmen und Betrieben eine
Bedeutung - die aber nicht immer leicht zu quantifizieren ist.
Publikationen
Beschäftigungswirkungen des Umweltschutzes in Deutschland im Jahr
2012
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/beschaeftigungswirkungen-des-umweltschutzes-in-2
Beschäftigung im Umweltschutz 2012
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/beschaeftigung-im-umweltschutz-2012
Dokumente
Presseinformation 22/2016
https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/479/dokumente/pi-2016-22_beschaeftigung_im_umweltschutz.pdf
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Quelle:
UBA-Presse-Information Nr. 22/2016, 03.06.2016
Herausgeber:
Umweltbundesamt (UBA)
Postfach 1406, 06813 Dessau-Roßlau
Postanschrift:
Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau-Roßlau
Telefon: 0340/2103-0, Fax: 0340/2103-2285
E-Mail: pressestelle@uba.de
Internet: www.umweltbundesamt.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2016
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