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CHEMIE/027: Chemikalienpolitik - UNEP rechnet "Kosten des Nichtstuns" hoch (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Freitag, 22. Februar 2013 / Chemie & Nanotechnologie

Chemikalienpolitik: UNEP rechnet "Kosten des Nichtstuns" hoch



Pestizide, Gifte, Schadstoffe - durch gefährliche Substanzen verlieren jedes Jahr Menschen ihr Leben oder ihre Gesundheit, werden Ökosysteme verseucht. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat in einem Bericht bisher verfügbare Studien und Daten zusammengefasst, die Folgekosten für Inaktivität in Sachen umweltfreundliche Chemikalienpolitik aufzeigen.

Obwohl die vorhandenen Daten für die Effekte gefährlicher Chemikalien auf Gesundheit, Umwelt und Entwicklung bruchstückhaft sind, zeigen die UNEP-Analysen, dass die Kosten hoch sind, wenn kein ausreichendes Chemikalienmanagement betrieben wird. Selbst vorsichtige Schätzungen für ausgewählte Chemikalien haben erschreckende Zahlen als Ergebnis. Beispielsweise berichtete die Weltgesundheitsorganisation 2011 - mit bezug auf das Jahr 2004, von dem die Daten stammen -, dass weltweit 4,9 Millionen Todesfälle (8,3 Prozent der Gesamtzahl) und 86 Millionen verlorener gesunder Lebensjahre (sogenannte DALY - disability-adjusted life years) auf Kosten von Chemikalien gehen. Das sind mehr chemikalienverursachte Todesfälle als auf Krankheiten wie HIV/Aids oder Tuberkulose zurückzuführen sind.

In Europa haben 88 Prozent aller Hautkrankheiten und 36 Prozent aller Atemwegserkrankungen nachweislich mit Chemikalien zu tun. In den chinesischen Städten Peking und Chongquing sterben jedes Jahr rund 4.000 Personen an verschmutzungsbedingten Atemwegserkrankungen.

Teilweise haben die von UNEP zusammengestellten Studien diese Effekte auch in Geld umgerechnet. So führen menschengemachte giftige Chemikalien in Luft, Nahrung, Wasser und der Umwelt von Gemeinden in den USA zu Gesundheitsgefährdungen, die die Gesellschaft 43,4 Milliarden US-Dollar kosten. Bleivergiftungen in Pakistan, die bei der Bevölkerung zu mentalen Einbußen führen, kosten 655-896 Millionen US-Dollar pro Jahr. Pestizidvergiftungen in Europa kosten 9,7 Millionen Euro Krankenhauskosten und 2,5 Millionen Euro durch verlorene Arbeitstage.

Die durch flüchtige organische Verbindungen (VOCs) aus menschlichen Aktivitäten entstandenen externen Umweltkosten beliefen sich im Jahr 2008 auf 236,3 Milliarden US-Dollar. Bei den Quecksilberemissionen entstanden Folgekosten von 22 Milliarden US-Dollar. Und bei diesen Berechnungen sind viele Umwelteffekte noch nicht einmal einkalkuliert. Die TEEB-Studie (The Economics of Ecosystems and Biodiversity) der Vereinten Nationen schätzte 2008 die durch Chemikalien entstehenden Umweltkosten auf 2 bis 4,5 Billionen US-Dollar jährlich. [jg]

UNEP-Report "Cost of Inaction on the Sound Management of Chemicals" (PDF, englisch, 88 Seiten)
http://www.unep.org/hazardoussubstances/Portals/9/Mainstreaming/CostOfInaction/Report_Cost_of_Inaction_Feb2013.pdf

Info-Seite des UNEP über die "Costs of Inaction Initiative"
http://www.unep.org/hazardoussubstances/UNEPsWork/Mainstreaming/CostsofInactionInitiative/tabid/56397/Default.aspx

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Quelle:
EU-News, 22.02.2013
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2013