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LATEINAMERIKA/002: Zentralamerika. Saubere Energie gefragt, Länder wollen Ölimporte reduzieren (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Juli 2010

Zentralamerika: Saubere Energien gefragt - Länder wollen Ölimporte reduzieren

Von Danilo Valladares


Guatemala-Stadt, 21. Juli (IPS) - Die Länder Zentralamerikas wollen zunehmend umweltfreundliche Energien erzeugen und nutzen. Sie setzen vor allem auf Wasser- und Windkraftwerke, um ihre Abhängigkeit von teuren Erdölimporten zu verringern.

In Honduras soll noch in diesem Jahr eines der größten Windkraftwerke Lateinamerikas den Betrieb aufnehmen. In der Gemeinde Santa Ana nahe der Hauptstadt Tecucigalpa sollen 100 Megawatt Strom erzeugt werden. Wie der Eigentümer 'Energía Eólica Honduras' erklärte, sind dazu Investitionen von etwa 250 Millionen US-Dollar notwendig. 'Energía Eólica Honduras' ist eine Tochterfirma des Konzerns 'Mesoamerica Energy', in dem sich 15 regionale Unternehmen zusammengeschlossen haben.

Der zentralamerikanische Staat will außerdem 2,1 Milliarden Dollar in den Bau von 52 Wasserkraftwerke stecken. Nach Angaben der Honduranischen Vereinigung von Kleinproduzenten erneuerbarer Energien sollen sie zwischen 2010 und 2016 jeweils knapp fünf Megawatt Elektrizität erzeugen.

"Wir wollen Energiesicherheit garantieren, um nicht von den internationalen Erdölpreisen abhängig zu sein", sagte die Verbandspräsidentin Elsia Paz im Gespräch mit IPS. Neben der Förderung einer nachhaltigen Entwicklung sei es auch wichtig, ländliche Regionen an das Stromnetz anzuschließen. Die Erzeugung sauberer Elektrizität gestatte auch eine größere Diversifizierung des Energiesektors. Rund 70 Prozent des bisher produzierten Stroms basierten auf fossilen Energieträgern, erklärte Paz.


Erneuerbare Energieträger nach und nach durch Importe ersetzt

Das Beispiel von Honduras zeigt deutlich, wie sehr sich die Region im Laufe der Jahre von Ölimporten abhängig gemacht hat. Noch in den achtziger Jahren stellten die Länder Zentralamerikas 75 Prozent ihres Stroms aus erneuerbaren Quellen her. An erster Stelle stand die Wasserkraft. Zurzeit liege der Anteil nur noch bei 50 Prozent, teilte die nichtstaatliche Stiftung Energienetz BUNCA in Costa Rica mit.

Das nicaraguanische Energieministerium kündigte im Mai an, dass das Land spätestens 2016 seinen gesamten Strom aus sauberen Quellen beziehen wolle. Dazu soll ein entsprechendes nationales 'grünes' Energieprogramm aufgelegt werden. Wie in Honduras wird auch in Nicaragua nach offiziellen Angaben der größte Teil der Elektrizität derzeit aus Erdölimporten erzeugt.

Das dürfte sich aber bald ändern. In der Autonomen Region Südatlantik wird das Wasserkraftwerk Tumarín gebaut. Es ist das größte Projekt dieser Art in ganz Nicaragua. Die Anlage, die 220 Megawatt hervorbringen soll, wird von dem brasilianischen Konsortium Queiroz Galvão - Eletrobras finanziert.

Gegen das Kraftwerk protestierten jedoch die umliegenden Gemeinden, die negative Folgen für das Becken des Rio Grande de Matagalpa befürchten. Sie beschweren sich außerdem darüber, von den Behörden nicht angehört worden zu sein. Das mehr als 600 Millionen Dollar teure Kraftwerk soll in 30 Jahren in die Hände des nicaraguanischen Staates übergehen.

An einem Ufer des Nicaragua-Sees im Departement Rivas liegt der Windenergiepark Amayo I und II. Die mit Investitionen aus den USA, Guatemala und Nicaragua arbeitende Anlage generiert 63 Megawatt und ist damit die bisher größte ihrer Art in ganz Zentralamerika.

Luis Molina von der Abteilung für Umweltkontrolle des Energieministeriums in Managua sagte IPS, dass die Projekte für erneuerbare Energien dabei helfen sollten, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und den Strom in alle ländlichen Regionen zu bringen. Etwa ein Viertel der insgesamt rund 40 Millionen Menschen in Zentralamerika hat bisher keinen Zugang zu Elektrizität.


Japan finanziert Masterplan in El Salvador

In El Salvador werden bereits Biotreibstoffe, Solarenergie und Elektrizität aus Erdwärme produziert. Die japanische Behörde für internationale Entwicklung will 1,5 Millionen Dollar für einen Masterplan zur Entwicklung sauberer Energien in dem Land zur Verfügung stellen. Der Plan soll Ende dieses Jahres anlaufen.

Laut Experten können in der Region bis zu 22.000 Megawatt Strom aus Wasser erzeugt werden. Wie der Rat für die Elektrifizierung Zentralamerikas feststellte, werden diese Ressourcen bisher erst zu 17 Prozent genutzt.

Vorreiter auf dem Gebiet der sauberen Energien ist Costa Rica, das laut dem staatlichen Elektrizitätswerk ICE 80 Prozent seines Stroms mit Wasserkraft produziert. Staatspräsidentin Laura Chinchilla kündigte an, dass das Land als erstes der Welt hundert Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen schöpfen wolle. (Ende/IPS/ck/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2010