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ARTENSCHUTZ/175: Nashörner ins Exil nach Texas - US-Naturschützer legen Rettungsplan vor (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. Mai 2015

Umwelt: Nashörner ins Exil nach Texas - US-Naturschützer legen Rettungsplan vor

von Lisa Vives und Karina Böckmann



Bild: © cc by 4.0

Rhinos im südafrikanischen Rietvlei-Naturreservat
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NEW YORK/BERLIN (IPS) - Wilderei und illegaler Artenhandel gefährden das Überleben vieler wildlebender Tiere Afrikas. Um die vom Aussterben bedrohten Rhinozerosse zu retten, hat eine Naturschutzorganisation die Umsiedlung von 1.000 Weißen Nashörnern aus Südafrika in eine vergleichbare US-Klimazone vorgeschlagen.

Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr Rhinos als in Südafrika. Der WWF schätzt die Zahl der Weißen oder Breitmaulnashörner auf 18.000 und die der Schwarzen oder Spitzenmaulnashörner auf 2.000. Afrikaweit leben 20.000 respektive 5.000 Exemplare dieser beiden Arten in freier Wildbahn.

Wie Allan Warren von der 'Exotic Wildlife Association' (EWA) erläutert, deutet derzeit nichts darauf hin, dass die Rhinozerosse im südlichen Afrika vor der Ausrottung bewahrt werden könnten, zumal die begehrten Rhino-Hörner bis zu 90.000 US-Dollar pro Kilo erzielten. "Jedes Horn wiegt um die vier Kilo und ist somit wertvoller als Gold."

Trotz aller Bemühungen, die Dickhäuter zu schützen, ist die Zahl der erlegten Rhinozerosse 2014 im siebten Jahr in Folge gestiegen: von 2013 bis 2014 um 21 Prozent.

In Südafrika hat die Wilderei einen traurigen Höchststand erreicht. So gab die Regierung am Kap Anfang des laufenden Jahres bekannt, dass 2014 1.215 Nashörner erlegt worden seien - zwei Drittel davon im Krüger-Nationalpark.


Neue Heimat für verwaiste Nashörner

Nach den Vorstellungen von EWA sollen Rhinozerosbabys, deren Mütter von Wilderern getötet wurden, auf verschiedene Ranchen im US-amerikanischen Texas verteilt und dort großgezogen werden. Südafrikanische Viehzüchter hätten dabei einen Anspruch auf einen Teil des Nachwuchses. "Es geht allein darum, die Tiere vor der Ausrottung in Südafrika zu bewahren", betont Warren.

Auf einem Gipfeltreffen in London im Februar 2014 hatten sich die Vertreter von 46 Ländern inklusive etlicher Abnehmerstaaten von Wildtierprodukten wie China und Vietnam in einer gemeinsamen Abschlusserklärung dazu verpflichtet, die globale Zusammenarbeit im Kampf gegen Wildtierdelikte auszubauen, die Strafermittler und Wildhüter besser auszurüsten und zu schulen sowie die Strafen zu erhöhen und strikter umzusetzen. Darüber hinaus wurde beschlossen, energischer gegen die Korruption vorzugehen.

Doch ausgerechnet Südafrika, das Epizentrum der Wilderei, war nicht auf der Konferenz vertreten. Auch blieb das Land seine Unterschrift unter der Londoner Abschlusserklärung schuldig. Das hat international Zweifel an der Bereitschaft des Landes aufkommen lassen, der illegalen Jagd auf Wildtiere energisch entgegenzutreten.

Im vergangenen März trafen sich die internationalen Staats- und Regierungschefs im botswanischen Kasane, um die Fortschritte seit dem Gipfeltreffen der Londoner Konferenz zu diskutieren. Auf der Konferenz wurde der Wert des illegalen Handels mit Elfenbein von Nashörnern und Elefanten mit 19 Milliarden Dollar angegeben. Berichtet wurde ferner, dass im zurückliegenden Jahrzehnt 1.000 Parkwächter ermordet worden seien und alle elf Stunden ein Nashorn getötet werde.


Wilderer zum Abschuss freigegeben

Im Kampf gegen die Wilderei kann indes Botswana eine Reihe von Fortschritten wie eine Erholung der Rhinozerospopulation vorweisen. Das hat Südafrika veranlasst, dem Transfer von rund 100 Nashörnern in das Nachbarland zuzustimmen. Botswana erklärt die eigenen Erfolge vor allem damit, Wilderer selbst zum Abschuss freigegeben zu haben. Wer mit der Absicht der Wilderei ins Land komme, müsse damit rechnen, von bewaffneten Einsatzeinheiten getötet zu werden, heißt es von Seiten der Regierung.

Der Plan, 1.000 Rhinos nach Texas zu bringen, ist mit gewissen Schwierigkeiten verbunden. Zum einen bedarf es der Zustimmung der US-Landwirtschaftsbehörde, zum anderen müssten sich genügend Rancher finden, die die Nashörner übernehmen. Drittens gilt es Transportkosten von geschätzten 50.000 Dollar pro Nashorn zu stemmen.

Für die Zunahme der illegalen Nashornjagd in Südafrika gibt es verschiedene Gründe. Besonders schwer wiegt offenbar die Öffnung der Grenze des Krüger-Nationalparks zu Mosambik hin, von wo aus die internationale Wildtiermafia weitgehend ungestraft agiert. Auf mosambikanischer Seite findet die organisierte Kriminalität aufgrund der großen lokalen Armut zudem willige Helfer. Der berühmte Wildtierpark beherbergt die größte Rhinopopulation. Allein hier wurden im letzten Jahr 827 Tiere getötet.

"Noch so ein Jahr der Wilderei wie 2014 und es wird schwer werden, den südafrikanischen Nashörnern eine Zukunft zu sichern", warnt Tom Milliken, der Leiter des Elefanten- und Nashornprogramms der Umweltschutzorganisation TRAFFIC. Wie er betont, muss dringend gehandelt werden, um die Ausrottung der Nashörner zu verhindern. (Ende/IPS/kb/18.05.2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/05/texans-propose-to-adopt-threatened-african-rhinos/

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IPS-Tagesdienst vom 18. Mai 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2015

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