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PROTEST/087: Einflussnahme großer Ölkonzerne auf COP20 kritisiert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. Dezember 2014

Klima: Einflussnahme großer Ölkonzerne auf COP20 kritisiert - Aktivisten drängen auf Kapitalabzug aus Fossilenergieproduktion

von Leehi Yona und Diego Arguedas Ortiz


Bild: © Mit freundlicher Genehmigung von 'Adopt a Negotiator'

Aktivisten protestieren am Rande einer Veranstaltung von Shell im Rahmen der Klimakonferenz COP20 in Lima
Bild: © Mit freundlicher Genehmigung von 'Adopt a Negotiator'

Lima, Peru, 11. Dezember (IPS) - Am Rande der UN-Klimakonferenz COP20 in Peru, auf der auch die großen Erdöl- und -gaskonzerne nahezu allgegenwärtig sind, machen Aktivisten Front gegen den Einfluss der 'Schmutzlobby'.

Die COP20 neigt sich ihrem Ende zu, und noch immer bemühen sich Delegierte aus 195 Ländern um ein verbindliches internationales Abkommen zur Entschleunigung des Klimawandels. Doch Umweltaktivisten befürchten, dass die Präsenz der Brennstoffkonzerne den ohnehin trägen Verhandlungsprozess weiter verlangsamt.

Unterdessen gewinnen in mehreren Staaten der Welt Kampagnen für einen Kapitalabzug aus der Produktion fossiler Brennstoffe an Boden. Angesichts mangelnder Klimaschutzmaßnahmen appellieren Studenten an Aktionäre von Großkonzernen wie 'Gazprom', 'Petrobras', 'PetroChina', 'Chevron' und 'ConocoPhillips', ihr Kapital abzuziehen.


Kampagnen sollen Klimagespräche anheizen

Maddy Salzman, ehemalige Organisatorin der Kampagne 'Fossil Free Washington University', hält die Kampagnen für wirksame Druckmittel, um in die festgefahrenen Klimagespräche wieder Bewegung zu bringen. "Was die notwendigen Gesetze und Investitionsentscheidungen angeht, werden wir uns nicht auf das politische Establishment verlassen können. Es liegt an uns, den Bürgern, die Veränderungen herbeizuführen, die wir für wichtig halten", sagt sie.

Auslöser für die Kampagne war ein 2011 veröffentlichter Bericht der 'Carbon Tracker Initiative', der warnend hervorhob, dass etwa vier Fünftel der bekannten weltweiten fossilen Energiereserven unbedingt im Boden bleiben müssen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern. Wenn es moralisch verwerflich sei, den Planeten zu zerstören, sei es ebenso verwerflich, daraus Profit zu schlagen, so die Organisatoren der Initiative.

Auf vier Kontinenten werden derzeit ähnliche Kapitalabzugskampagnen durchgeführt, die sich meistens an Universitäten und Stiftungen, aber auch an staatliche Pensionsfonds und Städte richten. Etliche Kampagnen, unter anderem an Hochschulen in den USA und Kanada, haben sich bereits als recht erfolgreich herausgestellt. Um ihnen weiter Auftrieb zu verleihen, wird die Einführung eines Globalen Deinvestitionstages gefordert.


Globaler Tag für Kapitalabzug

Deinvestitionskampagnen haben ebenfalls dafür gesorgt, dass die Lobbyarbeit der Industrie auf der zwölftägigen COP20, die am 12. Dezember endet, in den Fokus gerückt ist.

So kritisierte Dyanna Jaye, Vorsitzende der 'Virginia Student Environmental Coalition' und Delegierte der Gruppe 'SustainUS', dass sich den Produzenten selbst auf der COP20 eine Plattform biete, Druck auszuüben, um substanzielle Verhandlungsergebnisse zu verhindern. "Während die Klimaforschung auf immer ehrgeizigere Zielsetzungen pocht, müssen wir uns die Märchen von profitorientierten Unternehmen anhören, dass wir die fossilen Brennstoffe brauchen."

Am 8. Dezember demonstrierten Klimaaktivisten im Lima gegen eine von 'Shell' gesponserte Veranstaltung. Produzenten fossiler Energien könnten nicht Teil der auf der COP20 gesuchten Klimalösungen sein, so Sally Bunner von der Kampagne 'Earlham College Responsible Energy Investment'. "Seit vielen Jahrzehnten hat sich gezeigt, dass Förderung und Einsatz fossiler Brennstoffe Menschen, Wasser, Luft und Böden vergiften."

Die Veranstaltung von Shell ist nicht das einzige Beispiel für die Präsenz der Industrie auf der Klimakonferenz. Vertreter von Erdölunternehmen treffen sich in Lima mit Mitgliedern von Delegationen aus zahlreichen Ländern. Am 6. Dezember twitterte die Umweltministerin der kanadischen Provinz British Columbia, Mary Polak, dass sie den Klimaberater von Chevron treffen werde. Auf Kritik in den sozialen Netzwerken reagierte sie mit der Erklärung, dass man mit den Ölunternehmen sprechen müsse, um sie zum Umdenken zu bewegen. (Ende/IPS/ck/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/12/divestment-campaign-aims-to-bleed-dry-the-fossil-fuel-industry/

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IPS-Tagesdienst vom 11. Dezember 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2014