Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

ASIEN/066: Philippinen - AKW als Menetekel, eingemottetes Atomkraftwerk wird Touristenziel (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. August 2011

Philippinen: AKW als Menetekel - Eingemottetes Atomkraftwerk wird Touristenziel

Von Kara Santos


Manila, 4. August (IPS) - Ökotouristen, die auf den Philippinen unterwegs sind, könnten schon bald eine bislang einzigartige Attraktion ansteuern. Nach dem Supergau im japanischen Fukushima soll aus dem einzigen, nie in Betrieb genommenen Atomkraftwerk der südostasiatischen Inselrepublik ein Mahnmal für die weltweiten Gefahren der Atomenergie werden.

Das Tourismusministerium will den Besuch des seit 1986 eingemotteten AKWs auf der Halbinsel Bataan, 100 Kilometer von der Hauptstadt Manila entfernt, in ein besonderes Programm aufnehmen. Die Umweltorganisation 'Greenpeace' und andere zivile Gruppen unterstützen das Projekt.

Der ehemalige philippinische Diktator Ferdinand Marcos (1965-1985) hatte das 2,3 Milliarden US-Dollar teure nationale Prestigeprojekt bauen lassen. Es ging nie ans Netz, denn ein Jahr nach Marcos' Sturz stoppte seine Amtsnachfolgerin Corazon Aquino den fast fertig gestellten Bau wegen seiner durch mögliche Erdbeben und Vulkanausbrüche gefährdeten Lage.

Greenpeace hat errechnet, dass die Sicherung des Atommeilers den philippinischen Steuerzahler jährlich fast eine Million Dollar kostet. Umweltaktivisten setzen darauf, dass sich mit dem zum grünen Touristenziel gewendeten Weißen Elefanten künftig gutes Geld verdienen lässt.

Ein von Greenpeace mit Unterstützung der 'National Power Corporation' und der Regierung ausgearbeitetes Pilotprogramm für eine Gruppenführung durch die Betriebsanlagen des Atommeilers von Bataan fand bei den Teilnehmern großen Zuspruch. Ding Fuellos, ein Fachmann für regionale Entwicklung, begrüßte die Gelegenheit, sich in dem sonst für Besucher verbotenen AKW umzusehen. "Ich habe erstmals einen Uranbehälter und einen Atomreaktor gesehen und werde meinen Kindern und Enkelkindern davon erzählen."


Gesteigertes Interesse nach Fukushima

"Gerade nach der Katastrophe von Fukushima könnte das AKW von Bataan zu einer Touristenattraktion für alle Philippiner werden", sagte Fuellos. "Das Angebot könnte besonders Oberschüler, angehende Ingenieure, Vertreter lokaler Verwaltungen, Aktivisten und Experten für regionale Strukturentwicklung interessieren."

Wie Francis de la Cruz, Greenpeace-Sprecher in Südostasien, berichtete, sei man inzwischen mit Organisatoren von Ökotouren im Gespräch, um die Führung durch das Atomkraftwerk durch den Besuch anderer regionaler Tourismusziele zu ergänzen. Die Strände von Bataan und seine Ökowanderwege bieten sich dazu ebenso an wie die nahe gelegene Schutzstation für Schildkröten. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.greenpeace.org
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=56698

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 4. August 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. August 2011