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ASIEN/028: Indonesien - Geld für grünes Gold, Milliarden-Zusagen auf Klimakonferenz erwartet (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. November 2010

Indonesien: Geld für grünes Gold - Milliarden-Zusagen auf Klimakonferenz in Mexiko erwartet

Von Marwaan Macan-Markar


Bangkok, 18. November (IPS) - Auf der bevorstehenden UN-Klimakonferenz in Mexiko kann Indonesien, das die größten Dschungel Südostasiens besitzt, mit substanzieller Unterstützung für seine Waldschutzpolitik rechnen. Umweltexperten gehen davon aus, dass die größten Klimasünder Milliarden Dollar für den Klimaschutz in Entwicklungsländern zusichern werden.

Die Wälder in Indonesien werden Beobachtern zufolge auf dem vom 29. November bis 10. Dezember geplanten Treffen im mexikanischen Küstenort Cancún besonders im Fokus stehen. Die Bereitstellung zusätzlicher Finanzmittel für den Klimaschutz in den Ländern des Südens wurde im Rahmen des REDD-Prozesses diskutiert.

REDD (Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern) ist ein Modell, das Wälder in ihrer Funktion als Kohlendioxidspeicher sieht. Damit werden die Türen für wirtschaftsfreundliche Finanzmechanismen zur Verringerung der Treibhausgase geöffnet.

Die internationale Staatengemeinschaft strebt eine Aufnahme von Indonesien in den REDD-Prozess an, da das südostasiatische Land den artenreichsten Regenwald der Region besitzt. Laut der Weltagrarorganisation FAO schließt Indonesien rund 94 Millionen Hektar der tropischen Wälder Südostasiens ein, die sich in zehn Staaten über insgesamt etwa 214 Millionen Hektar erstrecken. Mit großem Abstand folgt an zweiter Stelle Burma mit 32 Millionen Hektar.

"Indonesien erhält aus diesem Grund bei allen Diskussionen über das REDD-Modell hohe Aufmerksamkeit", sagte Patrick Durst von der FAO. "REDD könnte durchaus Anreize bieten, die Entwaldung zu stoppen."


Regierung verringert Holzschlag in Indonesien

Die Regierung in Jakarta ist allerdings bereits zu einem Zeitpunkt aktiv geworden, als noch keine Unterstützung durch REDD in Aussicht stand. Gezielte staatliche Schutzmaßnahmen haben laut Durst dazu geführt, dass der Waldschwund in dem Land von 1,7 Prozent in den neunziger Jahren auf 0,7 Prozent in den vergangenen fünf Jahren zurückging. "Indonesien hat ernsthaft darauf hingearbeitet, die Abholzung zu begrenzen."

Indonesien spielt auch deshalb eine so große Rolle in der Klimaschutzdebatte, weil es von allen Ländern der Welt bisher die größten CO2-Ausstöße verursacht hat. Grund dafür ist die massive Abholzung von Wäldern und die Schaffung großer Anbauflächen, etwa zur Produktion von Palmöl.

Der indonesische Staatspräsident Susilo Bambang Yudhono war sich dieser misslichen Lage bewusst, als er im September 2009 auf dem Treffen der G-20 vorschlug, die Treibhausgas-Emissionen seines Landes durch Maßnahmen gegen Entwaldung und sonstigem Raubbau an natürlichen Ressourcen zu verringern.

Die Umweltorganisation 'Centre for International Forestry Research' (CIFOR) schloss aus Yudhonos Zusagen, dass Indonesien anstrebt, den Schadstoffausstoß bis 2020 um 26 Prozent zu senken. Mit internationaler Hilfe könnten es sogar 41 Prozent werden, hieß es.

"Analysen haben ergeben, dass eine Verringerung der Abholzung der Wälder in Indonesien um fünf Prozent bereits zu jährlichen REDD-Zahlungen von 765 Millionen US-Dollar führen könne", erklärte die Nichtregierungsorganisation mit Sitz in der indonesischen Stadt Bogor. Eine 30-prozentige Reduzierung brächte hingegen etwa 4,5 Milliarden Dollar im Jahr ein. "Durch REDD erhält Indonesien die einzigartige Chance, Einkommen zu erwirtschaften, den Verlust der Wälder einzudämmen und einen signifikanten Beitrag zum globalen Klimaschutz zu leisten."

Als größte Hürden auf diesem Weg sehen Experten allerdings die Korruption im Forstsektor. "Bestechlichkeit ist ein ernstes Problem in Indonesien, Malaysia und Papua Neuguinea", sagte Manoj Nadkarni, der bei 'Transparency International' (TI) das Waldschutzprogramm für die Asien-Pazifikregion leitet. "Indonesien zählt zu den fünf Ländern mit dem höchsten Korruptionsindex", erklärte der Mitarbeiter der in Berlin ansässigen NGO, die weltweit gegen Bestechlichkeit kämpft.


Bestechlichkeit gefährdet REDD

"Die Korruption droht REDD zu unterminieren", warnte Nadkarni, der kürzlich am Rande der 14. Internationalen Anti-Korruptionskonferenz in Bangkok mit IPS sprach. Das größte Problem in Indonesien sei der illegale Holzschlag, der den Staat umgerechnet rund zehn Milliarden Dollar jährlich koste, heißt es in einem neuen Bericht der Organisation mit dem Titel 'Analysing Corruption in the Forestry Sector'. Steuerhinterziehungen seitens rechtmäßiger Lizenzinhaber schlügen zusätzlich mit fünf Milliarden Dollar zu Buche.

Unterschiedlichen Untersuchungen zufolge sind weltweit jährlich etwa 700 Millionen Hektar Wald pro Jahr im Asien-Pazifikraum durch illegale Holzfäller gefährdet. Treibende Kraft ist die hohe Nachfrage nach Holz in der internationalen Möbelindustrie. Bis 2020 drohen somit in der Region zwischen Burma und Papua Neuguinea insgesamt rund 6,6 Millionen Hektar Wald verloren zu gehen. (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://unfccc.int/2860.php
http://www.fao.org/
http://www.transparency.de/
http://www.wwf.de/themen/waelder/klima-wald/redd/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=53568


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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 18. November 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2010