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ARTENRAUB/139: Meeresathleten wollen nicht nach Sotschi (OCEANCARE)


OceanCare - News, 12. Januar 2014

Meeresathleten wollen nicht nach Sotschi



In wenigen Tagen beginnen die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi. Olympiade steht für wahren Geist der Sportlichkeit und die Ehre der Mannschaften. Doch die Kehrseite der Medaille ist alles andere als glänzend: Russland entwickelt sich zum weltweit grössten "Lieferanten" von lebenden Kleinwalen für die Vergnügungsparkindustrie. Die Tiere sollen in Sotschi als Zuschauerattraktion der Olympiade und Tourismusmagnet genutzt werden. Die Öffentlichkeit protestiert dagegen mittels Petitionen. OceanCare und die Whale and Dolphin Conservation (WDC) setzen sich dafür ein, dass das Fangen von Walen und Delphinen weltweit verboten wird.

Vom 7. bis zum 23. Februar 2014 ist Russland erstmals Austragungsort der Olympischen Winterspiele. Bereits heute dümpeln Delphine - Grosse Tümmler - in fünf Delphinarien in Sotchi vor sich hin. Viele stammen aus der brutalen Delphintreibjagd in Taiji, Japan. Ein Delphin soll sogar das Olympische Feuer mittragen. Mindestens sieben Orcas haben Walfänger seit dem Sommer 2013 vor der russischen Ostküste eingefangen. "Wir hoffen, dass die Orcas nicht in den Delphinarien vor den Toren der Olympiade zur Schau gestellt, sondern mittelfristig auf Grund des Drucks der Öffentlichkeit freigelassen werden. In Zeiten von Finanzkrisen ist es noch absurder, Schwertwale und Delphine zu fangen, über Tausende Kilometer einzufliegen und Millionen Euro teure Betonbecken zu bauen, um für zwei Wochen ein Wintersportpublikum im Stile von dubiosen Freizeitparks zu unterhalten. Alles auf Kosten intelligenter Meeressäuger. Es braucht strikte ethische Grundnormen für derartige internationale Grossereignisse", so Nicolas Entrup, Campaigner von OceanCare.

Orcas gemacht für die Freiheit

Die schwarz-weissen Orcas - auch Schwertwale genannt - sind sehr sozial. Sie werden bis zu neun Meter lang und bis zu neun Tonnen schwer - somit sind sie die grösste Delphinart. Die intelligenten Meeressäuger leben in Familien, die sogar eigene Sprachen entwickeln. Ihr Zuhause sind die unergründlichen Tiefen der Ozeane. "Zirka 30 Tiere haben russische Walfänger mit einem Netz eingekreist, ein Tier erstickte darin, das gefangene Weibchen verstarb wenige Wochen später im Delphinarium", beschreibt Entrup eine Orcajagd. Nach brutalem Fang und Transport werden jene Tiere, die überleben, in Delphinarien willkürlich zusammengewürfelt. Fortan schwimmen sie auf engstem Raum in einer für sie unnatürlichen Umgebung. Als Wildtiere sind sie ohne Rückzugsmöglichkeit pausenlos der Präsenz von Menschen ausgesetzt. Sie können nicht ausweichen, sich nicht zurückziehen und stehen unter Dauerstress im künstlich aufbereiteten und mit Chlor versetzten Wasser. "Viele Tiere werden verhaltensgestört oder krank und sterben jung. Was die Delphinarien-Industrie diesen Tieren antut, ist grausam", so Dr. Sylvia Frey, Leiterin Wissenschaft und Bildung von OceanCare. Dass die Gefangenhaltung von Walartigen nicht artgerecht und mit einer hohen Mortalität verbunden ist, ist wissenschaftlich belegt. Doch die Nachzucht von Walen und Delphinen in Gefangenschaft ist nicht nachhaltig, weshalb Wildfänge für Ersatz und Erhalt der Gruppen in Gefangenschaft hinhalten müssen. Mit den Orcafängen in Russland ist die Anzahl der weltweit in Gefangenschaft gehaltenen Orcas bis heute auf 54 angestiegen.

Russlands Walfang boomt

Während in Japan die Orcas schon fast ausgerottet sind, boomt der Walfang in Russland. Dies nachdem u.a. in der EU, in den USA, Australien und Argentinien der Fang von Kleinwalen verboten oder unterbunden worden ist. Allein im letzten Jahrzehnt wurden mindestens 100 Weisswale von Russland nach China exportiert.

Für die Freilassung der Tiere

Mit Petitionen ans Internationale Olympische Komitee bringen Menschen aus aller Welt ihre Betroffenheit zum Ausdruck und verlangen die Freilassung der Tiere. OceanCare und die WDC setzen sich mit vereinten Kräften ein für ein Fangverbot von Waltieren aus freier Wildbahn. Ein sportliches Ziel, dass die Meeresschutzorganisationen mit kontinuierlichem Einsatz, einer ehrenhaften Mannschaft und Fairness angehen. Im November 2013 hat OceanCare erreicht, dass eine Resolution verabschiedet werden konnte, die ein bereits vorgeschriebenes Fangverbot für Walartige verschärft überwachen soll. Dies an der Konferenz für den Schutz von Walen und Delfinen im Mittelmeer und im Schwarzen Meer.


Links
Petition für Orca-Freilassung
https://www.causes.com/actions/1764056-a-petition-to-thomas-bach-international-olympic-co
Petition gegen Delphin-Feuerträger
http://www.thepetitionsite.com/485/027/140/cancel-dolphin-performance-at-sochi-2014-olympics/
Resolution Accobams
http://www.accobams.org/images/stories/MOP/MOP5/Documents/Resolutions/mop5.res5.14_live%20removals%20of%20bottlenose%20dolphins%20in%20the%20black%20sea.pdf

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Quelle:
News vom 12. Januar 2014
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16
Postfach 372
Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88
Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Januar 2014