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ASIEN/094: Indien - Land soll sauberer werden, doch Erfolg erfordert Bewusstseinswandel (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 29. Mai 2015

Indien: Land soll sauberer werden - Doch Erfolg erfordert Bewusstseinswandel

Von Prerna Sodhi*


Foto: © Development Alternatives

Indische Studentinnen informieren sich über die Sauberhaltung von Wasser
Foto: © Development Alternatives

NEU-DELHI (IPS) - Den Slogan 'Swachh Bharat' ('Sauberes Indien') bringen die meisten Inder mit dem Regierungschef Narendra Modi in Verbindung. Kurz nach seiner Amtsübernahme im Jahr 2014 gab er den Startschuss zu einer landesweiten Kampagne, die die Bevölkerung zu größerer Sauberkeit anhalten soll.

Mit seinem Aufruf ist es ihm definitiv gelungen, die Massen für das wichtige Thema zu sensibilisieren. Ob ihm die Menschen Folge leisten werden, bleibt jedoch dahingestellt. Immer wieder kommt es vor, dass Menschen 'Swachh Bharat' rufen und dann ihren Müll auf offener Straße entsorgen.

Die Idee, Indien sauberer zu machen, ist nicht neu. Und 'Swachh Bharat' war schon bekannt, bevor der Begriff von Modi 'patentiert' wurde. Seit Jahrzehnten gibt es Bestrebungen, Bürger, von denen etliche sogar im Freien defäkieren, von der Notwendigkeit von Sauberkeit zu überzeugen.

Die aktuelle Regierungsinitiative spricht die Bürger direkt an. Aktivisten, die sich für nachhaltige Entwicklung einsetzen, argumentieren aber, dass auch die Sauberkeit von Wasser, Energien und die Abwasserklärung thematisiert werden sollten.


Infektionsquelle Wasser

Der Zugang zu sicherem Trinkwasser ist eines der größten Probleme Indiens. Laut einem Bericht des Weltkinderhilfswerks UNICEF und der UN-Ernährungsorganisation FAO ziehen sich jedes Jahr etwa 37,7 Millionen Inder Krankheiten zu, die durch Wasser übertragen werden. 73 Millionen Arbeitstage gehen dadurch verloren. Etwa 1,5 Millionen Kinder sterben allein an Durchfall.

Obwohl der Bevölkerung Desinfizierungsmethoden bekannt seien, werden sie oftmals nicht angewandt, wie Kavneet Kaur berichtet, Sie ist Mitarbeiterin der 1982 gegründeten Organisation 'Development Alternatives' (DA), die die Auswirkungen des Klimawandels auf Gesellschaft und Umwelt untersucht und nachhaltige Lösungen im Sinne der Armutsbekämpfung anbietet.

Sie bedauert, dass der Wasseraufbereitung bisher keine Priorität eingeräumt wird. In den Slums entschieden sich die meisten Menschen in aller Regel für Lösungen, die sie nichts kosten würden. Und diejenigen, die Zugang zu günstigen Methoden wie der Chlorierung oder der solaren Wasserdesinfektion (SODIS) hätten, schrecke der Zeitaufwand ab, sie anzuwenden.

DA hat mit ihren intensiven Kampagnen bereits etwa 50.000 Haushalte und 26 Schulen in Stadtsiedlungen erreicht und ihnen gezeigt, wie Wasser durch SODIS, Chlorierung oder Abkochen sicher aufbereitet werden kann. Dabei können bis zu 99 Prozent der Bakterien abgetötet werden, wenn Wasser in einer PET-Flasche Sonnenbestrahlung ausgesetzt wird. Natürliches ultraviolettes Licht reicht also aus, um Wasser für den menschlichen Konsum aufzubereiten.

Die Organisation hat außerdem den 'Jal-TARA'-Filter entwickelt, der Arsen, pathogene Bakterien und überschüssiges Eisen aus verunreinigtem Wasser entfernt, sowie 'TARA Aqua+', eine Natriumhypochlorit-Lösung zur Reinigung von Wasser. Eine weitere Erfindung ist das 'TARA Aquacheck Vial', ein Testverfahren, mit dem Bakterienbefall festgestellt wird.

Diese Angebote werden sich allerdings ohne einen Bewusstseinswandel kaum in der indischen Bevölkerung durchsetzen. Das Gleiche lässt sich auch über die 'Swachh Bharat'-Kampagne sagen.

Um eine saubere Umwelt geht es auch bei der Kampagne 'CLEAN-India - The City I want', die DA in den sozialen Netzwerken im Internet führt. Zehn indische Städte - Mirzapur, Mohali, Vadodara, Alwar, Ambala, Bharatpur, Indore, Nashik, Mussoorie und Rishikesh - sind bereits daran beteiligt.

'CLEAN' steht hier für 'Community Led Environment Action Network' (Gemeindegeführtes Umwelt-Aktionsnetzwerk). Zielgruppe des Programms sind in erster Linie junge Menschen in den Städten. Bislang wurden 28 unabhängige Organisationen, 300 Schulen. 800 Lehrer und mehr als eine Million Schüler erreicht. Begleitet wird die Kampagne von zahlreichen unabhängigen Vereinigungen - Sozialverbänden, Elternforen, lokalen Unternehmerverbänden und Umweltgruppen. (Ende/IPS/ck/29.05.2015)

* Die Journalistin Prerna Sodhi arbeitet für die 'Development Alternatives'. Die Non-Profit-Organisation mit Sitz in Indien engagiert sich im Sinne der nachhaltigen Entwicklung, indem sie unter anderem einfache und bezahlbare Lösungen, etwa zur Verbesserung der Hygiene, entwickelt und anbietet.


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/05/swachh-bharat-clean-india-requires-a-mindset-change/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 29. Mai 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juni 2015

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