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GLOBAL/141: Neuer Bericht identifiziert Synergien und Konflikte zwischen den UN-Nachhaltigkeitszielen (IASS)


IASS - Institute for Advanced Sustainability Studies e.V.

Gemeinsame Pressemitteilung des Exzellenzclusters "Ozean der Zukunft" und des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) - 19. Mai 2017

Neuer Bericht identifiziert Synergien und Konflikte zwischen den UN-Nachhaltigkeitszielen


Wechselwirkungen zwischen den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen können sowohl zu Synergien als auch zu Konflikten führen. Ein internationaler Bericht, an dem Forschende des Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies" (IASS) und des Kieler Exzellenzclusters "Ozean der Zukunft" maßgeblich mitgewirkt haben, liefert eine detaillierte Analyse von vier Zielen in ihrer Beziehung zu anderen Nachhaltigkeitszielen. Ozeane, Küsten und Meeresressourcen sind aufgrund der engen Querverbindungen zu allen Zielbereichen der UN-Agenda 2030 von zentraler Bedeutung für eine dauerhaft nachhaltige Entwicklung und verdeutlichen die vielbesprochene "Unteilbarkeit" dieser ambitionierten neuen Entwicklungsagenda.


Düne mit Schild: 'KÜSTENSCHUTZANLAGE - NICHT BETRETEN' - Foto: © Barbara Neumann, Future Ocean

Der Schutz der Dünen vor menschlichen Einflüssen, wie hier an der deutschen Ostseeküste in der Nähe Schönbergs, ist ein wichtiger Beitrag zum Küstenschutz.
Foto: © Barbara Neumann, Future Ocean

Die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsagenda kann maßgeblich vorangebracht werden, wenn Investitionen und politische Maßnahmen auf die Förderung von Synergieeffekten zwischen Zielen ausgerichtet werden. Dies geht aus dem Bericht "A Guide to SDG Interactions: from Science to Implementation" hervor, den das International Council for Science (ICSU) jetzt vorgelegt hat. Die Meeresforscherinnen und Meeresforscher Stefanie Schmidt, Yvonne Waweru, Carole Durussel und Sebastian Unger vom IASS sowie Barbara Neumann und Martin Visbeck vom Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft" an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) verfassten das Kapitel zum Nachhaltigkeitsziel für die Meere (SDG 14), das sich mit dem nachhaltigen Umgang mit den Ozeanen, Küsten und Meeresressourcen beschäftigt.

Klare Empfehlungen für Entscheidungsträger

Zum ersten Mal beziffert ein umfassender Bericht die Synergien und Konflikte zwischen den 17 Nachhaltigkeitszielen. Er liefert eine detaillierte Analyse zu vier Zielen: Nahrungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft (SDG 2), Gesundheit und Wohlbefinden (SDG 3), bezahlbare und nachhaltige Energie (SDG 7) sowie Meeresschutz (SDG 14). Ein internationales Autorenteam aus 22 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wandte dafür eine 7-Punkte-Skala an, die von +3 für hohe Synergieeffekte bis zu -3 für erhebliches Konfliktpotenzial reicht. Die Analyse soll Entscheidungsträgern helfen, eine in sich schlüssige Strategie für die Umsetzung der Ziele zu entwickeln.

"Der Bericht zeigt sehr deutlich, dass drängende Nachhaltigkeitsfragen wie der Meeresschutz nur gemeinsam mit anderen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Ernährungssicherung oder nachhaltigem Konsum gelöst werden können", sagt Sebastian Unger, Leiter des Bereichs Meeres-Governance am IASS. Laut der Analyse haben die meisten Ziele positive Auswirkungen auf andere Ziele, jedoch in unterschiedlichem Maße. Einen starken Effekt auf die Bekämpfung von Meeresmüll, einem der Unterziele von SDG 14, haben zum Beispiel nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster an Land (SDG 12). Andere Elemente des Meeresschutzes, etwa ein Wandel im Tourismus, der Fischerei und der küstennahen Landwirtschaft, können Arbeitsplätze schaffen und Einkommensarmut verringern (SDG 1).

Entscheidende Rolle des Ozeans in der Nachhaltigkeitsagenda

"Die Rolle des Ozeans bei der Umsetzung der Agenda 2030 geht weit über die konkreten Unterziele des SDG 14 hinaus. Es ist daher wichtig zu verstehen, wo Maßnahmen sowohl dem Ozean als auch anderen Zielen der Nachhaltigkeitsagenda dienen. Diese wäre dann einfacher umsetzbar", sagt Martin Visbeck, Sprecher des Exzellenzclusters der "Ozean der Zukunft" in Kiel und Ozeanograph am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Der Bericht identifiziert jedoch auch mögliche Konflikte. Zum Beispiel könnten stärkere Regulierungen für die Fischerei zum Schutz der Meeresfauna und -flora (SDG 14) die Nahrungsversorgung (SDG 2) erschweren. "Damit der Ozean, die Meere und die Meeresressourcen ihr ganzes Potenzial als Eckpfeiler nachhaltiger Entwicklung entfalten, muss der Unteilbarkeit der Agenda 2030 Rechnung getragen werden", betont Erstautorin Stefanie Schmidt. Anhand von ausgewählten Fallstudien haben die Autoren des SDG 14-Kapitels die wichtigsten Querverbindungen detailliert aufgearbeitet und damit aufgezeigt, wie man diese komplexen systemischen Zusammenhänge mit Hilfe eines eindeutigen Bewertungsansatzes für die politische Umsetzung erfassen und geeignete Maßnahmen zur Umsetzung daraus ableiten kann. "Unsere Analysen haben gezeigt, dass ressortübergreifende politische Strategien unabdingbar sind, wenn die gesetzten Ziele bis 2030 erreicht und eine wirklich nachhaltige Entwicklung vorangebracht werden soll. Einzellösungen würden immer auch zu Lasten des Ganzen gehen", sagt Dr. Barbara Neumann vom Geographischen Institut der Universität Kiel.

Die Nichtregierungsorganisation ICSU hat den Report am 16. Mai offiziell beim Multi-stakeholder Forum on Science Technology and Innovation for the SDGs (STI Forum) vorgestellt und präsentiert ihn im Juni gemeinsam mit dem IASS und dem Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft" im Rahmen eines Side-Events bei der UN-Konferenz zur Umsetzung von SDG 14 in New York.

Über den Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft"

Der Kieler Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft" ist ein Forschungsverbund von mehr als 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und der Muthesius Kunsthochschule (MKHS). Ziel des interdisziplinären Verbundes aus Meeres-, Geo-, Sozial-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie aus Medizinern, Mathematikern, Informatikern und Umweltethikern ist es, den Ozean- und Klimawandel gemeinsam zu erforschen, die Risiken und Chancen neu zu bewerten und ein weltweit nachhaltiges Management der Ozeane und mariner Ressourcen zu ermöglichen. Der Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft" wird im Rahmen der Exzellenzinitiative von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Auftrag von Bund und Ländern gefördert.

Über das Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS)

Das von den Forschungsministerien des Bundes und des Landes Brandenburg geförderte Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (Institute for Advanced Sustainability Studies, IASS) hat das Ziel, Entwicklungspfade für die globale Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft aufzuzeigen. Das IASS folgt einem transdisziplinären, dialogorientierten Ansatz zur gemeinsamen Entwicklung des Problemverständnisses und von Lösungsoptionen in Kooperation zwischen den Wissenschaften, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ein starkes nationales und internationales Partnernetzwerk unterstützt die Arbeit des Instituts. Zentrale Forschungsthemen sind u.a. die Energiewende, aufkommende Technologien, Klimawandel, Luftqualität, systemische Risiken, Governance und Partizipation sowie Kulturen der Transformation.



Links

http://bit.ly/sdg-interactions-guide (zum Report: A Guide to SDG Interactions: from Science to Implementation)

https://www.icsu.org/
(International Council for Science)

www.futureocean.org
(Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft?

www.iass-potsdam.de
(Institute for Advanced Sustainability Studies)

https://oceanconference.un.org/
(Über die UN-Konferenz zur Umsetzung von SDG 14)

Link zur Meldung:
www.uni-kiel.de/pressemeldungen/index.php?pmid=2017-160-un-nachhaltigkeit

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Quelle:
Pressemitteilung, 19.05.2017
IASS - Institute for Advanced Sustainability Studies e.V.
Presse & Kommunikation
Berliner Straße 130, 14467 Potsdam
Tel.: +49 (0)331-28822-340, Fax: +49 (0)331-28822-406
Internet: www.iass-potsdam.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2017

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