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ARTENSCHUTZ/172: Captain Alex Cornelissen, über den japanischen Walfang in der Antarktis (Sea Shepherd)


Sea Shepherd Global - Dienstag, 21. April 2015

Der leitende Direktor von Sea Shepherd Global, Captain Alex Cornelissen, über den japanischen Walfang in der Antarktis


Sea Shepherd stellt sich bereits seit 2002 dem illegalen Abschlachten von Walen in der Antarktis durch die japanische Regierung entgegen. Über all diese Jahre blieben wir die einzige Organisation, die sich dem Schutz der Unversehrtheit des Antarktischen Walschutzgebietes verschrieben hat. Durch direktes Eingreifen hat Sea Shepherd das Leben von über 5.000 Walen gerettet und die Grausamkeiten an geschützten, wehrlosen und gefährdeten Walen durch die japanische Walfangflotte aufgedeckt.

Im Jahr 2014 fällte der Internationale Gerichtshof der Vereinten Nationen, der höchste Gerichtshof der Welt, eine Entscheidung, die Japans Walfangprogramm für immer verändern würde. Mit einer Mehrheit von 12 zu 4 erklärte das Gericht, dass es sich bei JARPA II in Wirklichkeit um eine illegale, kommerzielle Operation handelt und ordnete die sofortige Einstellung an.

Ungeachtet dieser Entscheidung kündigte die japanische Regierung ihre Rückkehr ins Südpolarmeer an, um die tödliche Jagd unter dem Deckmantel eines neu entworfenen Walfangprogramms namens NEWREP-A wieder aufzunehmen. Sie behaupteten, dieses neue Programm würde die "wissenschaftlichen" Anforderungen des Internationalen Übereinkommens zur Regelung des Walfangs erfüllen. Allerdings deuteten Schwerpunkte von NEWREP-A darauf hin, dass das Programm auch darauf ausgerichtet ist, Sea Shepherds Eingriffsmöglichkeiten einzuschränken - ein klares Zeichen unserer Effektivität.

NEWREP-A sieht ein erweitertes Jagdgebiet vor, doppelt so groß wie das von JARPA II, was darauf abzielt, Sea Shepherd das Auffinden der Walfangflotte zu erschweren. Weiterhin ist eine übertragbare und verbindbare Quote vorgesehen, was bedeutet, dass die Leben der von Sea Shepherd geretteten Wale eines Jahres zur Quote des nächsten Jahres hinzugefügt werden könnten. Außerdem eine Zusage, sich nicht mit Sea Shepherd einzulassen, was jede Möglichkeit, internationale Aufmerksamkeit auf den jährlich geplanten Walfang zu lenken, reduziert.

Aber NEWREP-A ist in der ersten Prüfung durchgefallen. Am Montag, den 13. April, lehnte ein Expertengremium der Internationalen Walfangkommission (IWC) den Plan ab, da Daten fehlen, die es als Wissenschaft rechtfertigen. Die endgültige Entscheidung über NEWREP-A wird vom Wissenschaftlichen Komitee der IWC im Mai diesen Jahres getroffen, derweil wenden sich Öffentlichkeit, internationales Gesetz sowie wissenschaftliche Argumentation allesamt gegen die Fortführung von Japans Walfangprogramm im Südpolarmeer.

Jeder Versuch der japanischen Regierung, das weiterführende Abschlachten von Walen in der Antarktis zu legitimieren, stößt auf heftigen Widerstand. Wir gehen nicht davon aus, dass die japanischen Walfänger ins Südpolarmeer zurückkehren, um Wale zu töten, aber falls doch, vertrauen wir darauf, dass die internationale Gemeinschaft sich entsprechend verhält und diesen offensichtlichen Verstoß gegen internationales Gesetz stoppt.

Während wir dies als einen Sieg im Südpolarmeer betrachten, geht der Kampf um den Schutz der Ozeane weiter. Sea Shepherd sieht sich weiterhin verpflichtet, unsere Mandanten, die Wale und die vielen anderen wertvollen Bewohner der Meere, zu schützen. Wir müssen nun strategisch handeln, um unsere begrenzten Mittel bestmöglich zu nutzen. Wie immer messen wir unseren Erfolg in der Anzahl der Leben, die wir retten.

Tausende Wale werden nach wie vor jedes Jahr in der nördlichen Hemisphäre abgeschlachtet. Allein Norwegen und Island haben zusammen eine jährliche Tötungsquote von 1.500 Walen. Diese Zahl, welche 154 gefährdete Finnwale einschließt, übersteigt die Quote der japanischen Regierung bei weitem.

Wir werden weiterhin gegen die Piratenfischerei (IUU-Fischerei) in den Gewässern der Antarktis kämpfen. Jedoch hat Sea Shepherd aufgrund der oben genannten Gründe aktuell keine Pläne, ins Südpolarmeer zurückzukehren, um weitere Antiwalfangkampagnen gegen die japanische Walfangflotte durchzuführen. Stattdessen werden wir unseren Kampf für die Wale nach Norden verlagern und unsere Erfolge im Südpolarmeer nutzen, um unsere Mandanten im Nordatlantik zu beschützen. Dort können wir am effektivsten sein, denn dort werden wir die meisten Leben retten können.

In den kommenden Monaten werden wir unsere Pläne für eine Nordatlantik-Kampagne enthüllen. Wir werden das unnötige und illegale Abschlachten von Walen und anderen Meeresbewohnern wie immer durch direktes Eingreifen verhindern. Wir werden weiterhin internationales Recht aufrechterhalten und jene verteidigen, die sich nicht selbst schützen können. Wir werden den Kampf für den Schutz des wunderbaren Lebens in unseren Ozeanen fortführen - das Leben, das unsere eigene Existenz gewährleistet. Denn wenn es etwas auf diesem Planeten gibt, wofür es sich zu kämpfen lohnt, dann ist es das Leben.


Sea Shepherd Global

Sea Shepherd, gegründet 1977, ist eine internationale, gemeinnützige Naturschutzorganisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Zerstörung von Lebensräumen und das Abschlachten von Wildtieren in den Weltmeeren zu beenden, um Ökosysteme und Arten zu erhalten und zu schützen.

Sea Shepherd wendet innovative Taktiken der Direkten Aktion an, um zu ermitteln, zu dokumentieren und wenn nötig einzugreifen, um illegale Aktivitäten auf hoher See aufzudecken und ihnen entgegenzutreten. Durch den Schutz der Artenvielfalt unserer fein ausbalancierten marinen Ökosysteme trägt Sea Shepherd dazu bei, dass sie für zukünftige Generationen erhalten bleiben.

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Quelle:
Pressemitteilung, 21.04.2015
Sea Shepherd Global
Alexander Boersstraat 52, Amsterdam, 1071KZ
Niederlande
Internet: www.seashepherdglobal.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2015

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