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ARTENRAUB/127: Malaysia - Umschlagplatz für afrikanisches Elfenbein, Illegale Exporte nach China boomen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. August 2013

Malaysia: Umschlagplatz für afrikanisches Elfenbein - Illegale Exporte nach China boomen

von Baradan Kuppusamy



Kuala Lumpur, 14. August (IPS) - Malaysia ist fast 9.000 Kilometer von Afrika entfernt. Doch dieser Umstand hat das südostasiatische Land nicht davon abgehalten, zu einer Drehscheibe des illegalen Elfenbeinhandels zwischen Afrika und China zu werden.

"Zwischen Juni 2011 und März dieses Jahres haben wir mehr als zehn Kisten mit geschmuggeltem Elfenbein beschlagnahmt", sagt Khazali Ahmad, Generaldirektor der malaysischen Zollverwaltung. In diesem Zeitraum wurden in dem Land etwa 50 Tonnen Elfenbein von etwa 1.500 afrikanischen Elefanten sichergestellt.

Den größten Fund machten die Behörden jedoch im vergangenen September, als 695 Stoßzähne in der Hafenstadt Port Kelang, 38 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kuala Lumpur, konfisziert wurden. Bei zwei weiteren Razzien im Januar 2012 stießen die Fahnder in Häfen der Bundesstaaten Penang im Norden und Johore im Süden auf 1,4 Tonnen beziehungsweise 492 Kilo Elfenbein.


Elfenbein bei neureichen Chinesen begehrt

Wenn Ladungen mit dem Vermerk 'Export nach Malaysia' gekennzeichnet sind, gehen sie meist weiter nach China. "Das Elfenbein kommt immer aus Afrika und wird nach China transportiert", erklärte Ahmad. Traditionell wird das Material für Essstäbchen, Lesezeichen, chinesische Nippesfiguren und Dekorationen verwendet. Abnehmer sind vor allem neureiche Chinesen oder Angehörige der wohlhabenden chinesischen Minderheiten in Vietnam, Thailand oder auf den Philippinen, die für diese Objekte viel bezahlen.

Auf einigen Märkten wird Elfenbein für mehr als 10.000 US-Dollar pro Kilo gehandelt. Die enormen Gewinne aus dem Handel werden dazu genutzt, kriegsführende Militärs und Rebellengruppen in Zentralafrika, wie die 'Lord's Resistance Army' (LRA) zu unterstützen. Diesen Gruppen gehören oft auch Wilddiebe, Schmuggler und Mitglieder organisierter Verbrecherbanden an.

Malaysia-Landesdirektor der Umweltorganisation WWF, Dionysos S. K. Sharma, zeigte sich angesichts des hohen Preises für Elfenbein "sehr entmutigt". Die Gier nach den Stoßzähnen hat dazu geführt, dass die Populationen afrikanischer Elefanten immer weiter schrumpfen. Wissenschaftler warnen bereits davor, dass die Dickhäuter bald zu den bedrohten Arten zählen könnten.

Die Sorge über Malaysias Rolle als Umschlagplatz für illegale Schiffsladungen mit Elfenbein trat erstmals im Juli auf einem Treffen des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) in den Vordergrund. Gemäß dem Abkommen ist der Handel mit Elfenbein verboten. Malaysia, seit 1975 CITES-Vertragsstaat, muss nun erklären, welche Gegenmaßnahmen es gegen den Schmuggel zu ergreifen gedenkt.

In dem Land wächst indes der Verdacht, dass das beschlagnahmte Elfenbein lediglich die Spitze des Eisbergs sein könnte. "Wie viel afrikanisches Elfenbein wird unbemerkt durch unsere Häfen geschleust?" fragt der Parlamentsabgeordnete Kulasegaran Murugesan, der für den Artenschutz eintritt. "Lassen wir dies einfach geschehen und machen andere für den illegalen Handel verantwortlich oder handeln wir pro-aktiv und entschlossen, um die Elfenbeingeschäfte zu stoppen?" Murugesan will das Thema im Parlament zur Sprache bringen und Druck auf Postunternehmen, Zollbeamte und Wildparkangestellte ausüben, damit internationale Schmuggler die malaysischen Häfen nicht mehr unbehelligt nutzen können.


Durchlässige Grenzen

Doch die Behörden weisen darauf hin, dass sie außer schärferen Kontrollen an Häfen und Flughäfen nicht viel tun können. Die durchlässigen Grenzen machten es möglich, dass Menschen und Waren unbemerkt ins Land gelangten. Dadurch wird Malaysia zu einem bevorzugten Außenposten für Schmuggler.

Wie William Schaedla, der Südostasien-Direktor des Umweltnetzwerkes 'Traffic' erklärt, müssten die Schuldigen aufgespürt und bestraft werden. Es sei zudem wichtig, dass die Zollbehörden das konfiszierte Elfenbein katalogisierten und sicher lagerten.

Eigentlich müssten die illegalen Funde öffentlich vernichtet werden. Doch bisher ist dies nicht geschehen. Deshalb wird befürchtet, dass das Elfenbein nach der Beschlagnahmung wieder auf den Markt gelangt. Nach Angaben des malaysischen Umweltministers Palanivel Govindasamy ist man dabei, ein Inventar des konfiszierten Elfenbeins zu erstellen.

Bis Mitte 2011 war in Malaysia mehr als ein Jahrzehnt lang keine Beschlagnahmung von Elfenbein aktenkundig geworden. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass Elefanten-Stoßzähne nicht durch Häfen und Flughäfen geschleust wurden. Nur die Nachfrage ist gestiegen. In Malaysia selbst ist sie gering. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://worldwildlife.org/
http://www.cites.org/
http://www.traffic.org/
http://www.ipsnews.net/2013/08/ivory-course-runs-from-africa-to-malaysia-to-china/

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IPS-Tagesdienst vom 14. August 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. August 2013