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KLIMA/340: St. Vincent und die Grenadinen - Klimafest werden, Land will aus alten Fehlern lernen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 31. Oktober 2014

St. Vincent und die Grenadinen: Klimafest werden - Land will aus alten Fehlern lernen

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Glenda Williams denkt an die Stürme zurück, die auf St. Vincent 13 Menschen getötet haben
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Pastures, St. Vincent, 31. Oktober (IPS) - Schon mehrfach hat Glenda Williams mitansehen müssen, wie ihre Heimatgemeinde Pastures in dem Karibikstaat St. Vincent und die Grenadinen bei Stürmen überflutet wurde. Die letzten beiden Unwetter seien jedoch noch "schlimmer und angsteinflößender" gewesen, als alles, was sie bis dahin gekannt habe.

"Das letzte Mal, am 24. Dezember 2013, hat der Fluss sogar einen Sportplatz überschwemmt. Die Menschen konnten dort Fische fangen", erzählt die 48-Jährige und fügt hinzu, dass auch der schwere Sturm in April 2011 mit Überschwemmungen und Erdrutschen einhergegangen sei.

Im vergangenen Dezember fielen in der Region mehrere hundert Millimeter Regen, die Farmen und Infrastruktur zerstörten. 13 Menschen kamen auf der Insel St. Vincent ums Leben. Die kleinen Nachbarländer Dominica und Saint Lucia waren ebenfalls betroffen.

Wie Ministerpräsident Ralph Gonsalves gegenüber IPS erklärte, hat der Kahlschlag der Wälder zu den jüngsten Überschwemmungen beigetragen. Gefällt würden die Bäume, um das Holz zu verkaufen oder Anbauflächen für Marihuana zu schaffen. "Wenn wir uns nicht um die Wälder kümmern, werden wir viele Probleme bekommen", sagte er.

Der Botschafter des Landes bei der Karibischen Gemeinschaft (Caricom) und bei der Organisation ostkaribischer Staaten (OECS), Ellsworth John, hält ein rasches Vorgehen gegen die Entwaldung für dringend erforderlich. Im Hinblick auf den Klimawandel müsse dieses Thema in die nationale Planung einbezogen werden.

Auf St. Vincent fand kürzlich eine Klimakonferenz statt. Gonsalves zufolge war der Veranstaltungsort gut gewählt, weil die Folgen der Klimaveränderungen in dem Land deutlich erkennbar sind. Das Treffen wurde im Rahmen eines Klimaschutzprojekts von OECS und der US-Entwicklungsbehörde USAID veranstaltet.

Bild: © Desmond Brown/IPS

Auf der Insel St. Vincent kam es in den letzten Jahren zu gravierenden Überschwemmungen und Erdrutschen
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Mit Hilfe von RRACC, einem seit 2011 laufenden Fünf-Jahres-Projekt, soll den ostkaribischen Staaten dabei geholfen werden, durch Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel widerstandsfähiger zu werden. Vorgesehen ist unter anderem, den Umgang mit Trinkwasser und das Küstenmanagement zu verbessern, die Bevölkerung für den Klimaschutz zu sensibilisieren und die Anpassung an den Klimawandel zu fördern.

Der stellvertretende Direktor des Zentrums für den Klimawandel der Karibischen Gemeinschaft (CCCCC), Ulric Trotz, warnt vor weiteren ähnlich extremen Wetterlagen. "Durch höhere Temperaturen und wärmere Ozeane bildet sich mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre. Wenn es regnet, dann sintflutartig." Die Folgen seien Erdrutsche und Abwassersysteme, die die Wassermassen nicht bewältigen könnten.


EU-Hilfen

Gonsalves zufolge musste St. Vincent und die Grenadinen zwischen 2011 und 2014 mehr als 600 Millionen Dollar für den Wiederaufbau nach Sturmkatastrophen aufwenden. Im September stellte die Europäische Union dem Land sowie St. Lucia Kredithilfen in Höhe von insgesamt 45,5 Millionen Dollar in Aussicht. Hinzu kommen weitere 500.000 Dollar an humanitärer Nothilfe für die sturmgeschädigte Bevölkerung. Mit den Geldern sollen die wichtigsten Infrastrukturen wiederaufgebaut und die Resilienz der beiden Länder durch einen verbesserten Schutz der Flüsse und die Stabilisierung von Hängen gestärkt werden.

Der Chateaubelair-Hafendamm in St. Vincent und den Grenadinen sowie die Playe-Brücke in St. Lucia, die durch den Sturm stark beschädigt worden sind, könnten von der EU-Hilfe profitieren. "Europa zeigt sich solidarisch mit den Karibikländern, die zu den anfälligsten Regionen der Welt gehören", sagte Mikael Barfod, Leiter der EU-Delegation in Barbados und der Ostkaribik.

Die Europäische Union stellt 25 Millionen Dollar zur Unterstützung des regionalen Katastrophenschutzprogrammes der Ostkaribischen Behörde für Katastrophenmanagement bereit. (Ende/IPS/ck/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/10/st-vincents-takes-to-heart-hard-lessons-on-climate-change/

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IPS-Tagesdienst vom 31. Oktober 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. November 2014