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MEER/171: UN - Verhandlungen über verbindliches Hochseeabkommen beschlossen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. Januar 2015

UN: Verhandlungen über verbindliches Hochseeabkommen beschlossen

von Thalif Deen

Bild: © CSSF/NEPTUNE Canada/cc by 2.0

Wie ein Nachtgespenst bewegt sich diese Qualle in 892 Meter Tiefe im Barkley Canyon vor der kanadischen Pazifikinsel Vancouver Island
Bild: © CSSF/NEPTUNE Canada/cc by 2.0

New York, 26. Januar (IPS) - Nach neun Jahren des Zögerns haben die Vereinten Nationen die Einberufung einer zwischenstaatlichen Konferenz beschlossen, die den Entwurf eines rechtsverbindlichen internationalen Abkommens zum Schutz der marinen biologischen Vielfalt in Meeresgebieten jenseits nationaler Zuständigkeiten vorbereiten soll.

Die 'High Seas Alliance', eine Allianz aus 27 Nichtregierungsorganisationen (NGOs), und der Weltnaturschutzbund (IUCN), hatten eine entscheidende Rolle beim Zustandekommen der jüngsten Entscheidung gespielt, die in den frühen Morgenstunden des 24. Januar gefällt wurde.

Laut Karen Sack, Meeresbeauftragte von 'The Pew Charitable Trusts', einem Mitglied der NGO-Koalition, wird ein mit Vertretern aller 193 Vertragsstaaten des Internationalen Seerechtsabkommens (UNCLOS) besetztes Vorbereitungskomitee im kommenden Jahr seine Arbeit aufnehmen. Bis 2017 soll es der UN-Vollversammlung erste Empfehlungen für die zwischenstaatliche Konferenz vorlegen.

Bei den etwas mehr als viertägigen Gesprächen hatten anfangs etliche Staaten gemauert, darunter die USA, Russland, Kanada, Japan und Südkorea, wie ein Teilnehmer des Verhandlungsmarathons erklärte. Schließlich aber hätten sich die Befürworter einer internationalen Regulierung der Hochseegebiete durchgesetzt.

Auch wenn es nicht gelungen sei, den Verhandlungsprozess zeitlich zu begrenzen, sei man insbesondere über die Bereitschaft der USA, sich der Staatenmehrheit anzuschließen, sehr erfreut. Die UN-Vollversammlung muss dem jetzt erzielten Ergebnis bis September 2015 zustimmen. Die Zusage gilt als reine Formalität.

Mit den Hochsee- oder Meeresgebieten jenseits nationaler Zuständigkeit ('Areas beyond national Jurisdiction' - ABNJ) sind nach Artikel 86 von UNCLOS all diejenigen Teile des Meeres gemeint, die außerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszone von bis zu 200 Seemeilen, der Küstenmeere und der Gewässer von Archipelstaaten liegen.

Gut 64 Prozent der Weltmeere befinden sich jenseits der 200-Seemeilenzone. Das entspricht in etwa 40 Prozent der Erdoberfläche. Da sie sich außerhalb jeder nationalen Zuständigkeit befinden, sind sie der größte ungeschützte und rechtlose Raum der Welt, wie die 'High Seas Alliance', eine Koalition internationaler Umweltgruppen, in einer Mitteilung betont hat.

Die fehlende Regierungsgewalt gilt allgemein als eine der Hauptursachen für den zunehmend kritischen Zustand der Hochsee. Um Abhilfe zu schaffen, soll die Staatengemeinschaft möglichst bald über die Einführung von Schutzmaßnahmen verhandeln. Im Gespräch sind Meeresschutzgebiete, die Anfertigung von Meeresverträglichkeitsstudien, die nachhaltige Nutzung der unschätzbaren genetischen Ressourcen dieser Gebiete sowie der Kapazitätenaufbau in Entwicklungsländern und der Transfer von Meerestechnologien.

Die immensen Gefahren, die von menschlichen Aktivitäten wie Meeresverschmutzung, Überfischung, Bergbau und Klimawandel für diese Hochseeregionen ausgehen, machen ein internationales Schutzabkommen für diese Gebiete dringlicher denn je, so die High Seas Alliance. "In internationalen Gewässern geht es zu wie im wilden Westen. Es fehlt an starken Regeln und Sheriffs", so Lisa Speer, Meeresbeauftragte beim 'Natural Resources Defence Council'. (Ende/IPS/kb/2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/01/after-nine-years-of-foot-dragging-u-n-ready-for-talks-on-high-seas-treaty/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2015


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