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KLIMA/097: Malawi - Teepflanzen verkraften Klimawandel nicht, Existenz der Kleinbauern gefährdet (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. November 2011

Malawi: Teepflanzen verkraften den Klimawandel nicht - Existenz der Kleinbauern gefährdet

von Grit Porsch


Berlin, 7. November (IPS) - Der Klimawandel bringt Malawis Teebauern zunehmend in Existenznot. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage der Nichtregierungsorganisation 'Fairtrade' berichteten sie über Bodenerosion, abrutschende Anbauflächen und starken Schädlingsbefall. Bisher sichern ihnen die aromatischen Blätter 70 Prozent ihrer Einkommen. Tee ist Malawis zweitwichtigster Devisenbringer nach Tabak.

Die Ergebnisse der Fairtrade-Studie werden den Teilnehmern des Weltklimagipfels vorliegen, der vom 28. November bis 9. Dezember im südafrikanischen Durban stattfindet.

Meteorologische Daten, die die Vereinten Nationen und internationale Hilfsorganisationen über Malawi zusammengetragen haben, bestätigen die von 'Fairtrade' gefundenen Ergebnisse. Danach waren in dem südostafrikanischen Land vor 2001 nur neun Bezirke von Überschwemmungen betroffen. 2001 registrierten bereits 16 Bezirke Unwetterkatastrophen, und 2003 verwüsteten schwere Unwetter in 22 Distrikten Dörfer und Ernten und kosteten acht Menschen das Leben.

Die Universität von Greenwich hat aufgrund von Statistiken des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) von 2010 errechnet, dass Malawi bis 2030 einen Temperaturanstieg von 0,5 bis 1,8 Grad Celsius zu erwarten hat.

Für Austin Changazi ist diese Prognose eine Katastrophe. Er leitet die Sukambizi-Kooperative von 6.300 Kleinbauern, die im südlichen Malawi Tee anbauen. "Früher gab es hier genau das Wetter, in dem Tee gedeiht: Niederschläge von November bis September. Doch die Regenperioden werden immer kürzer, die Trockenzeiten länger", berichtete er gegenüber dem UN-Nachrichtendienst IRIN.

Zudem begünstigt der Klimawandel den Schädlingsbefall. "Der Teewanze (Helopeltis) fallen schon jetzt zwischen fünf und zehn Prozent unserer Ernten zum Opfer, und je länger es trocken bleibt, umso schlimmer wird es" klagte er. "Unsere Kleinbauern konnten früher auf einem Hektar Land 1.600 Kilo Tee ernten, jetzt sind es kaum mehr als 1.000 Kilo."


Hilfe zur Selbsthilfe

Das Geld zur kostspieligen und langwierigen Rekultivierung ihrer Teeplantagen fehlt den Kleinbauern der Kooperative. Besser geht es den mehr als 170 Farmern, die ihren grünen Tee an Satemwa Tea Estate abliefern. "Das Unternehmen unterstützt uns finanziell, so dass wir unsere Felder in der Trockenzeit etwas bewässern können", berichtete Betriebsleiter Chris Mazombwa. "Es gibt auch ein Rekultivierungsprogramm."

"Allerdings überleben wegen des Klimawandels nur 20 bis 30 Prozent der Jungpflanzen. Damit lassen sich die jährlichen Ausfälle kaum kompensieren", betonte Wilfred Kasitomu. Seit 30 Jahren beliefert der Teepflanzer den Großabnehmer Satemba. Er lobt die Bemühungen des Unternehmens, seine Lieferanten bei der Anpassung an den Klimawandel zu schulen.

"Wir nutzen einheimisches Saatgut und pflanzen exotische Bäume, die die Bodenqualität verbessern und mehr Regen bringen sollen", erklärte Kasitomu. "Mit der richtigen Hilfe können wir lernen, mit dem Klimawandel zu leben", betonte er. (Ende/IPS/mp/2011)


Links:
http://www.mejn.mwi/fairetrade.html
http://www.actionaid.org/
http://www.irinnews.org/printreport.aspx?reportid=94125

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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. November 2011