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FISCHEREI/217: Wissenschaftsbündnis verlangt Ende der Überfischung zum Schutz des Klimas (DUH)


Deutsche Umwelthilfe e.V. - Pressemitteilung, 11. Juni 2020

Wissenschaftsbündnis verlangt Ende der Überfischung zum Schutz des Klimas


Über 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern ein Ende der Überfischung - Schutz der Meeresökosysteme hilft dem Klima - Deutsche Umwelthilfe und Our Fish fordern Einhaltung der wissenschaftlichen Empfehlungen bei der Fangquotenfestlegung für fischbare Arten

Berlin, 11.6.2020: Gemeinsam mit mehr als 50 international renommierten Meeres-, Klima- und Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern fordern die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Our Fish ein Ende der Überfischung zum Schutz von Artenvielfalt und Klima. Die EU-Kommission, das EU-Parlament und alle EU-Mitgliedstaaten müssen die illegale Überfischung in diesem Jahr beenden.

Gesunde Fischbestände sind essentiell für gesunde Meeresökosysteme. Diese tragen dazu bei, dass die Meere ihre wichtige Funktion im globalen Klimasystem wahrnehmen können. Die Meere und Ozeane haben bereits 90 Prozent der überschüssigen Wärme der vergangenen 50 Jahre absorbiert und bis zu 30 Prozent aller Kohlenstoffemissionen gebunden. Durch den ständigen Druck wird das marine Ökosystem anfälliger für die Auswirkungen des Klimawandels und kann lebenswichtige Funktionen nicht mehr aufrechterhalten.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa sind eingeladen, sich der Erklärung anzuschließen. Die Erklärung mit der endgültigen Liste der Unterzeichner wird dem EU-Kommissar für Umwelt, Ozeane und Fischerei, Virginijus Sinkevicius, und den Ministern der EU-Mitgliedstaaten vor den Verhandlungen der jährlichen Fanggrenzen für 2021 im Oktober übermittelt.

"Die Erklärung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt: Die EU bereitet gerade ihr Klimaschutzpaket 2030 vor. Der Schutz und Erhalt der Meere muss ein zentraler Bestandteil davon sein", sagt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH. "Bundesfischereiministerin Julia Klöckner und ihre europäischen Kollegen müssen endlich anerkennen, dass nachhaltige Fischerei für die Gesundheit der Meere in Zeiten der Biodiversitäts- und Klimakrise von entscheidender Bedeutung ist. Deshalb müssen die Fischereiminister den wissenschaftlichen Empfehlungen bei der Festlegung der Fanggrenzen in diesem Jahr uneingeschränkt folgen", so Müller-Kraenner weiter.

Rebecca Hubbard, Direktorin der Our Fish-Kampagne dazu: "Die Artenvielfalt und das Klima, von dem unser Leben auf diesem Planeten abhängig ist, werden durch unsere Lebensweise extrem verändert. Wir haben das nötige Wissen und müssen dementsprechend handeln - ein Ende der Überfischung ist ein entscheidender Schritt bei der Bekämpfung der Biodiversitäts- und Klimakrise."

Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner, Dr. Ute Jacob, Dr. Valérie Masson-Delmotte, Prof. Didier Gascuel, Dr. Rainer Froese, Prof. Alex Rogers, Dr. Easkey Britton, Prof. Sebastian Villasante, Prof. Victoria Reyes-Garcia, Dr. Sandra Cassotta, Dr. Joachim Claudet und Prof. Daniel Pauly unterstützen die Erklärung bereits.

Erklärung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler:

Wir fordern die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und die EU-Mitgliedstaaten auf, anzuerkennen, dass das ökosystembasierte Fischereimanagement für die Gesundheit des Ozeans und seine Fähigkeit, auf den Klimawandel zu reagieren, von entscheidender Bedeutung ist und dass die Fanggrenzen entsprechend festgelegt werden müssen.

Fische sind ein wichtiger Bestandteil des marinen Ökosystems und spielen eine entscheidende Rolle für die Gesundheit der Ozeane. Die marinen Ressourcen und Ökosystemleistungen stehen unter enormem Druck durch die Fischerei und den vom Menschen verursachten Klimawandel.

Überfischung reduziert die Biomasse von Fischen, beeinträchtigt die biologische Vielfalt, verändert das Nahrungsnetz der Meere und verschlechtert deren Lebensräume. Dies macht das marine Ökosystem anfälliger für die Auswirkungen des Klimawandels.

In der EU werden schätzungsweise noch immer 38 Prozent der Fischbestände im Nordostatlantik und in der Ostsee sowie 87 Prozent im Mittelmeer und im Schwarzen Meer überfischt.

Die kombinierten Auswirkungen des Klimawandels und der Überfischung beschleunigen den Rückgang der Meeresgesundheit. Ein Ende der Überfischung würde den kumulativen Druck auf den Ozean verringern, seine Widerstandsfähigkeit erhöhen und dazu beitragen, die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern. Es wäre eine entscheidende und wichtige Klimaschutzmaßnahme, die heute ergriffen werden kann.

Über Our Fish:
Die Initiative Our Fish möchte sicherstellen, dass die EU-Mitgliedstaaten die Gemeinsame Fischereipolitik umsetzen und für nachhaltige Fischbestände in den europäischen Gewässern sorgen. Die DUH koordiniert diese Arbeit in Deutschland.

Scientist Statement:
our.fish/news/ending-overfishing-is-climate-action-scientist-statement-of-support/

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Quelle:
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)
Pressemitteilung, 110.06.2020
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030/25 89 86-0, Fax.: 030/25 89 86-19
Internet: www.duh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2020

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