Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

ARTENSCHUTZ/120: Südafrika - Legalisierung von Nashornhorn-Handel soll Wilderer zurückdrängen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. April 2013

Südafrika: Legalisierung von Nashornhorn-Handel soll Wilderer zurückdrängen

von Brendon Bosworth


Bild: © Jennifer McKellar/IPS

Schutzgebiet für weiße Nashörner im südafrikanischen Limpopo
Bild: © Jennifer McKellar/IPS

Kapstadt, 22. April (IPS) - Angesichts der in Südafrika weitverbreiteten Jagd auf Nashörner dringen Tierschützer und Züchter darauf, das internationale Verbot für den Handel mit Nashornhörnern aufzuheben, um den Wilddieben das Handwerk zu legen.

"Das Handelsverbot hat dazu geführt, dass Nashörner unnötig getötet werden", kritisiert Duan Biggs vom Exzellenzzentrum für Umweltentscheidungen der australischen Universität Queensland. "Dies führt zu einem Pseudo-Krieg im Krüger-Nationalpark."

Die südafrikanische Regierung untersucht bereits diese Option und wird möglicherweise auf dem nächsten Treffen des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES 2016 einen entsprechenden Vorstoß unternehmen. Um den Verkauf der Hörner zu legalisieren, ist die Zustimmung von mindestens zwei Dritteln der 178 Mitgliedsstaaten der Konvention erforderlich.

Die Vorschläge zur Aufhebung des 1977 eingeführten Verbotes haben eine Debatte darüber ausgelöst, ob ein legaler Markt für Nashornhörner Wilderer tatsächlich von dem blutigen Geschäft abbringen könnte. Gegner der Änderung befürchten, dass auf diese Weise der Schwarzhandel einen Aufschwung nehmen könnte. Denn in Teilen von Asien werden die Hörner bereits zum Kilopreis von 65.000 US-Dollar gehandelt. Damit kosten sie mehr als Gold oder Kokain. In Ländern wie Vietnam sind die Hörner als Mittel gegen Kater oder als Aphrodisiakum beliebt.

Befürworter entgegnen, dass allein im vergangenen Jahr in Südafrika 668 Nashörner getötet wurden, die meisten von ihnen im Krüger-Nationalpark, wo die größte Population von Weißen Nashörnern lebt. In einer Mitteilung vom 3. April spricht die südafrikanische Regierung von 203 Nashörnern, die seit Anfang 2013 erlegt wurden.

In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der von Wilderern erlegten Tiere von Jahr zu Jahr mehr oder weniger verdoppelt. Wie Experten warnen, wird sich die Nashorn-Population im Krüger-Nationalpark von 2016 an verkleinern, wenn die illegale Jagd nicht abnimmt. Sollte die Wilderei weiter zunehmen, schätzen manche Wissenschaftler, dass die wild lebenden Nashörner in Afrika in 20 Jahren sogar ausgerottet sein könnten.


Strenge Marktregulierung soll zu günstigeren Preisen führen

Ein streng regulierter Markt könnte die Nachfrage aus Asien bedienen und nicht nur verlässlicher, sondern auch preiswerter für die Käufer sein, meint Biggs, der ein im März in dem Fachmagazin 'Science' erschienenes Plädoyer zugunsten der Legalisierung des Handels mit Nashornhörnern mit verfasst hat.

"Die Idee dahinter ist, Schwarzhändler vom Markt zu drängen", sagt der unabhängige Tierschutzexperte Michael 't Sas-Rolfes. "Diese Leute verkaufen viele verschiedene Produkte. Wenn eines davon für sie unattraktiv wird, wechseln sie einfach zu etwas anderem."

Biggs untermauert seine These mit einem Verweis auf den legalen Handel mit Krokodilhäuten, der in den achtziger Jahren dazu führte, dass die Reptilien nachhaltig gezüchtet und nicht mehr in freier Wildbahn abgeschlachtet wurden.

Unterstützer des Plans schlagen die Einrichtung einer unabhängigen Stelle vor, die an CITES berichtet, den Handel koordiniert und Hörner an registrierte Kunden verkauft. Ein Teil der Einkünfte soll für den Artenschutz und Initiativen gegen Wilderer bereitgestellt werden.

Nashornhörner bestehen aus Keratin, das auch im menschlichen Haar vorkommt und sich wieder nachbildet. Laut Biggs sind die Risiken für die Tiere äußerst gering, wenn ihnen nach einer Betäubung das Horn abgenommen wird. Um zu verhindern, dass legal gehandelte Hörner auf den Schwarzmarkt gelangen, könnten die Lieferanten für jeweils weniger als 200 Dollar Transponder einsetzen und eine DNA-Signatur erstellen.

Mehrere Tierschutzorganisationen stellen sich jedoch gegen eine Legalisierung des Handels. Sie warnen davor, dass die Nachfrage nach den Hörnern durch ein entsprechendes Gesetz soweit steigen könnte, das der Markt sie nicht mehr befriedigen werde. In einer solchen Situation würde neben dem legalen ein illegaler Markt florieren.


Schwarzmarkt trotz Legalisierung befürchtet

Mary Rice, Exekutivdirektorin der unabhängigen 'Environmental Investigation Agency' (EIA), die Umweltverbrechen nachgeht, weist auf den Anstieg der Schwarzverkäufe von Elfenbein in China hin, seit der Staat 2008 legal Elfenbeinvorräte aus Botswana, Südafrika, Namibia und Simbabwe erwerben darf. Die chinesische Regierung hatte die Ware für 157 Dollar pro Kilo gekauft und bietet die gleiche Menge für bis zu 1.500 Dollar an. Einzelhändler verkaufen Elfenbeinprodukte für etwa 7.000 Dollar, wie ein Bericht der EIA belegt.

Etwa 90 Prozent des Elfenbeins, das nach China gelangt, wird demnach auf illegalem Weg gehandelt. "Legales Elfenbein ist jetzt teurer als illegales. Damit ist das Wildern auf den höchsten Stand seit Einführung des Handelsverbots 1989 gestiegen", erklärt Rice.

Die Gegner eines freien Handels mit Nashornhörnern zweifeln daran, dass die Regierungen den Markt angemessen kontrollieren können. Als großes Problem sehen sie dabei die verbreitete Korruption. In Südafrika wurden im vergangenen Jahr vier Beamte der Behörde für Nationalparks im Zusammenhang mit der illegalen Jagd auf Nashörner festgenommen. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:

http://www.cites.org/
http://www.sciencemag.org/content/339/6123/1038
http://www.ipsnews.net/2013/04/backing-a-legal-rhino-horn-trade/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 22. April 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2013