Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INTERNATIONALES


GENTECHNIK/222: Ukraine - Aktivisten finden Gentech-Soja auf jedem zweiten Feld (Informationsdienst Gentechnik)


Informationsdienst Gentechnik
Kritische Nachrichten zur Gentechnik in der Landwirtschaft

Nachricht - 19.11.2018

Ukraine: Aktivisten finden Gentech-Soja auf jedem zweiten Feld


Die rumänische Umweltorganisation Agent Green hat in diesem Jahr Blattproben von 60 Sojafeldern in sechs Regionen der Ukraine gesammelt. Auf 48 Prozent der Felder wuchsen gentechnisch veränderte Sorten (GVO). Angemeldet, wie es vorgeschrieben wäre, war der Gentech-Anbau nicht.

Im offiziellen Gentechnik-Register der Ukraine fand sich kein einziger Eintrag. Dabei zeigten die Analysen laut Agent Green, dass es sich nicht um Verunreinigungen, sondern um absichtlichen Anbau handelte. 12 der 60 Proben untersuchte das österreichische Umweltbundesamt; es fand darin Erbgut von gv-Sorten der Bayer-Tochter Monsanto, insbesondere die glyphosatresistente Linie MON 40-3-2. "Es stellt sich die Frage, wie das gv-Saatgut in die Ukraine gelangte", sagt Agent Green Gründer Gabriel Paun. Die Situation in der Ukraine sei außer Kontrolle "so wie in Rumänien vor 20 Jahren". Das Land habe Import und Anbau von GVO nicht ordentlich geregelt und keine Mittel zur Überwachung.

Ein Großteil der ukrainischen Bohnen wird in die EU verkauft, ohne als gv-Soja deklariert zu sein. Der Bericht von Agent Green beziffert die diesjährige Sojabohnenfläche in der Ukraine auf insgesamt 1,7 Millionen Hektar. Die wichtigsten EU-Abnehmerländer von Sojabohnen und -schrot aus der Ukraine seien 2017 die Niederlande mit Einfuhren im Wert von 70 Millionen Euro, Italien mit 56 Millionen Euro und Griechenland mit knapp 36 Millionen Euro gewesen. Deutschland importierte Soja aus der Ukraine im Wert von 14 Millionen Euro.

Agent Green weist darauf hin, dass nach dem Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine diese bis Ende 2019 die Freisetzungsrichtlinie der EU umgesetzt haben muss. Das dürfte schwierig werden, schätzt Paun, denn der größte Teil der Infrastruktur sei bereits mit gv-Soja verunreinigt. Dadurch hätten die Unternehmen, die gentechnikfreie Ware ausführen, einen erhöhten Aufwand für die Qualitätssicherung. Unterstützt hatte die Recherche der rumänische Landesverband von Donau Soja. Die Organisation mit Sitz in Österreich fördert eine gentechnikfreie, nachhaltige und regionale Eiweißversorgung in Europa.

Neu sind die Warnungen vor illegaler gv-Soja aus der Ukraine nicht. Bereits 2016 berichteten das US-Landwirtschaftsministerium und das bundeseigene Thünen-Institut über großflächigen Anbau von gv-Soja. Dabei hatte das Land 2015 die Donau Soja Erklärung unterschrieben. Schon damals stellte Donau Soja fest, dass große Anstrengungen unternommen werden müssten, um dem gesetzlichen Anspruch der Ukraine als gentechnikfreiem Land Genüge zu tun. Zusammen mit Oksana Prosolenko, dem Vertreter der Organisation Donau Soja in der Ukraine, präsentierte Agent Green die Ergebnisse des Berichts auch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Prosolenko betonte dabei die Chancen, die ein gentechnikfreier Soja-Anbau für die Ukraine hat, und drückte seine Besorgnis über die derzeitige Situation aus. Zusammen mit anderen Organisationen und beteiligten Unternehmen appellierte Donau Soja in einem offenen Brief an Präsident, Premierminister und Parlament, sich des Themas anzunehmen. [lf]


Presseinfo Donau Soja und Agent Green: GM Soy is being illegally cultivated and is out of control in Ukraine (02.11.2018, mit Video)
https://en.agentgreen.ro/danube-soy-and-agent-green-press-release/

Agent Green - Report: Genetically engineered Soya in Ukraine, out of control (November 2018)
https://www.agentgreen.ro/wp-content/uploads/2018/11/2018_GM_soy_Ukraine_out_of_control.pdf

Donau Soja: Ukraine unterzeichnet Donau Soja Erklärung (15.06.2015)
http://www.donausoja.org/fileadmin/user_upload/Press/Press_Release/Presseaussendung_Ukraine_unterzeichnet_Donau_Soja_Erklaerung.pdf

keine-gentechnik.de: Europäische Sojaernte legt zu - Gentechnik-Verbot in Ukraine missachtet (23.6.2016)
http://keine-gentechnik.de/nachricht/31983/

Link zu diesem Beitrag beim Informationsdienst Gentechnik
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33473/#gsc.tab=0


weitere Nachrichten des Informationsdienstes Gentechnik:

Tonnen Tierfutter mit antibiotikaresistenten Gentech-Bakterien verfüttert, 18.12.2018
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33492/

Im Saatgut finden sich kaum gentechnische Verunreinigungen, 13.12.2018
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33504/

Glyphosat: Behörde verlängert Spritzmittelzulassungen ungeprüft, 12.12.2018
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33503/

EU-Ausschuss: Pestizide transparenter und umfassender prüfen, 07.12.2018
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33495/

Gene Drives: Vage Regeln statt weltweites Moratorium, 30.11.2018
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33483/

Lebensmittelwirtschaft fordert: EU-Kommission soll gentechnikfreie Produktion absichern, 28.11.2018
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33480/

EU-Berater empfehlen: Gentechnikrecht ändern, 27.11.2018
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33479/

Macht Brexit Großbritannien zum Einfallstor für Gentechnik?, 21.11.2018
https://www.keine-gentechnik.de/nachricht/33475/

*

Quelle:
Nachricht, 19.11.2018
Informationsdienst Gentechnik
c/o Zs-L Zukunftsstiftung Landwirtschaft
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 28482304, Fax: 030 / 28482309
E-Mail: info(at)keine-gentechnik(dot)de
Internet: www.keine-gentechnik.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Januar 2019

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang