Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

MEER/099: Internationale Kommission entscheidet über Antarktis-Meeresschutzgebiete (AOA)


Antarctic Ocean Alliance - 5. Juli 2013

In Bremerhaven entscheidet sich das Schicksal des weltweit größten Meeresschutzgebietes in der Antarktis

Internationale Kommission tagt auf Einladung der Bundesregierung in der deutschen Seestadt - Umweltorganisationen fordern von Deutschland politische Führung beim internationalen Meeresschutz



Bremerhaven, 5. Juli 2013 - In Bremerhaven wird sich in der kommenden Woche entscheiden, ob in der Antarktis zwei der weltweit größten Meeresschutzgebiete eingerichtet werden können oder nicht. Das Thema steht auf der Tagesordnung einer Sondersitzung der internationalen Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der Antarktis (CCAMLR), die am 15. und 16. Juli auf Einladung der Bundesregierung in der deutschen Seestadt stattfindet. 30 führende Umweltorganisationen, die sich zur Antarctic Ocean Alliance (AOA) zusammengeschlossen haben, fordern von Deutschland politische Führung beim internationalen Meeresschutz.

"Voraussetzung für ein erfolgreiches Ergebnis der Verhandlungen in Bremerhaven sind sowohl eine starke politische Führung seitens des Gastgeberlandes als auch eine bessere internationale Zusammenarbeit", sagt Steve Campbell, Campaign Director der Antarctic Ocean Alliance. Die deutsche Unterstützung sei von unschätzbarem Wert, da das bevorstehende Treffen eine einmalige Gelegenheit für die internationale Gemeinschaft sein werde, "Weitblick beim Meeresschutz zu zeigen". Campbell wertet Deutschlands Rolle dabei als besonders wichtig, weil die guten Beziehungen zu Russland, Norwegen und China dazu beitragen könnten, einen Konsens in Bremerhaven zu erzielen, um zu einer positiven Entscheidung zu kommen.

Die letzte Tagung der antarktischen Schutzkommission zur Einrichtung von Schutzgebiete in der Antarktis war im November 2012 in Australien an den Stimmen Russlands, Chinas und Norwegens gescheitert. Gemeinsam wurde die Entscheidung auf Einladung Deutschlands die Entscheidung zu den sogenannten "Marine Protected Areas" (MPAs) auf die Sondersitzung am 15. und 16. Juli in Bremerhaven vertagt.

Ziel der Sitzung ist, über die Vorschläge zur Einrichtung zweier Schutzgebiete im Rossmeer und an den Küstenregionen der östlichen Antarktis zu entscheiden. Im Erfolgsfall könnten die Delegierten einen für den globalen Umweltschutz bedeutsamen Präzedenzfall schaffen: Die verhandelten Meeresschutzgebiete wären dann die größten Naturschutzgebiete weltweit, annähernd halb so groß wie Europa.

Das "letzte Meer", wie einige Wissenschaftler das Rossmeer in der südlichen Antarktis wegen seiner Ursprünglichkeit nennen, gehört mit zu den noch am wenigsten von Klimawandel, Überfischung und industrieller Verschmutzung betroffenen Ozeanen der Welt. Als kritische Klimareferenzzone und Klimarefugium für eisabhängige Arten kommt den Gewässern um die Antarktis vor allem wissenschaftlich eine besonders wichtige Funktion zu. Schon seit 1980 untersucht deshalb das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Antarktis intensiv das Weddellmeer, zu dessen Schutz sich die Bundesregierung schon im Jahr 2012 ausdrücklich bekannt hatte. Wie das Rossmeer und die östliche Antarktis gehört das Weddellmeer zu einem der insgesamt neun Planungsregionen im CCAMLR-Vertragsgebiet des gesamten Antarktischen Ozeans.

Insgesamt macht der Antarktische Ozean zehn Prozent der Weltmeere aus - dieses Jahr entscheiden 25 Länder über das Schicksal nicht nur über das einzigartige Ökosystem der Antarktis, sondern über die Zukunft der Weltmeere.

*


Hintergrundinformation
Die Ausweisung von Meeresschutzgebieten in der Antarktis

Die Ozeane um die Antarktis gehören noch zu den am wenigsten berührten Meeren der Erde. Zu verdanken ist dies der zwischenstaatlichen Organisation "Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis" (CCAMLR - "Commision for the Conservation of Antarctic Marine Living Resources"). Die Kommission ging aus einem Übereinkommen hervor, das 1980 als Ergänzung des Antarktisvertrags von 1959 und als Antwort auf das zunehmende kommerzielle Interesse am Fang von Antarktischem Krill in den 1970er Jahren unterzeichnet wurde. Alle 25 Mitglieder der CCAMLR (darunter auch die Europäische Union) hatten sich bereits auf die Gründung eines Netzwerks von sogenannten "Marine Protected Areas" (MPAs)* im Südlichen Polarmeer bis zum Jahr 2012 verständigt, konnten sich jedoch auf einer Sitzung im November 2012 nicht auf die Ausweisung zweier Meeresschutzgebiete für die östliche Antarktis (Vorschlag von Australien, der EU und Frankreich) sowie für das Rossmeer (Vorschlag von Neuseeland und den Vereinigten Staaten) einigen (siehe Grafik unten).

Die Sitzung in Bremerhaven im Juli 2013 wurde einberufen, um ganz speziell die Diskussionen über diese zwei Vorschläge zur Schaffung von Meeresschutzgebieten im Vertragsgebiet weiterzuführen. Zusammen umfassen die beiden Gebiete eine Fläche von 3,2 Millionen Quadratkilometern. Das entspricht mehr als einem Drittel der Fläche Europas bzw. das Elffache der Fläche Deutschlands. Die Antarctic Ocean Alliance (AOA), ein Zusammenschluss von 30 Umweltorganisationen mit mehreren prominenten Botschaftern, begrüßen die beiden Vorschläge zur Ausweisung der Meeresschutzgebiete, betonen aber, dass sie in den kommenden Jahren weiter vergrößert werden sollten. Über 40 Prozent des südlichen Eismeeres erkennt die AOA als schutzbedürftig und plädiert deshalb für die Einrichtung weiterer Meeresschutzzonen. Zu diesem wichtigen Vorhaben will auch Deutschland mit einem eigenen Projekt im Weddellmeer beitragen. Das Weddellmeer ist eine von insgesamt neun Planungsregionen im CCAMLR-Vertragsgebiet des gesamten Antarktischen Ozeans.

AOA und die laufenden Vorshläge zur Errichtung zweier Meeresschutzgebiete - Graphik: © Antarctic Ocean Alliance

Graphik: © Antarctic Ocean Alliance


Die Antarctic Ocean Alliance (AOA) ist ein Zusammenschluss von über 30 führenden Umweltorganisationen und profilierten Persönlichkeiten, die gemeinsam an der Verwirklichung von großräumigem Schutz wichtiger antarktischer Meeresökosysteme arbeiten. Zu den Mitgliedern der Allianz zählen u.a. die Pew Charitable Trusts, Greenpeace, WWF, die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC), Humane Society International, Mission Blue (US), Oceans 5 (US), Deepwave (Deutschland), The Last Ocean, Forrest & Bird (NZ), ECO (NZ) sowie die assoziierten Partnerorganisationen Natural Resources Defense Council (NRDC), Korean Federation for Environmental Movement (KFEM), Greenovation Hub (China), Oceana, der International Fund for Animal Welfare (IFAW), die International Polar Foundation (UK), Plant a Fish, das International Programme on the State of the Ocean und OceanCare (Schweiz).
Zu den AOA-Botschaftern gehören die Schauspieler Leonardo DiCaprio, Edward Norton, die Meeresforscherin Dr. Sylvia Earle, der Unternehmer Sir Richard Branson, der chinesische Unternehmer und Erforscher Wang Jing und der koreanische Schauspieler Yoo Ji-Tae. http://antarcticocean.org/de/

DEEPWAVE wurde 2003 mit dem Ziel gegründet, den Schutz der Ökosysteme der Hoch- und Tiefsee voranzubringen. www.deepwave.org

Greenpeace ist eine unabhängige Umweltorganisation, die mit friedlichen Protestaktionen und kreativer Kommunikation globale Umweltprobleme aufdeckt. www.greenpeace.de

Whale and Dolphin Conservation (WDC) ist die größte internationale Organisation, die sich ausschließlich dem Schutz von Walen und Delfinen widmet. www.whales.org

Der World Wide Fund For Nature (WWF) ist eine der größten und erfahrensten Naturschutzorganisationen der Welt und in mehr als 100 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen ihn fünf Millionen Förderer. Das globale Netzwerk des WWF unterhält 90 Büros in mehr als 40 Ländern. Rund um den Globus führen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell 1300 Projekte zur Bewahrung der biologischen Vielfalt durch. www.wwf.de


Weitere Informationen: www.antarcticocean.org.

*

Quelle:
Pressemitteilung, 05.07.2013
Antarctic Ocean Alliance (AOA)
weitergeleitet von:
Media company, Agentur für Kommunikation GmbH
www.mediacompany.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juli 2013