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LATEINAMERIKA/009: Mexiko - Regierung wirbt für Privatinitiative im Umweltschutz (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. August 2010

Mexiko:
Umweltschutz nicht allein Sache des Staates - Regierung fördert Privatinitiativen

Von Emilio Godoy


Amecameca, Mexiko, 4. August (IPS) - Mexiko gehört zu den 15 Staaten mit der weltweit größten Artenvielfalt. Um diesen Reichtum zu erhalten, wirbt die Regierung dafür, dass mehr private Kooperativen Parzellen nach einem Nutzungsplan nachhaltig bewirtschaften.

1997 gründete das mexikanische Umweltministerium die ersten 'Einheiten für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Natur' (UMA). Das Programm soll auch dazu dienen, die Diversifizierung der Landwirtschaft in dem lateinamerikanischen Staat voranzutreiben. Die Einnahmen aus der Bewirtschaftung der Parzellen fließen in die Kassen der Bauern, die das Land bestellen.

Derzeit sind etwa 10.000 Parzellen offiziell als UMA registriert. Auf einer Fläche von insgesamt 34 Millionen Hektar und somit auf 17 Prozent des Territoriums Mexikos betreiben Bauern oder lokale Kooperativen inzwischen ökologische Landwirtschaft. Laut offiziellen Statistiken erwirtschafteten diese Initiativen etwa 393 Millionen US-Dollar. Daneben gibt es 174 staatliche Naturschutzgebiete, die zusammen rund 25 Millionen Hektar groß sind.

Vor zehn Jahren entschied sich auch der Ingenieur Luis Alvarado dazu, aktiv für den Erhalt der natürlichen Ressourcen einzutreten. In der zentralmexikanischen Gemeinde Amecameca etwa 60 Kilometer südöstlich der Hauptstadt kaufte er ein heruntergekommenes Grundstück, auf dem jahrelang illegal Bäume gefällt worden waren.

Nachdem Alvarado eine staatliche Genehmigung erhalten hatte, bildet die etwa 25 Hektar große Parzelle seit 2002 die UMA Temaxcal. Das Gebiet liegt etwa 2.400 Meter über dem Meeresspiegel an einem Hang des Vulkans Iztaccihuatl. Die Projektbeteiligten achten darauf, dass die etwa 70 Tier- und 200 Pflanzenarten in dem Gebiet geschützt werden. Sie bieten auch Führungen über das Gelände und Workshops über nachhaltige Ressourcennutzung an.

In Temaxcal werden zudem Wildtiere wie der bedrohte Weißwedelhirsch aufgezogen und später in die Freiheit entlassen. Auch andere Spezies wie der Graufuchs, der Rothalsfalke und die Schleiereule werden auf diese Weise vor dem Aussterben bewahrt.


Wiederaufforstung geglückt

"Am Anfang haben wir uns um die Wiederaufforstung gekümmert", berichtete der Direktor des Projekts. Francisco Paiz, dessen nichtstaatliche Organisation 'Mater Natura' Temaxcal seit sechs Jahren verwaltet. Auf der Parzelle wachsen mittlerweile Oyamel-Tannen, Zedern, Sumpfzypressen und Montezuma-Zypressen.

"Im Laufe der Jahre konnten wir auch beobachten, dass sich die Böden erholten und viele Tiere zurückkehrten", sagte Paiz. In diesem Jahr will 'Mater Natura' noch rund 5.000 neue Bäume pflanzen.

Der Einsatz der Organisation für die Umwelt hat sich herumgesprochen. Allein im Juli kamen mehr als 250 Besucher, die sich am Ort selbst ein Bild von dem Projekt machen wollten. Die Verantwortlichen, denen für ihre Arbeit nur umgerechnet 267 US-Dollar wöchentlich zur Verfügung stehen, können durch die Führungen und Kurse ihr Budget weiter aufstocken.

Die UMA seien ein gutes Beispiel dafür, wie Ökosystemen auch ein wirtschaftlicher Wert beigemessen werden könne, meinte der Biologe José Sarukhán, der die staatliche Nationale Kommission für den Umgang mit Biodiversität (Conabio) leitet. Nach Erkenntnissen der Kommission hat das Land bereits 56 Tierarten verloren. Fast 1.900 Pflanzenspezies sind außerdem vom Aussterben bedroht.

Nicht alle Grundstücke befinden sich in privatem Besitz. In einigen Fällen stellten Gemeinden Bürgergruppen Land zur Nutzung bereit. Vertreter von Umweltvereinigungen wünschen sich allerdings mehr Unterstützung.


Mehr Unterstützung angemahnt

"Die UMA sind ein gutes Instrument zum Schutz der Artenvielfalt. Sie benötigen aber höhere Zuschüsse und weitere technische Hilfe", sagte der Gründer der Organisation 'Colectividad Razonatura', Olmo Torres.

Zusätzliche Einnahmen verschaffen sich die UMA durch die kontrollierte Jagd auf nicht gefährdete Tiere, die Lieferung von Rohstoffen an die Industrie sowie durch Kunsthandwerk und Ökotourismus. Die meisten Initiativen dieser Art sind bisher im Norden Mexikos und im südöstlichen Bundesstaat Tabasco entstanden.

Temaxcal versteht sich über den Ressourcenschutz hinaus als ökologisches Versuchsgelände. Inzwischen wird dort auch Solarstrom erzeugt, geplant ist außerdem die Aufbereitung von Regenwasser. (Ende/IPS/ck/2010)

200-jährige Montezuma-Zypresse in dem Ort Amecameca - Bild: Emilio Godoy/IPS

200-jährige Montezuma-Zypresse in dem Ort Amecameca
Bild: Emilio Godoy/IPS

Link:
http://www.semarnat.gob.mx/gestionambiental/vidasilvestre/Pages/sumas.aspx
http://www.conabio.gob.mx/
http://razonatura.org/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=96060

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 4. August 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2010