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ASIEN/117: Das Geschäft mit dem Wald - gefährlicher Einsatz gegen Holzschmuggel in Kambodscha (ARA Magazin)


ARA Magazin 22, 2016/17 - Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.

Das Geschäft mit dem Wald
Gefährlicher Einsatz gegen den Holzschmuggel


Für seinen Einsatz im Kampf gegen den illegalen Holzeinschlag ist der kambodschanische Umweltaktivist Ouch Leng in diesem Jahr mit dem renommierten Goldman Preis ausgezeichnet worden. ARA arbeitet beim Schutz des Prey Lang Waldes eng mit ihm zusammen.


Wer sich in Kambodscha für den Schutz des Waldes einsetzt, lebt gefährlich. In den vergangenen zehn Jahren sind mehr als ein Dutzend Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten ums Leben gekommen. Schon mehrfach hatte auch Ouch Leng das Gefühl, einer der nächsten zu sein.

Vor einigen Jahren war er mit anderen Aktivisten im Virachey Nationalpark nahe der vietnamesischen Grenze. Als sie einige Holzfäller nach dem Weg zu einer Holzkonzession fragten, benachrichtigten diese eine Gruppe kambodschanischer Soldaten. Sie wurden durchsucht und mit vorgehaltener Waffe gezwungen, die Soldaten zu einer vier Stunden entfernten Rangerstation zu begleiten. "Wir hatten Panik", sagte Leng. "Aber mit unseren Motorrädern konnten wir in einen Waldweg einbiegen, auf dem uns die Soldaten mit ihrem LKW nicht folgen konnten." Sie sind die ganze Nacht weiter gefahren und waren schließlich in Sicherheit. "Das hat sich gelohnt. Zwei Kameras haben die Soldaten nicht gefunden. Und darauf hatten wir wichtige Fotos und Videos von illegalem Holzeinschlag."

Trotz Verboten: Mit Holz lassen sich weiter gute Geschäfte machen

1990 war Kambodscha noch zu etwa drei Viertel bewaldet. Heute sind es weniger als 60 Prozent. Eine wichtige Ursache für die Entwaldung ist der illegale Holzeinschlag in und um Landkonzessionen, die auch innerhalb von Schutzgebieten vergeben werden.

Zusammen mit lokalen Aktivisten hat Ouch Leng über 50 dieser Konzessionen besucht. Immer wieder ist er dabei auf die Machenschaften von Try Pheap gestoßen, einem prominenten kambodschanischen Geschäftsmann, der nicht nur Konzessionen im ganzen Land besitzt, sondern auch den Holzexport nach Vietnam und China kontrolliert.

Anfang des Jahres wurden von der Regierung 26 Konzessionen rückgängig gemacht, darunter auch zwei von Try Pheap. Sie umfassten über 25.000 Hektar Land im Virachey Nationalpark und waren 2013 von Ouch Lengs Organisation, der Cambodia Human Rights Task Force, untersucht worden.

"Die von Korruption geprägten Beziehungen zwischen Regierung und Holzbaronen, die Leng in seinen Berichten darstellt, haben sowohl innerhalb als auch außerhalb Kambodschas dazu beigetragen, dass die Vergabe von Landkonzessionen zunehmend kritischer betrachtet wird", heißt es in der Begründung für die Vergabe des mit 175.000 Dollar dotierten Goldman Preises.

Der Wald sichert das Überleben

Ouch Leng wurde 1975 geboren, gerade als die vierjährige Terrorherrschaft der Roten Khmer begann, der etwa 1,7 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Seine Familie musste ihr Land in der Nähe der Hauptstadt Phnom Penh verlassen und wurde in eine entlegene Provinz an der Grenze zu Thailand umgesiedelt. In den 1980er Jahren überlebten sie durch den Verkauf von Rattan, den sie im Wald sammeln konnten. Hier begann die Liebe zum Wald, der der Familie auch Fisch, Fleisch und Früchte lieferte.

Nachdem er 1997 ein Jurastudium abgeschlossen hatte, arbeitete er für kambodschanische Menschenrechtsgruppen und später für ein Waldkartierungsprogramm, das von der amerikanischen Entwicklungsorganisation USAID finanziert wurde.

Als er vor fünf Jahren mit seiner investigativen Arbeit begann, gab es zunehmend auch Kontakte mit den von ARA unterstützten Organisationen, die sich für den Schutz des Prey Lang Waldes einsetzen.

Schutzgebiet ohne Schutz

Im Mai dieses Jahres konnte erreicht werden, dass 430.000 Hektar von Prey Lang zum Schutzgebiet erklärt wurden und nun unter der Kontrolle des Umweltministeriums stehen. Doch der illegale Holzeinschlag geht bis heute weiter. Ziel der Holzfäller sind insbesondere die Harzbäume, die für die lokale Bevölkerung eine der wichtigsten Einnahmequellen darstellen.

Im September wandten sich mehrere Umweltorganisationen öffentlich an die amerikanische Entwicklungsagentur USAID, die in der Region ein Programm unter dem Namen Supporting Forests and Biodiversity durchführt. Marcus Hardtke, ARAs Kontaktmann in Kambodscha, wirft der Organisation vor, sich seit vier Jahren nicht mit dem wichtigsten Problem in der Region zu befassen. Trotz eines erst kürzlich erlassenen Verbots des Holzeinschlages sind fünf Sägewerke in Betrieb, die aus den umliegenden Kommunalwäldern und dem Schutzgebiet mit Nachschub versorgt werden.

In ihrer Stellungnahme fordern die Organisationen USAID auf, einzugreifen und die Dorfgemeinschaften in ihrem Projektgebiet vor dem Holzeinschlag in ihren Wäldern zu schützen. Dafür muss man aber bereit sein, sich mit den Holzfirmen anzulegen, die gemeinsam mit den örtlichen Behörden und der Forstverwaltung an dem Geschäft mit dem Holz verdienen.

Ouch Leng, der die Stellungnahme auch unterzeichnete, befürchtet, dass der Wald bald keine traditionellen Einkommensquellen mehr liefert. "Wenn alle Harzbäume gefällt sind, gibt es für viele keinen Grund mehr, das zu schützen, was vom Wald übrig ist."

Um das zu verhindern, unterstützt seine Organisation die Dorfbewohner dabei, die Harzbäume mit Warnschildern zu versehen. Außerdem werden die Holzfäller darüber informiert, dass sich in den Bäumen dicke Nägel befinden, die die Ketten der Motorsägen reißen lassen.

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Quelle:
ARA Magazin 22, 2016/17, Seite 6 - 7
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.
August Bebel Str. 16-18, 33602 Bielefeld
Redaktion: Wolfgang Kuhlmann, Jürgen Wolters
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Februar 2017

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