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ARTENSCHUTZ/202: UN-Konferenz - Den millionenfachen Vogelfang im Mittelmeerraum stoppen (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 9. Juli 2016

NABU: Wie kann der millionenfache Vogelfang im Mittelmeerraum gestoppt werden?

Regierungsvertreter suchen bei UN-Konferenz nach Lösungen (12.-15.7., Kairo)


Berlin - Millionen Zugvögel sterben jedes Jahr auf ihrem Weg in die Überwinterungsgebiete und zurück. Sie werden illegal gejagt, in manchen Ländern ist der Fang und Verkauf von Wildvögeln ein Millionengeschäft. Vom 12. bis 15. Juli treffen sich nun erstmals im Rahmen der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten (CMS) Regierungsvertreter der Mittelmeerländer um gemeinsam in Kairo zu beraten, wie sie die illegale Verfolgung von Zugvögeln erfolgreich bekämpfen können.


Aufgespannte Netze um eine Reihe von Bäumen an einem grasbewachsenen Ufer und ein Unterstand mit einer sitzenden Person - Foto: © NABU

Foto: © NABU

"Diese Konferenz ist ein enorm wichtiger Schritt. Während einige Länder mit hohem finanziellen Aufwand Vögel und ihre Lebensräume schützen, werden die Tiere in anderen Ländern illegal verfolgt. Besonders kritisch ist dabei der Mittelmeerraum von Südeuropa über Nordafrika bis in den Nahen Osten", so Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte. Er wird, gemeinsam mit Vertretern der Bundesregierung, die Konferenz vor Ort begleiten.

Ägypten ist einer der Schwerpunkte des illegalen Vogelfangs. Das gewaltige Ausmaß wurde im Jahr 2013 in Deutschland bekannt. Ein Filmteam des Bayerischen Rundfunks hatte auf einer Strecke von über 700 Kilometern entlang der gesamten ägyptischen Mittelmeerküste - vom Gaza-Streifen im Osten bis zur libyschen Grenze im Westen - Fangnetze entdeckt. Eine Distanz so weit wie von Hamburg nach Stuttgart.

Ägypten ist zugleich auch das Land mit der größten Zahl getöteter Zugvögel im gesamten Mittelmeerraum. Einer aktuellen Studie zufolge, die im Auftrag der NABU-Dachorganisation BirdLife International erstellt wurde, landen während des Herbstzugs von Mitte August bis Ende Oktober etwa zwölf Millionen Zugvögel in den Netzen entlang der ägyptischen Mittelmeerküste. Dies entspricht einem Handelswert von etwa 40 Millionen Euro. Die meisten der gefangenen Vögel werden auf Märkten verkauft, um als Delikatesse verspeist zu werden.

Für den gesamten Mittelmeerraum muss derzeit von mindestens 25 Millionen illegal geschossenen oder gefangenen Zugvögeln pro Jahr ausgegangen werden. Dies zeigte eine weitere Studie von BirdLife International. Die Brennpunkte sind dabei Malta, Zypern, Syrien, Libanon und Ägypten. Betroffen sind fast alle Zugvogelarten, darunter Neuntöter, Pirol, Nachtigall, Kuckuck und Ziegenmelker.

2013 hatte der NABU insgesamt 115.000 Unterschriften gegen den illegalen Vogelfang gesammelt und an die ägyptische Regierung übergeben. Der NABU unterstützt intensiv die Bemühungen seiner Partnerorganisation vor Ort und des ägyptischen Umweltministeriums im Kampf gegen den massiven Vogelfang.

Die Konferenz in Kairo/Ägypten ist das erste Treffen einer zu diesem Thema neu gegründeten Arbeitsgruppe im Rahmen der UN-Konvention zum Schutz wandernder Tierarten (CMS), nach ihrem Gründungsort auch Bonner Konvention genannt. Die CMS hatte auf der 11. Vertragsstaatenkonferenz im November 2014 in Quito/Ecuador die Einsetzung einer "Zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der illegalen Verfolgung von Vögeln im Mittelmeerraum" beschlossen. Neben den Regierungen der Mittelmeerländer sind Regierungsvertreter aus den Herkunftsländern der Zugvögel und NGOs als Unterstützer und Beobachter eingeladen. Eine bereits seit 2013 bestehende internationale Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Vogelfangs in Ägypten tagt im Zusammenhang mit dieser Konferenz.



Mehr zum illegalen Vogelfang in Ägypten:
www.NABU.de/news/2016/05/20692.html

Video-Dokumentation des illegalen Vogelfangs in Ägypten: https://youtu.be/L_4Sxqw0LrE

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Quelle:
NABU Pressedienst, Nr. 082, 09.07.2016
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
Tel.: 030/284 984-1510, -1520, Fax: 030/284 984-84
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2016

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