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WALD/025: Madagaskar - Kahlschlag der Wälder, Schutzmaßnahmen greifen nicht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. Mai 2011

Madagaskar: Kahlschlag der Wälder - Schutzmaßnahmen greifen nicht

Von Lovasoa Rabary-Rakotondravony


Antananarivo, 20. Mai (IPS) - Die Übergangsregierung in Madagaskar führt derzeit einen erfolglosen Feldzug gegen den Raubbau an den Wäldern. So wird der kostbare Baumbestand auch gut ein Jahr nach dem Einschlags-, Transport-, Handels- und Exportverbot für kostbare Hölzer gnadenlos dezimiert.

Mitte April beschlagnahmte die Polizei von Antalaha, einer Küstenstadt im Nordosten des Landes, 30 Tonnen Rosenholz. Wenige Tage zuvor wurden in Tolagnaro im Südosten drei Lkw angehalten, die 115 Rosenholzstämme geladen hatten. In der gleichen Region waren bereits zuvor mehr als 1.000 Stämme konfisziert worden. Madagaskar, ein Inselstaat vor der Küste Mosambiks, verfügt über die weltgrößten Rosenholzwälder.

In der Hafenstadt Mahajanga im Nordwesten werden seit Dezember über 250 Container mit Rosenholz festgehalten, die für den Export bestimmt sind. Der Großteil der Ladung stamme aus Mampikony, einem Gebiet 250 Kilometer südöstlich von Mahajanga, berichtet Ndranto Razakamanarina von der Voahary-Gasy-Umweltallianz.

"Seit dem Erlass ist es zu keinen Holzexporten mehr gekommen", weiß Razakamanarina. 2009, dem Jahr, als der Sturz des damaligen Staatspräsidenten Marc Ravalomanana den südostafrikanischen Inselstaat in die politische Krise stürzte, und im ersten Quartal 2010 waren noch 2.600 Container verschifft worden. "Der Einschlag geht jedoch unvermindert weiter, weiß Razakamanarina. Die Holzhändler hofften, dass das Exportverbot wieder aufgehoben wird.

Nach Angaben von Bernard Rakotondrainibe, dem stellvertretenden Direktor des Madagaskar-Nationalparks, konnte das Problem in einigen wenigen Gebieten durch die Einbindung lokalenr Gemeinschaften in den Schutz der Wälder gelöst werden. Das gelte für die Regionen Marojejy und Masoala im Osten.


Unzureichende Kontrollen

In Antalaha fehlt es an finanziellen Mitteln für den Schutz der umliegenden Wälder. "Dort gibt es nur 70 Waldhüter, die ein Riesenareal von 400 Kilometern überwachen müssen", berichtet ein Polizist. Er kritisiert, dass die Lagerung von Holz nicht gesetzlich verboten ist. Die Sicherheitskräfte müssten die Diebe somit entweder auf frischer Tat beim Holzeinschlag ertappen oder beim Transport und Export der kostbaren Hölzer zugreifen.

Das illegale Geschäft profitiert zudem von einer Reihe gesetzlicher Schlupflöcher. So erwirkten Holzhändler aus Boeny und Mahajanga die Freigabe von 250 Containern Holz mit der Begründung, dass nur der Export von Rohhölzern verboten sei. Umweltminister Herilanto Raveloharison hat inzwischen etliche Lokalregierungen aufgefordert, den Kampf gegen den Einschlag kostbarer Hölzer zu verschärfen.

Auch Justizministerin Christine Razanamahasoa ist tätig geworden. Sie traf sich mit den Staatsanwälten aller Gerichtsbezirke und forderte sie auf, den Handel mit Rosenholz rigoros zu verfolgen.

Wie Razakamanarina betont, müssen die Behörden mehr denn je unter Beweis stellen, dass ihnen der Schutz der Wälder am Herzen liege, wollten sie wieder in den Genuss internationaler Gelder kommen. Seit dem Ausbruch der politischen Krise 2009 wurde der Großteil der internationalen Hilfe eingestellt, die vor allem für den Schutz der Umwelt bestimmt war. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Mai 2011