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ATOM/090: Schmelzende Gletscher in Novaya Zemlya enthalten Radionuklide von Atombombentests (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
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Nr. 764-765 / 32. Jahrgang, 1. November 2018 - ISSN 0931-4288

Atommüll / Umweltradioaktivität
Schmelzende Gletscher in Novaya Zemlya enthalten Radionuklide von Atombombentests

von Thomas Dersee


Die Radionuklide aus den Atombombenexplosionen, die lange Zeit in den Gletschern des Archipels eingeschlossen waren, sind dabei, in die Kara- und Barentsmeere zu gelangen.


Eine russische wissenschaftliche Expedition nach Novaya Zemlya hat "große Radioaktivitätskonzentrationen" im Eis der Gletscher gefunden, die mit Rekordgeschwindigkeit ins Meer schmelzen. Das berichtete Thomas Nilsen im Independent Barents Observer vom 10. Oktober 2018.

Eigentliches Hauptziel der russischen Forscher war zu untersuchen, ob Hunderte von Containern mit radioaktivem Abfall in der Karasee undicht sind oder nicht.

Die Forscher an Bord des Schiffes Akademik Keldysh haben die Karasee und die Buchten entlang der Ostküste von Nowaja Semlja vom 17. August bis 20. September 2018 bereist und festgestellt, dass die Container zwar weiter überwacht werden müssten, es aber vorläufig keine Hinweise auf Leckagen gebe. Vor allem ein Binnenschiff, das in 400 Metern Wassertiefe liegt und mit radioaktiven Abfallbehältern beladen ist, erfordere besondere Aufmerksamkeit in der Zukunft. Unterwasseraufnahmen zeigen demnach, dass die Barkasse zerstört ist, einige Container herausgefallen sind und auf dem Meeresboden verteilt sind, berichtete die russische Nachrichtenagentur TASS Thomas Nilsen zufolge.

Besorgniserregender, so die Wissenschaftler, sei die Radioaktivität, die in den Gletschern dort gefunden wurde. Von 1957 bis 1962 wurden in der Atmosphäre von Nowaja Semlja insgesamt 86 Atombombentests durchgeführt, mit den größten jemals explodierten Atomwaffen, wie die sogenannte 58-Megatonnen-Zar-Bombe am 30. Oktober 1961.

Die meisten Bomben wurden am nördlichen Polygon in der Nähe des Matotschin Shar über dem Erdboden gezündet und teilten die nördliche und die südliche Insel des Archipels. Der Wind blies zu Zeiten der Tests überwiegend Richtung Norden.

Es sind die Auswirkungen dieser Tests, die jetzt auf dem Weg ins Meer sind.

Die Forscher an Bord der Akademik Keldysh entnahmen Proben aus dem Nally-Gletscher in der Blagopoluchiya-Bucht, nur 60 Kilometer entfernt von der Nordgrenze des Testgeländes für Atombomben. Der stellvertretende Direktor des Instituts für Ozeanologie, Michail Flint, erklärt der Nachrichtenagentur TASS zufolge, dass hohe Radioaktivität gefunden wurde.

"Auf Novaya Zemlya ist die Windrichtung so, dass der größte Teil der Verschmutzung auf der nördlichen Insel und dem nördlichen Eisschild angesammelt wird. Wir haben einen der Gletscher untersucht, die solche Verschmutzungen in sich tragen können - den Nally-Gletscher in der Blagopoluchiye-Bucht, und in diesem Gletscher fanden wir Teile, die große Konzentrationen an Radioaktivität enthalten", erklärte Mikhail Flint.

Der nördliche Teil von Nowaja Semlja ist überwiegend von Eis bedeckt und die Gletscher haben ihren Endpunkt sowohl an der Ost- als auch an der Westküste. Das betrifft deshalb sowohl die Barents- als auch die Karasee.

Während es in der Karasee fast keine kommerzielle Fischerei gibt, hat die Barentssee eine hohe biologische Produktion, und die Fischerei, insbesondere die Kabeljaufischerei, ist für Norwegen und Russland von großer Bedeutung, berichtet Nilsen.


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
http://www.strahlentelex.de/Stx_18_764-765_S11-12.pdf

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Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, November 2018, Seite 11 - 12
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2019

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