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AFRIKA/049: D. R. Kongo - Blackout in Kinshasa, marode Kraftwerke können Strombedarf nicht decken (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. September 2011

D. R. Kongo: Blackout in Kinshasa - Marode Kraftwerke können Strombedarf nicht decken

von Anselme Nkinsi


Kinshasa, 9. September (IPS) - An eine ausreichende Stromversorgung ist in Kinshasa nicht zu denken. Blackouts gehören zum Alttag der acht Millionen Einwohner der kongolesischen Hauptstadt. Die beiden maroden Wasserkraftwerke Inga I und Inga II, die die 300 Kilometer entfernte Metropole versorgen, können den Bedarf nicht decken. Nun hat Staatschef Joseph Kabila persönlich die Reißleine gezogen. Er feuerte den Vorstand der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft (SNEL).

Die beiden Wasserkraftwerke stammen noch aus der Regierungszeit des langjährigen Diktators Mobutu Sese Seko (1975-1997). Inga I wurde 1973 gebaut, Inga II 1982. Von ihrer vorgesehenen Höchstkapazität von 3.600 Megawatt (MW) waren sie schon zu normalen Zeiten, in denen sie etwa 800 MW lieferten, weit entfernt. Heute bringen sie es auf knapp 300 MW.

Ursache der geringen Stromlieferung sei der derzeit ungewöhnlich niedrige Wasserstand des Kongo, erklärte der Direktor der Inga-Kraftwerke. Mbuyi Tshimpanga. "Die Durchflussmenge des Flusses, des mit 4.640 Kilometern zweitgrößten und wasserreichsten afrikanischen Stroms, schwankt im Jahresverlauf zwischen 54.000 und 42.000 Kubikmeter pro Sekunde. Wegen des ausbleibenden Regens führt er jetzt jedoch Niedrigwasser."


Stromimporte erforderlich

"Die 300 Megawatt, die die beiden Hydrokraftwerke in Inga derzeit produzieren, reichen zur Versorgung von Kinshasa und den Provinzen Bas-Congo im Westen und der südöstlichen Bergbauprovinz Katanga nicht aus. Zum Ausgleich des Versorgungsdefizits in Katanga müssen wir aus dem Stromnetz des Nachbarlandes Sambia 50 bis 120 Megawatt importieren", berichtete Tshimpanga.

Für den pensionierten SNEL-Mitarbeiter Rigobert Muhono sieht die Zukunft düster aus. "Wenn es nicht bald regnet, gehen in Kinshasa im September die Lichter aus", meinte er.

Große Probleme macht den Kraftwerksbetreibern in Inga auch die zunehmende Verlandung des Stichkanals, durch den das Kongowasser in die Staubecken fließt. "Täglich gelangen 6.177,6 Tonnen Sand, Schlamm und Kies in den Kanal. 50 Prozent davon werden durch den Staudamm aufgefangen oder maschinell entfernt. Der Rest lagert sich am Grund des Kanals ab", erläuterte der Leiter von Inga I, Henri Kimbanzi.

Albert Landu, Koordinator der in der Hafenstadt Matadi im Westen der Demokratischen Republik Kongo ansässigen Umweltorganisation 'Cause verte', befürchtet, das Niedrigwasser des Kongo werde in seiner Provinz zu einer ökologischen Katastrophe führen. "Der Fischbestand ist in Gefahr", warnte er.


Mangelnde Kompetenz der staatlichen SNEL

Journalisten wie Bienvenu-Marie Bakumanya von der in Kinshasa erscheinenden Tageszeitung 'Le Potentiel' geben weniger dem anhaltenden Regenmangel die Schuld am Niedergang der Stromversorgung durch Inga I und Inga II, sondern vielmehr der mangelnden Kompetenz der staatlichen Elektrizitätsbehörde. "Seit fast drei Jahren wurde der Kanal nicht mehr ausgebaggert", berichtete er. "Ein Schwimmbagger, der bereits 2007 angeschafft worden war, konnte wegen eines Missverständnisses zwischen SNEL und dem Lieferanten 'Marine Trading Engineering' jahrelang nicht eingesetzt werden."

Der Verwaltungsdirektor von SNEL wies die Vorwürfe als unbegründet zurück. Inzwischen werden Sedimente von einem Schwimmbagger und mit von Kuttern gezogenen Schleppnetzen entfernt.

Auch Triphon Kin Kiey, Abgeordneter der Regierungspartei PPRD, ist mit der Performance der staatlichen SNEL unzufrieden und wirft ihr Korruption, mangelnden Weitblick und Konzeptionslosigkeit vor. In einer Fernsehdebatte Ende August stellte er fest: "In diesem Land gibt es Leute, die zwar viel Geld für ihr Vergnügen ausgeben, aber niemals auch nur einen Cent für Wasser und Strom bezahlt haben."

Dazu meinte der Vorsitzende der oppositionellen Arbeiterpartei, Steve Mbikayi: "Für das Versagen, das man der SNEL jetzt vorwirft, ist in Wirklichkeit die Regierung verantwortlich. Für sie gehört der Ausbau der Strom- und Wasserversorgung zu den fünf wichtigsten Projekten im Land." (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2011