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CHEMIE/009: Quecksilber - DNR unterstützt japanische Umweltaktive (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Donnerstag, 19. Januar 2012 / Chemie & Nanotechnologie

Quecksilber: DNR unterstützt japanische Umweltaktive


Die japanische Regierung hat vorgeschlagen, den zurzeit in Verhandlung befindlichen globalen Quecksilbervertrag "Minamata Konvention" zu nennen. Die japanische Umweltorganisation BürgerInnen gegen Chemieverschmutzung (CACP) ist besorgt, weil im Entwurfstext der Umgang mit bereits verseuchten Standorten zu schwach ausgefallen ist und fordert zu Protesten auf.

Die Stadt Minamata auf der japanischen Insel Kyushu erlangte in den 1950er Jahren traurige Berühmtheit. Durch in der japanischen Yatsushiro-See verklappte Chemieabfälle der Firma Chisso erfolgte eine großflächige schleichende Vergiftung mit Quecksilber, die Tier und Menschen schädigte. Etwa 10.000 Menschen waren betroffen, etwa 3.000 starben. Seit über fünfzig Jahren kämpfen die AnwohnerInnen gegen die Vergiftungserscheinungen, die als Minamata-Krankheit in die Annalen der menschgemachten Umweltkatastrophen eingegangen ist. Lähmungen, Psychosen, Koma und Behinderungen zählen zu den Folgen. Eine umfassende, transparente Aufklärung erfolgte nie.

CACP hat nun einen Brief an die japanische Regierung verfasst, in dem auf die negativen Erfahrungen aus der Minamata-Katastrophe verwiesen wird. Zahlreiche Organisationen aus dem In- und Ausland unterstützen die Forderungen nach der Einhaltung der 1992 beschlossenen Rio-Prinzipien in den neuen UN-Vertrag zu Quecksilber, der 2013 beschlossen und in Japan unterzeichnet werden soll:

• das Verursacherprinzip (Rio-Prinzip 16): Verursacher müssen die Kosten für die Wiederherstellung und Sanierung veseuchter Gebiete tragen

• das Verursacherprinzip muss auch die Verantwortung für die Opfer einbeziehen, was unter anderem Ausgleichszahlungen und Entschädigungen beinhaltet (Rio-Prinzip 13)

• Regierungen und Verursacher haben die Pflicht, eine gründliche und transparente Untersuchung aller Aspekte und Schädigungen durchzuführen, die durch Quecksilberverschmutzungen verursacht wurden (Rio-Prinzip 10)

• Recht auf Information (Rio-Prinzip 10): vollständige Offenlegung und Information über die Ursachen und Fakten, die mit der Quecksilberverseuchung in Verbindung stehen

"Wenn der Vertrag Minamata-Konvention heißen soll, ohne die Erfahrungen des Minamata-Unglücks mit einzubeziehen, wäre das ein kontinuierlicher Affront gegen die Opfer und untergräbt die Macht des Vertrags, dass eine Minamata-Tragödie niemals wieder geschieht", heißt es in dem Brief von CACP und anderen Organisationen. Der Deutsche Naturschutzring unterstützt die Forderungen nach einem starken globalen Quecksilbervertrag. [jg]


Protestbrief
http://www.ne.jp/asahi/kagaku/pico/mercury/CSO/Lessons_Learned_from_Minamata_en.html


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Quelle:
EU-News, 19.01.2012
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Januar 2012