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ERNÄHRUNG/001: Uganda - Umstrittener Genreis soll Exporte ankurbeln (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. September 2010

Uganda: Resistenter und schneller reif - Umstrittener Genreis soll Exporte ankurbeln

Von Joshua Kyalimpa


Kampala, 6. September (IPS) - Im botanischen Garten der früheren ugandischen Hauptstadt Entebbe züchten Biologen mehrere Wildreis-Varietäten, die ursprünglich aus den Urwäldern des ostafrikanischen Landes stammen. Aus ihrem Erbmaterial soll eine neue robuste Sorte entwickelt werden.

"Die Reisspezies tragen Gene in sich, die sie widerstandsfähiger gegen Krankheiten machen", sagte John Mulumba Waswa, der das 'National Generic Centre' in Entebbe leitet. "Aus ihrem Erbmaterial wollen wir eine neue Sorte züchten oder die bereits existierenden Varietäten verbessern, die gegen Krankheiten wie das RYMV-Virus, das häufig Reispflanzen befällt, immun sind."

Das in Uganda stark verbreitete Virus hat bislang verhindert, dass das Land zu einem großen Reisproduzenten aufsteigen konnte. Wie das 'European Journal of Plant Pathology' berichtete, bremst der Erreger das Wachstum der Pflanze und führt dazu, dass sich die Blätter kräuseln und gelbe Flecken entstehen.

In Uganda werden jährlich rund 180.000 Tonnen Reis geerntet. Der Bedarf liegt jedoch bei etwa 240.000 Tonnen. Nach offiziellen Angaben muss das Land jedes Jahr rund 60 Millionen US-Dollar für Importe des Grundnahrungsmittels ausgeben. Laut Geoffrey Asea vom ugandischen Getreideforschungsinstitut NACRRI konnte das Defizit jedoch in den vergangenen Jahren verringert werden. Die Einführung der von der Westafrikanischen Vereinigung für Reisentwicklung eingeführten Sorte NERICA habe auch in Uganda die Ernteerträge steigen lassen.


Uganda will Reis exportieren statt importieren

Die Wissenschaftler konzentrieren sich nun darauf, den Reis gegen Krankheiten resistent zu machen und schneller reifen zu lassen. Damit soll sich Uganda vom Reisimporteur zum regionalen Exporteur entwickeln. Wie Asea gegenüber IPS erklärte, sollen weitere Sorten in Genbanken gesammelt werden.

Bis jetzt werrden die vermutlich aus Tansania stammenden Varietäten 'Supper' und 'Sindano' sowie weitere Sorten aus dem Kongo gezüchtet. Sie sollen allesamt verbessert werden. 'Supper' sei bekannt für sein gutes Aroma, reife aber nur sehr langsam, erklärte Asea. Erst nach sechs bis acht Monaten könne dieser Reis geerntet werden. Geplant ist, diesen Zeitraum auf drei bis vier Monate zu verkürzen.

Andere Wissenschaftler warnen jedoch vor der Entwicklung genmanipulierter Reisvarietäten. "Wer wird den Reis kaufen?", so David Kamukama, der stellvertretende Vorsitzende der Nationalen Bewegung für Organischen Anbau. Es gebe viele afrikanische Länder, die Gen-Experimente ablehnten, warnte er. "Wir sind Teil des gemeinsamen ostafrikanischen Marktes. Unsere wichtigsten Abnehmer sind der Südsudan und Ruanda, beides Gegner von Gen-Getreide. Die übrigen drei Mitgliedsstaaten hätten noch keine einheitliche Position zu dem Thema bezogen.


Marktzugang verbessern

Kamukama ist davon überzeugt, dass Uganda seine Reisproduktion auch ohne Gentechnik steigern kann. Die Bauern müssten seiner Meinung nach lediglich einen besseren Zugang zu den Absatzmärkten erhalten und mit effizienteren Anbaumethoden vertraut gemacht werden.

Die internationale Förderung für Genreis wird unterdessen aber weiter ausgebaut. Japan stellte NACCRI im Juli sechs Millionen Dollar für die Weiterentwicklung bereit. Mit dem Geld soll ein regionales Forschungszentrum finanziert werden. Mit Unterstützung Japans wurde außerdem das Bündnis für Reisentwicklung in Afrika gegründet. Wissenschaftler arbeiten im Rahmen dieser Initiative darauf hin, die Reisproduktion zwischen 2008 und 2018 zu verdoppeln. Asea zeigte sich zuversichtlich, dass schon bald eine genetisch modifizierte Reissorte hervorgebracht wird.

Salongo Waswa, der das Getreide im Distrikt Wakiso nahe der Hauptstadt Kampala anbaut, befürchtet, dass der neue Reis nicht mehr so gut schmecken wird. Außerdem sieht er die Gefahr. von Saatgut-Lieferanten abhängig zu werden. Diese Erfahrung mussten schon die Bauern machen, die den NERICA-Reis kultivieren. Momentan braucht Waswa nur Körner von der letzten Ernte seines 'Supper'-Reises auszusäen. "Ich bin mir nicht sicher, ob das auch mit dem Genreis funktioniert." (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://www.naro.go.ug/Institute/Namulonge/index.html
http://www.riceforafrica.org/
http://www.nogamu.org.ug/newcms/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52698

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2010