Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

ENERGIE/065: St. Kitts und Nevis - Energiewende mit sauberem Strom aus vulkanischen Quellen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. Dezember 2013

St. Kitts und Nevis: Sauberer Strom aus vulkanischen Quellen - Staat strebt Energiewende an

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Der Vulkan Nevis als Quelle geothermischer Energie
Bild: © Desmond Brown/IPS

Charlestown, Nevis, 30. Dezember (IPS) - Die winzige Vulkaninsel Nevis im Norden der Kleinen Antillen gehört zu den letzten ursprünglichen Gebieten im Karibikraum. Mit Hilfe von Geothermie will sie nun zum regionalen Vorreiter in Sachen erneuerbarer Energien werden.

Das Parlament von St. Kitts und Nevis hat im November das US-Konsortium 'Nevis Renewable Energy International' (NREI) mit einem Projekt zur Gewinnung von Erdwärme beauftragt. Hinter dem Vorhaben steckt der Wunsch, von Diesel zur Stromgewinnung abzukommen. Im Januar wird NREI damit beginnen, in Crown Land, einem von der Nevis-Inselbehörde gepachteten Gebiet, ein Wärmekraftwerk zu bauen und Probebohrungen durchzuführen.


Nevis will 'grünster Ort der Erde' werden

Wie der amtierende Premier Mark Brantley erklärte, soll die Insel mit ihren etwa 9.000 Einwohnern so bleiben, "wie die Karibik einmal war". Nevis soll der "grünste Ort der Erde" werden. "Die Nutzung erneuerbarer Energien wird zur Verringerung der Schadstoff- und Treibhausgasemissionen führen und auf diese Weise dafür sorgen, dass Nevis die Klimagase in Übereinstimmung mit den Zielen der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) verringert."

Nach einer im mexikanischen Cancún 2010 getroffenen Übereinkunft der UNFCCC-Vertragsstaaten soll die Erderwärmung künftig auf einen Anstieg um maximal zwei Grad Celsius im Verhältnis zu der Temperatur vor der Industrialisierung begrenzt werden. 2014 wird in Peru die 20. Vertragsstaatenkonferenz stattfinden.

Nach Angaben von Energieminister Alexis Jeffers importiert Nevis derzeit jährlich um die 15,9 Millionen Liter Diesel im Wert von etwa zwölf Millionen US-Dollar. Diese Kosten will die Insel künftig mit Hilfe von Energie aus Vulkanen deutlich senken. Auf Nevis selbst werden pro Jahr maximal zehn Megawatt (MW) Strom verbraucht.

"Die Verwendung von Wärmeenergie wird Nevis nicht nur grüner, sondern auch weniger anfällig für Rohölpreisschwankungen machen", sagte Jeffers. "Denn die Kosten für geothermische Energie werden durch einen langfristigen Vertrag stabil gehalten."


Auch Nachbarinseln verfolgen grüne Ambitionen

Auch St. Kitts und andere Inseln in der Region könnten von dieser preisgünstigen und sauberen Art der Energieerzeugung profitieren, erklärte Premier Brantley. Die zwei Meilen nordwestlich von Nevis gelegene größere Schwesterinsel St. Kitts verbraucht bis zu 46 MW Strom im Jahr.

Nevis besitzt heiße Quellen und ein großes geothermisches Reservoir. Auf der Insel wurden sieben vulkanische Stätten identifiziert. Probebohrungen an drei Stellen deuten darauf hin, dass die vorhandene Wärmeenergie ausreicht, um das ganze Jahr über bis zu 500 MW Strom zu erzeugen.

Die Karibikinsel Dominica hat kürzlich ein eigenes Geothermieprojekt in Gang gesetzt und baut nun zwei Kraftwerke. Vorgesehen ist, dass das kleinere die einheimische Nachfrage deckt, während die größere Anlage bis zu 100 MW Energie an die beiden französischen Nachbarinseln Guadeloupe und Martinique exportieren soll.

Die nahegelegene Insel St. Vincent will ebenfalls ein Projekt für saubere Energie im Umfang von 50 Millionen Dollar umsetzen, das von der 'Bill, Hillary & Chelsea Clinton Foundation', der Regierung von St. Vincent und den Grenadinen sowie den Unternehmen 'Barbados Light and Power Holdings' und 'Reykjavik Geothermal' finanziert wird.

Dem Premierminister von St. Vincent und den Grenadinen, Ralph Gonsalves, zufolge sind isländische Wissenschaftler bereits vor Ort, um das auf 890 MW geschätzte geothermische Potenzial des Inselstaates zu untersuchen.


Neues Energiegesetz in Barbados

Auch Barbados will sich von fossilen Brennstoffen unabhängiger machen. Ab 2029 sollen 29 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden. Ein entsprechendes Gesetz zur Energieerzeugung wurde am 17. Dezember mit den Stimmen von Regierung und Opposition verabschiedet.

Wie Oppositionsführerin Mai Mottley erklärte, sollte es oberstes Ziel der Regierung sein, die Stromkosten möglichst bald auf 29 bis 30 Cent pro Kilowattstunde zu reduzieren. Bereits im Januar sollten die Preise purzeln, nicht erst in zwei oder fünf Jahren, forderte sie. Die Bevölkerung von Barbados bezahlt derzeit 41 bis 42 Cent pro Kilowattstunde. Um eine nachhaltige Energiewende in dem Karibikstaat voranzutreiben, ist die Regierung eine Partnerschaft mit der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IaDB) eingegangen. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://unfccc.int/2860.php
http://www.clintonfoundation.org/clinton-presidential-center/about/bill-hillary-chelsea-clinton-foundation
http://blp.org.bb/hon-mia-amor-mottley-qc-mp
http://www.ipsnews.net/2013/12/nevis-embarks-geothermal-energy-journey/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 30. Dezember 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Dezember 2013