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LANDWIRTSCHAFT/091: Simbabwe - Ziegen statt Rinder, Farmer passen sich Klimawandel an (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 23. Juli 2015

Simbabwe: Ziegen statt Rinder - Farmer passen sich Klimawandel an

von Jeffrey Moyo


Bild: © Jeffrey Moyo/IPS

Viele Simbabwer haben sich in Zeiten des Klimawandels auf die Zucht und Haltung von Ziegen verlegt
Bild: © Jeffrey Moyo/IPS

HARARE (IPS) - In Simbabwe haben Farmer aufgrund des ungewöhnlich heißen und trockenen Klimas einen Großteil ihrer Rinderherden verloren. Seitdem stehen Ziegen, die Dürren deutlich besser standhalten können, hoch im Kurs.

Auch Wissenschaftler halten die resistenten und genügsamen Nutztiere für die bessere Wahl. "Seit es in Simbabwe nur noch unregelmäßig regnet, ist die Rinderzucht nicht mehr nachhaltig", bestätigt der unabhängige Klimaexperte Happison Chikova.

In dem Land südlich der Sahara soll die Ziegenzucht ausgeweitet werden. Vorgesehen sei, das Fleisch der Tiere in Länder wie Südafrika, Tansania und Nigeria sowie in den Nahen Osten zu exportieren, wo es als Delikatesse gelte, berichtet Chrispen Kadiramwando, Vorsitzender des Simbabwischen Ziegenzüchterverbands.

Laut dem simbabwischen Ministerium für kleine und mittlere Unternehmen gibt es landesweit etwa 136.000 Ziegenzüchter. Einer von ihnen ist Livias Ncube aus der Region 5. "In diesem Teil des Landes regnet es fast nirgendwo genug. Meine Ziegen nehmen aber immer weiter an Gewicht zu, obwohl sie kein Extra-Tierfutter bekommen", freut er sich. Ncube verdient ganz gut am lokalen Ziegenhandel und am Ziegenfleischexport nach Mosambik.


Lukratives Geschäft

Der Viehzüchter unterhält zwar nach wie vor eine große Rinderherde, doch investiert er zunehmend in den Kauf von Ziegen. 130 Exemplare hat er mittlerweile angeschafft, die er für jeweils 70 US-Dollar weiterverkauft. Auf diese Weise kommen monatlich an die 1.600 Dollar zusammen. Die Ziegen vermehren sich trotz der Trockenheit schneller als Rinder.

Mit Hilfe des simbabwischen Viehzuchtförderprogramms ZRR, das von der US-Entwicklungsbehörde USAID unterstützt wird, hat Ncube gelernt, wie sich mit Ziegen gute Geschäfte machen lassen. Im Rahmen des Programms werden den Farmern unter anderem Kenntnisse in Tiermedizin vermittelt.

Wie die 'Matobo'-Forschungsstation, die sich mit Ziegenzucht beschäftigt, in einer neuen Studie betont, werden in Simbabwe bereits mehr als zwei Millionen Ziegen gehalten. Etwa 98 Prozent davon weiden auf Gemeindeland.

Agrarexperten zufolge wäre es wichtig, die einheimischen Bauern über den monetären Wert der Ziegen zu unterrichten. "Tausende Farmer züchten Ziegen, doch die meisten wissen nicht, dass sie höhere Preise mit den Tieren erzielen könnten. Der Informationsfluss zwischen den Märkten und den Produzenten ist unzureichend", kritisiert der staatliche Agrarexperte Leonard Vazungu.

Anfang dieses Jahres hatte die Regierung etwa 10.000 Ziegen zu Zuchtzwecken an Bauern verteilt. Bis zum Jahr 2018 soll sich die Zahl der Tiere auf 44 Millionen erhöhen. Der Rinderbestand des südafrikanischen Landes ist von 6,8 Millionen im Jahr 2000 auf derzeit 5,2 Millionen zurückgegangen.


Nationale Klimaschutzstrategie angemahnt

"Investitionen in Kleintiere wie Ziegen, die in Dürreregionen besser überleben können, begrenzen den Verlust von Nutztieren", erläutert Barnabas Mawire, Landesdirektor der Umweltorganisation 'Environment Africa'. Seiner Meinung wird es höchste Zeit für eine umfassende nationale Klimastrategie.

Doch finanzielle Probleme bremsen den Kampf gegen den Klimawandel aus. "Die Kürzung öffentlicher Mittel hat zur Folge, dass wir mit anderen Partnern zusammenarbeiten müssen, um die Klimaschutzagenda voranzubringen", sagt Veronica Gudu aus dem simbabwischen Umweltministerium. "Wir arbeiten bereits an der ersten nationalen Klimaschutzstrategie und versuchen so viele Ressourcen wie möglich zu mobilisieren."

Ziegenzüchter wie Ncube sind derweil auf sich allein gestellt, um mit den Herausforderungen durch den Klimawandel zurecht zu kommen. "Wir machen weiter", versichert er. (Ende/IPS/ck/23.07.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/07/goats-take-the-bite-out-of-climate-change-in-zimbabwe/

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IPS-Tagesdienst vom 23. Juli 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juli 2015

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