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ENERGIE/055: Haiti - Ökobriketts und Sonnenkraft, Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. April 2013

Haiti: Ökobriketts und Sonnenkraft - Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch

von Patricia Grogg


Bild: © Jean Reniteau/IPS

Solarlampen für Haitis Straßen
Bild: © Jean Reniteau/IPS

Puerto Príncipe, 5. April (IPS) - Der Universitätsprofessor Jean Reniteau will die Lampen in seinem Haus langfristig mit Hilfe von Solarenergie zum Leuchten bringen. Und der Unternehmer Frantz Fanfan setzt auf Briketts aus Karton-, Papier- und Holzresten, um die Abhängigkeit der Haitianer von Holzkohle zu verringern.

Die meisten Haitianer verwenden Holzkohle zum Kochen, weil sie nicht ans Stromnetz angeschlossen sind. "Das ist bei mir zu Hause ein absolutes Tabu", meint Reniteau. "Wir müssen endlich mit dieser Gewohnheit brechen."

Wann sein Traum vom Licht aus der Sonne Wirklichkeit werden kann, vermag er nicht zu sagen. Allerdings weiß er von einem Unternehmen auf Haiti, das Solarzellen verkauft und installiert. Nach seinen Berechnungen würde ihn der Umstieg ganze 1.550 US-Dollar kosten. "Ich muss die Einzelteile wohl stückweise kaufen", berichtet er. Mehr lässt sein monatliches Gehalt in Höhe von 800 US-Dollar nicht zu.

Fanfan ist Manager einer Brikett-Fabrik in Haitis Hauptstadt Puerto Príncipe. Auch er ist fest entschlossen, "der Abholzung unserer Wälder ein Ende zu bereiten". Erreichen will er das, indem er den lokalen Markt mit seinem Produkt überflutet.


Straße wird mit Sonnenlicht erleuchtet

Langsam bahnen sich erneuerbare Energien eine Schneise durch das Land, das sich mit der Dominikanischen Republik die Insel Hispaniola teilt. So wird die große Avenida Toussaint Louverture, eine der Hauptverkehrsadern von Puerto Príncipe, jede Nacht mit Solarlampen beleuchtet. Auch andere Städte haben damit begonnen, in kleinem Maßstab umzusatteln.

Um erneuerbare Energien weiter zu verbreiten, hat die Stiftung 'Nouvelle Grand'Anse' ein Abkommen mit der Nichtregierungsorganisation 'Cubasolar' unterzeichnet. In Dekade, fünf Kilometer von der Stadt Jérémie entfernt, soll im Rahmen der Übereinkunft ein Informationszentrum für erneuerbare Energien eröffnet werden.

"Die Umstellung im Departement Grand'Anse und im gesamten Südosten Haitis genießt zurzeit höchste nationale Priorität", berichtet Maxime Roumer, Leiterin der Stiftung, gegenüber IPS. Mehr als 250 Straßenlaternen wurden oder werden in der Region installiert. Sie sollen mit Biogas oder anderen erneuerbaren Energiequellen betrieben werden.


Immer weniger bewaldete Fläche

72 Prozent des gesamten nationalen Energieverbrauchs geht zu Lasten der Wälder. Die hohe Nachfrage nach Holzkohle hat dazu beigetragen, dass heute nur noch zwei Prozent des gesamten Landes von Wald bedeckt sind. Das schadet dem Klima, führt aber auch zu Bodenerosion und Überschwemmungen. "Wenn das so weitergeht, dann verlieren wir demnächst auch noch unsere Mangobäume an die Holzfäller", befürchtet Fanfan.

Für Fanfan sind seine Briketts die beste Lösung für das Problem. Mit ihnen könne man umwelt- und gesundheitsschonend kochen. Seine Fabrik 'Fuego del Sol' (Sonnenfeuer) fertigt pro Tag 5.000 Stück. Sie bestehen aus Karton-, Papier- und Holzresten, die zu einem Brei verarbeitet und dann in ihre Form gegossen wurden. Sobald die Masse getrocknet ist, kann sie verwendet werden. "Wir tragen dazu bei, dass das Land sauber wird", sagt Fanfan. Seine Briketts sind günstiger als Holzkohle und Propangas, außerdem weniger klimaschädlich.


Ökobriketts für die Schulen

Bisher vertreibt er sein Produkt hauptsächlich über das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen an mehrere Schulen in Haiti. Diese wurden auch mit den entsprechenden Herden ausgestattet. Das Mittagessen wird nun auf umweltschonende Weise gekocht. "Jetzt arbeiten wir daran, Kochherde für normale Haushalte zu bauen, damit auch sie unsere Briketts verwenden können", erzählt Fanfan.

Seine Hoffnung, die Wälder zu schützen, teilt er mit dem haitianischen Umweltminister Jean François Thomas. Dieser bestätigte im Gespräch mit IPS, dass die Regierung neben Plänen zur Aufforstung auch alternative Energien fördern werde, um den Druck auf die Wälder abzumildern. (Ende/IPS/jt/2013)


Links:

https://sites.google.com/a/elfuegodelsol.com/elfuego/about-us
http://www.cubasolar.cu/instituciones/cubasolar.html
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102615

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IPS-Tagesdienst vom 5. April 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. April 2013