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AFRIKA/028: Uganda, Waldschutzinstrument REDD - Emissionszertifikate auch für Bauern (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. Dezember 2010

Uganda:
REDD-Einnahmen auch für Bauern - Klimaschützer fordern höhere Anreize

Von Rosebell Kagumire


Kampala, 1. Dezember (IPS/CDKN(*)) - Seit 1990 hat Uganda mehr als 20.000 Quadratkilometer Wald verloren. Die meisten Bäume mussten Feldern von Kleinbauern weichen. Abhilfe verspricht das REDD-Programm, das Industrieländern den Ausgleich ihrer CO2-Emissionen ermöglicht, indem sie für den Erhalt der tropischen Wälder zahlen. Ein Erfolg von REDD scheint jedoch nur dann realistisch, wenn die Erlöse Graswurzel-Organisationen zufließen.

Durch die Zerstörung von Wäldern entsteht etwa ein Fünftel aller weltweit freigesetzten Klimagase. Größeren Schaden richtet nur der Energiesektor an. Das neue Instrument REDD (Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern) basiert dagegen auf der Funktion von Wäldern als Kohlendioxidspeicher. Betreiber von Stahlfabriken und Kohlekraftwerken in Industriestaaten können beispielsweise auf dem freien Markt Emissionszertifikate erwerben und dadurch ihre CO2-Bilanz verbessern.

Über REDD und das erweiterte Konzept REDD+ wird in diesen Tagen auf der Klimakonferenz im mexikanischen Cancún debattiert. Die große Herausforderung liegt nach Ansicht von Beobachtern darin, die Menschen, denen die Wälder eine Existenzgrundlage bieten, sinnvoll in das Programm einzubinden.

In Uganda befinden sich mehr als zwei Drittel aller Wälder in privater Hand, nachdem viele Gemeinden kleinen Farmern Nutzungsrechte an dem Land gewährt haben. Der Erhalt dieser Wälder müsse oberste Priorität haben, forderte Xavier Mugumya von der Nationalen Forstbehörde NFA im Gespräch mit IPS. "Wenn REDD Erfolg haben soll, müssen diese Menschen höhere Anreize für einen schonenden Umgang mit den Wäldern bekommen."


Waldschutz muss für Bevölkerung attraktiver werden

Die Forstaufsichtsbehörde DSF, die die Lage eigentlich unter Kontrolle halten soll, ist in Wirklichkeit hauptsächlich damit beschäftigt, Genehmigungen für eine kommerzielle Nutzung der Gebiete zu erteilen. "Die derzeitige Landpolitik überlässt den einzelnen Bürgern viele Entscheidungen", sagte Mugumya. Die Regierung gestatte etwa das Fällen von Bäumen für die Holzproduktion. Ob Wälder in Ackerland umgewandelt würden, entschieden aber die Bauern. Aus diesem Grund seien bereits so viele Bäume verschwunden.

David Kureeba von der Nationalen Vereinigung professioneller Umweltschützer (NAPE) sieht die Dinge ähnlich. Es sei schwierig, in die Nutzung der privaten Wälder einzugreifen, sagte er. Kureeba kritisierte zugleich, dass es die Naturparks und Waldreservate in Uganda versäumt hätten, den Umweltschutz attraktiv zu gestalten.

Mugumya tritt auch als Unterhändler seines Landes bei den REDD-Verhandlungen auf und arbeitet an einem Konzept zur Umsetzung des Programms. Der mit rund 200.000 US-Dollar von der Weltbank bezuschusste 'Readiness Preparation Proposal' (R-PP) analysiert die Faktoren, mit denen die Entwaldung gebremst werden kann. Dazu gehören auch Kontrollmechanismen und Wege zur Beteiligung der Bevölkerung.

Der erste Entwurf griff allerdings zu kurz. "Die Weltbank fand den Vorschlag Ugandas unbefriedigend. Wir wollen nun auch die Sorgen und Bedürfnisse der Menschen zur Sprache bringen, die von den Wäldern abhängig sind", erklärte Kureeba. Um das Konzept weiterzuentwickeln, hat Uganda 185.000 Dollar von Norwegen erhalten. Die Regierung in Oslo machte die Partizipation der zivilen Gesellschaft an den Konsultationen ausdrücklich zur Bedingung.

Zu den möglichen Modellen zur Umsetzung von REDD gehören beispielsweise das 'International Small Group Tree Planting Program' (TIST) und das 'Nile Basin Reforestation Project'. In beiden Fällen kümmern sich Gruppen von Kleinbauern darum, Bäume zu pflanzen und nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben. Finanziert werden diese Aktivitäten durch den Verkauf von Emissionszertifikaten.

TIST verhilft den Bauern pro gepflanztem Baum zu umgerechnet 20 US-Cent jährlich, wie David Mwayafu und Leo Peskett von dem Ugandischen Bündnis für nachhaltige Entwicklung ermittelten. Die Umweltaktivisten gingen davon aus, dass ein Bauer im Rahmen von TIST auf einem Hektar Land etwa 400 Bäume pflanzt. Kritiker wenden allerdings ein, dass ein Bauer nach diesem Schema in 30 Jahren nur knapp 200 Dollar pro Hektar erwirtschaften kann.


Zuschüsse an Bauern für Baumpflanzungen

Bei dem Projekt zur Begrünung des Nilbeckens erhalten kommunale Organisationen Geld für die Baumzucht in nationalen Schutzgebieten. In diesem Fall erwirbt die Weltbank CO2-Emissionszertifikate. 15 Prozent der Einnahmen leitet die Forstbehörde NFA an die Bauern weiter.

Beobachter raten dazu, nicht nur in die Ausarbeitung von REDD Zeit und Geld zu investieren. Ebenso wichtig sei es, den Schutz der Wälder durch TIST und ähnliche Programme voranzutreiben, hieß es. TIST wird nicht nur in Uganda, sondern auch in Indien, Kenia und Tansania umgesetzt.

Dass der Erhalt von Wäldern nicht nur dem Klima nützt, liegt auf der Hand. Bäume beschatten Anbauflächen, verhindern die Bodenerosion und binden Nährstoffe im Erdreich. Kureeba äußerte allerdings die Befürchtung, dass die Regierungen der an REDD beteiligten Länder nur die Einnahmen aus dem Programm im Blick hätten. Die Beteiligung der Bevölkerung am Ort dürfe aber keinesfalls vernachlässigt werden. (Ende/IPS/ck/2010)


Anmerkung:

(*) Dieser Bericht ist Teil einer Serie über nachhaltige Entwicklung, die IPS in Zusammenarbeit mit dem 'Climate and Development Knowledge Network' veröffentlicht.

Links:
http://www.un-redd.org/
http://www.nfa.org.ug/
http://www.nape.or.ug/
http://www.ugandacoalition.or.ug/
http://www.tist.org/
http://www.cdkn.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=53719



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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 1. Dezember 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2010