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RESSOURCEN/029: Mexiko - Staatliche Ölfirma will trotz Wassermangel in Schiefergasgeschäft einsteigen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. April 2013

Mexiko: Für Fracking fehlt Wasser - Staatliche Ölfirma will in Schiefergasgeschäft einsteigen

von Emilio Godoy



Mexiko-Stadt, 18. April (IPS) - Die staatliche Ölfirma Pemex will Schiefergasvorkommen in Mexiko erschließen. Dazu braucht sie jedoch große Mengen an Wasser, was Kritik an den Plänen ausgelöst hat.

"In Mexiko fehlt Wasser. Woher sollen wir es also nehmen, um Schiefergas zu fördern?" fragt Miriam Grunstein vom staatlichen Forschungs- und Lehrzentrum für Wirtschaft. Grunstein verweist unter anderem auf die anhaltende Trockenheit im vergangenen Jahr, die einen großen Teil Zentral- und Nordmexikos im Griff hatte. Die Folgen für Land- und Viehwirtschaft waren verheerend. In diesem Jahr könnte sich das Szenario den Wetterprognosen zufolge wiederholen.

Pemex hat seit 2011 mindestens sechs Bohrungen in den nordmexikanischen Bundesstaaten Nuevo León und Coahuila durchgeführt. Zurzeit plant sie eine Erkundungsreise im südöstlichen Bundesstaat Veracruz. 245 Millionen US-Dollar will sie dafür über einen Zeitraum von 18 Monaten investieren. In das Projekt ist auch das staatliche Erdölinstitut Mexikos involviert.

Schiefergas wird auch unkonventionelles Erdgas genannt. Im Gegensatz zu konventionellen Vorkommen, die in großen unterirdischen Feldern lagern und deshalb leicht angezapft werden können, ist das unkonventionelle Erdgas in kleinen Gesteinsporen eingeschlossen. Das Gestein wird mithilfe von Wasserdruck und einem Gemisch aus giftigen Chemikalien aufgebrochen, sodass das Gas herausströmen kann. Diese Methode wird auf englisch 'Hydraulic Fracturing' oder kurz: 'Fracking' genannt.

Während sie einerseits als Alternative zu den konventionellen Gasvorkommen betrachtet wird, die sich langsam dem Ende zuneigen, gibt es große Umwelt- und Gesundheitsbedenken. Bisher ist unklar, wie sich die Chemikalien im Boden verhalten und was mit dem Abwasser geschehen soll.


Externe Kosten einbeziehen

"Man muss die externen Umweltkosten in die Rechnung mit einbeziehen", fordert David Enríquez, Professor am privaten Autonomen Technologie-Institut Mexikos. Externe Kosten beziehen sich auf Nebenwirkungen von unternehmerischen Aktivitäten, die nicht ausreichend im Markt berücksichtigt werden. Das sind in der Regel negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.

"Das ist ein sehr sensibles Thema, vor allem, wenn man den Wassermangel in Mexiko und die Umweltprobleme hier im Land in Betracht zieht." Man müsse zunächst eine Reihe von Umweltverträglichkeitsstudien durchführen. "Vorher darf Schiefergas nicht gefördert werden."

Einer Studie der US-amerikanischen Umweltinformationsbehörde EIA zufolge befinden sich 48 Schiefergasstätten in 32 Staaten, darunter auch Mexiko. Insgesamt sollen sich die Reserven weltweit auf mehr als 163 Milliarden Kubikmeter belaufen.

Mexikos staatliche Regulierungskommission für Energie schätzt, dass für den Betrieb jedes Fracking-Bohrlochs zwischen 7,5 Millionen und 30 Millionen Liter Wasser eingesetzt werden müssen. Für ein Feld mit zehn Bohrbrunnen würden bis zu 40 Millionen Liter Wasser benötigt.

Brennstoff-Kommission will Voraussetzungen für die Förderung von Schiefergas festlegen

Bevor Pemex mit der Förderung des Schiefergases starten kann, will die Nationale Kommission für fossile Brennstoffe in diesem Jahr die Bedingungen festlegen, an die sich Unternehmen halten sollen, wenn sie unkonventionelles Erdgas suchen und fördern wollen.

Pemex hat vor, bis 2016 20 Bohrbrunnen anzulegen und dafür insgesamt zwei Milliarden Dollar auszugeben. Bis 2050 soll die Zahl der Bohrungen exponentiell steigen: 6.500 Bohrbrunnen sind geplant.

"Warum bremst die Regierung die Entwicklung der Technologie nicht aus, wenn es negative Auswirkungen auf die Umwelt geben kann?" fragt Grunstein. "Wenn es um die Förderung von Rohstoffen geht, kann man unserer Regierung einfach nicht über den Weg trauen. Die Opportunitätskosten sind gewaltig."

In den USA wurde Anfang 2013 das Zentrum für die nachhaltige Entwicklung von Schiefergas mit Sitz im US-Bundesstaat Pennsylvania gegründet. Daran beteiligt sind Vertreter von Umweltorganisationen, Wissenschaftler und von Ölfirmen. Sie haben sich bereits auf 15 Standards geeignet, die der Luft- und Wasserverschmutzung vorbeugen und das Klima schützen sollen. Fördervorhaben sollen von einem unabhängigen Gutachter auf diese Kriterien hin untersucht werden. Das Zentrum könnte Modell für ein ähnliches Projekt in Mexiko stehen. (Ende/IPS/jt/2013)


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http://www.eia.gov/
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. April 2013